Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
Vom Netzwerk:
Yasuko die Scheine. Nachdem sie der Form halber etwas gezögert hatte, nahm sie das Geld und bedankte sich leise.
    »Also weiter«, sagte Ishigami und fuhr fort, die Taschen des Toten zu durchsuchen. Er fand Togashis Brieftasche mit ein bisschen Geld, seinem Führerschein und ein paar Quittungen.
    »Shinji Togashi … Shinjuku West, Bezirk Shinjuku. Meinen Sie, er hat noch dort gewohnt?«, fragte er Yasuko nach einem Blick auf den Führerschein.
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, aber ich glaube eigentlich nicht. Er hat zwar vor einiger Zeit in Shinjuku West gewohnt, aber es hörte sich an, als hätte man ihn hinausgeworfen, weil er die Miete nicht mehr zahlen konnte.«
    »Der Führerschein wurde anscheinend vor einem Jahr erneuert. Das heißt, er hat wahrscheinlich seine alte Adresse beibehalten, obwohl er woanders wohnt.«
    »Wahrscheinlich ist er ziemlich viel umgezogen. Er hatte keinen festen Arbeitsplatz, also konnte er sich nicht längerfristig etwas mieten.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Ishigami, als sein Blick auf eine der Quittungen fiel.
    »
Pension Ogiya
« stand da. Er hatte offenbar 5.880 Yen im Voraus für zwei Nächte bezahlt. Ishigami zog die Mehrwertsteuer ab und kam auf einen Preis von 2.800 pro Nacht.
    Er zeigte Yasuko die Quittung. »Ich glaube, hier hat er im Augenblick übernachtet. Und wenn er nicht auscheckt, wird der Wirt das Zimmer ausräumen. Wenn er etwas dort gelassen hat, wundern sie sich vielleicht und rufen die Polizei. Vielleicht wollen sie auch keinen Ärger und unternehmen nichts. Bestimmt verschwindet dort immer wieder mal ein Gast. Deshalb muss man auch im Voraus bezahlen. Aber es wäre unklug, allzu optimistisch zu sein.«
    Ishigami suchte weiter. Er fand den Schlüssel, der einen Anhänger mit der Nummer 305 hatte.
    Benommen starrte Yasuko darauf. Sie wirkte völlig hilflos. Aus der Nachbarwohnung drang das gedämpfte Geräusch eines Staubsaugers, der gegen die Wände stieß. Misato ging offenbar mit Feuereifer zu Werke und legte in ihrer Verunsicherung ihre ganze Kraft in das Wenige, das sie tun konnte. Ich muss die beiden beschützen, dachte Ishigami. Er war zum Äußersten entschlossen. Nie wieder würde er einer so schönen Frau wie Yasuko so nahe kommen, dessen war er sich sicher. Er musste seine ganze Intelligenz und all seine Fähigkeiten einsetzen, um jeden Schaden von ihr und ihrer Tochter abzuwenden.
    Ishigami betrachtete das Gesicht des toten Mannes. Jeder Ausdruck war daraus gewichen. Er hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Klumpen Lehm als mit einem Menschen. Es war jedoch erkennbar, dass der Mann in seiner Jugend sehr gut ausgesehen haben musste. Auch wenn er in den letzten Jahren etwas zugenommen hatte, war er genau der Typ, auf den Frauen flogen.
    Auch Yasuko hatte sich in ihn verliebt. Eifersucht stieg wie eine kleine Blase in ihm auf und breitete sich in seinem Inneren aus. Beschämt, dass er zu solchen Gedanken fähig war, schüttelte er den Kopf.
    »Wissen Sie, ob es jemanden gibt, der ihm nahestand?« Ishigami fuhr mit seiner Befragung fort.
    »Nein, ich hatte ihn wirklich ewig nicht gesehen.«
    »Haben Sie ihn gefragt, was er morgen vorhatte? Hat er gesagt, dass er sich mit jemandem treffen will?«
    »Nein, nichts dergleichen. Es tut mir leid. Ich weiß, ich bin keine große Hilfe«, sagte Yasuko entschuldigend.
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Natürlich können Sie das nicht wissen.« Ishigami zog mit seiner behandschuhten Hand die Lippen des Toten auseinander und schaute ihm in den Mund. Einer seiner Backenzähne war mit Gold überkront. »Er hatte eine Zahnbehandlung?«
    »Als wir verheiratet waren, ist er regelmäßig zum Zahnarzt gegangen.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Wir wurden vor fünf Jahren geschieden.«
    »Vor fünf Jahren?« Da gab es kaum Hoffnung, dass die Krankenakte nicht mehr existierte.
    »Ist er aktenkundig bei der Polizei?«
    »Ich glaube nicht. Natürlich weiß ich nicht, was er nach unserer Trennung gemacht hat.«
    »Es könnte also sein.«
    »Ja, schon …«
    Auch wenn der Mann kein Verbrechen begangen hatte, konnte er doch wegen eines Verkehrsdelikts registriert sein. Ishigami wusste nicht, ob die Kriminalpolizei sich die Mühe machte, Fingerabdrücke mit der Verkehrssünderdatei abzugleichen, aber es konnte nichts schaden, auch mit dieser Möglichkeit zu rechnen. Togashis Identität würde unweigerlich ans Licht kommen, ganz gleich, wie sie seine Leiche beseitigten. Damit musste man sich

Weitere Kostenlose Bücher