Verdammnis
wenn er sie zum Mund führte.
»Wie heißen Sie?«
»Ich heiße Mikael Blomkvist. Vor ein paar Minuten sind in diesem Haus zwei Personen erschossen worden. Sie heißen Dag Svensson und Mia Bergman. Im dritten Stock. Vor ihrer Tür stehen ein paar von den Nachbarn.«
»O Gott«, sagte die Frau.
»Wer sind Sie?«, erkundigte sich Mårtensson.
»Ich heiße Annika Giannini.«
»Wohnen Sie hier?«, fragte er den Mann.
»Nein«, antwortete Mikael Blomkvist. »Ich wollte das Paar, das gerade erschossen worden ist, nur besuchen. Das ist meine Schwester, sie hat mich hierhergefahren.«
»Sie behaupten also, dass zwei Personen erschossen wurden. Haben Sie die Tat beobachtet?«
»Nein. Ich habe die Toten gefunden.«
»Dann müssen wir jetzt nach oben gehen und uns die Sache ansehen.«
»Warten Sie«, hielt Mikael ihn auf. »Nach den Angaben der Nachbarn fielen die Schüsse, unmittelbar bevor ich ankam. Ich habe innerhalb einer Minute nach meiner Ankunft die Notrufzentrale angerufen. Seitdem sind weniger als fünf Minuten vergangen. Das bedeutet, dass der Mörder sich immer noch in unmittelbarer Nähe befinden muss.«
»Aber Sie können ihn nicht beschreiben?«
»Wir haben niemand gesehen. Es ist möglich, dass einer der Nachbarn etwas gesehen hat.«
Mårtensson machte Magnusson ein Zeichen, der daraufhin sein Funkgerät hob und mit leiser Stimme eine Meldung an die Kommandozentrale durchgab. Er wandte sich an Mikael.
»Können Sie uns den Weg zeigen?«, bat er.
Als sie ins Haus gingen, blieb Mikael stehen und deutete stumm auf die Kellertreppe. Mårtensson bückte sich und musterte die Waffe. Dann ging er die Treppe ganz hinunter und probierte die Kellertür. Sie war verschlossen.
»Ohlsson, Sie bleiben hier und behalten die Treppe im Auge«, sagte Mårtensson.
Vor Dags und Mias Wohnung hatte sich die Versammlung der Nachbarn schon etwas aufgelöst. Zwei Nachbarn waren wieder in ihre Wohnung gegangen, aber der Mann im braunen Bademantel stand immer noch auf seinem Posten. Er schien erleichtert, als er die Uniformen sah.
»Ich habe niemand reingelassen«, sagte er.
»Sehr gut«, entgegneten Mikael und Mårtensson.
»Hier sind anscheinend Blutspuren auf der Treppe«, bemerkte Magnusson.
Alle blickten zu Boden und suchten nach Fußspuren. Mikael warf einen Blick auf seine italienischen Slipper.
»Das waren vermutlich meine Schuhe«, erklärte Mikael. »Ich war in der Wohnung.«
Mårtensson sah Mikael forschend an. Mit einem Kugelschreiber drückte er die Wohnungstür auf und stellte weitere Blutspuren im Flur fest.
»Nach rechts. Dag Svensson liegt im Wohnzimmer und Mia Bergman im Schlafzimmer.«
Mårtensson inspizierte rasch die Wohnung und kam schon nach wenigen Sekunden wieder heraus. Über Funkgerät forderte er Verstärkung an. Während er sprach, trafen die Notärzte ein. Mårtensson beendete das Gespräch und hielt sie auf.
»Zwei Personen, vermutlich tot. Könnte einer von Ihnen hineingehen und versuchen, den Tatort so wenig wie möglich in Unordnung zu bringen?«
Es dauerte nicht lange, bis man festgestellt hatte, dass die Notärzte überflüssig waren. Plötzlich verspürte Mikael starke Übelkeit und wandte sich an Mårtensson.
»Ich geh mal kurz raus. Ich brauche frische Luft.«
»Ich kann Sie leider nicht gehen lassen.«
»Keine Sorge«, versicherte Mikael. »Ich setze mich einfach auf die Treppe vorm Haus.«
»Dürfte ich bitte mal Ihren Ausweis sehen?«
Mikael zückte seine Brieftasche und drückte sie Mårtensson in die Hand. Dann drehte er sich wortlos um, ging hinunter und setzte sich auf die Vortreppe, wo Annika noch immer mit Ohlsson stand. Sie setzte sich neben ihn.
»Micke, was ist denn passiert?«, fragte sie ihn.
»Zwei Menschen, die ich furchtbar gern hatte, sind ermordet worden. Dag Svensson und Mia Bergman. Das Manuskript, das du für mich lesen solltest, war von ihm.«
Annika Giannini verstand sofort, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um weitere Fragen zu stellen. Stattdessen legte sie ihrem Bruder den Arm um die Schultern. Eine Handvoll neugieriger Abendspaziergänger blieb auf der anderen Straßenseite auf dem Bürgersteig stehen. Mikael betrachtete sie stumm, während weitere Polizisten eintrafen und ihre Absperrungen aufstellten. Die Mordermittlungen nahmen ihren Lauf.
Es war kurz nach drei Uhr morgens, als Mikael und Annika das Polizeirevier endlich verlassen durften. Sie hatten eine Stunde lang in Annikas Auto vor dem Haus in Enskede gesessen und
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