Verdammnis
verkündete er. »Das darf natürlich kein unverhältnismäßig großer Posten im Budget werden, aber ich möchte Sie beide, Bohman und Eriksson, von Ihren anderen Aufgaben entbinden. Ihre einzige Aufgabe soll sein - ein wenig vage ausgegedrückt - ›die Wahrheit über Lisbeth Salander‹ herauszufinden.«
Bohman und Eriksson sahen Armanskij zweifelnd an.
»Ich möchte, dass Sie, Fräklund, diese Untersuchung leiten. Ich will wissen, was passiert ist und was Lisbeth Salander möglicherweise dazu trieb, ihren rechtlichen Betreuer und das Paar in Enskede umzubringen. Es muss eine logische Erklärung geben.«
»Entschuldigen Sie, aber das hört sich doch wohl eher nach einer rein polizeilichen Aufgabe an«, wandte Fräklund ein.
»Zweifellos«, erwiderte Armanskij sofort. »Aber wir sind der Polizei gegenüber leicht im Vorteil. Wir kannten Lisbeth Salander und haben einen gewissen Einblick gewonnen, wie sie tickt.«
»Na ja«, meinte Bohman in zweifelndem Ton. »Ich glaube, niemand in der Firma kannte Salander wirklich oder hatte eine Ahnung, was in ihrem kleinen Kopf vorging.«
»Das spielt keine Rolle«, gab Armanskij zurück. »Salander hat für Milton Security gearbeitet. Ich finde, wir haben eine gewisse Verantwortung, die Wahrheit herauszufinden.«
»Salander arbeitet schon seit … wie lange ist das jetzt schon her, seit fast zwei Jahren nicht mehr für uns«, gab Fräklund zu bedenken. »Ich finde nicht, dass wir eine besondere Verantwortung für das haben, was sie so ausheckt. Und ich glaube auch nicht, dass die Polizei es sonderlich schätzt, wenn wir uns in ihre Ermittlungen einmischen.«
»Im Gegenteil«, klärte Armanskij ihn auf. Das war sein großer Trumpf, und er musste ihn geschickt ausspielen.
»Wie - im Gegenteil?«, fragte Bohman.
»Gestern hatte ich ein paar lange Gespräche mit dem Leiter der Voruntersuchung, Staatsanwalt Ekström, sowie mit Kriminalinspektor Bublanski, der die Ermittlungen leitet. Ekström steht in der momentanen Situation sehr unter Druck. Das ist hier kein Allerweltsverbrechen unter Gangstern gewesen, sondern ein Ereignis mit enormem Medienpotenzial. Ein Anwalt, eine Kriminologin und ein Journalist wurden regelrecht hingerichtet. Da die Hauptverdächtige eine ehemalige Angestellte von Milton Security ist, habe ich ihnen mitgeteilt, dass wir uns für eine Untersuchung des Falles entschieden haben.«
Armanskij machte eine Pause, bevor er fortfuhr.
»Ekström und ich sind uns darüber einig, dass es im Moment das Wichtigste ist, Lisbeth Salander so schnell wie möglich zu fassen, bevor sie sich oder anderen noch mehr Schaden zufügen kann«, erklärte er. »Da wir sie besser kennen als die Polizei, können wir etwas zu den Ermittlungen beitragen. Ekström und ich haben uns daher darauf verständigt, dass Sie beide«, er zeigte auf Bohman und Eriksson, »nach Kungsholmen gehen und sich Bublanskis Team anschließen.«
Alle drei sahen ihn verblüfft an.
»Entschuldigen Sie die einfältige Frage … aber wir sind doch keine Polizisten«, wunderte sich Bohman. »Will uns die Polizei trotzdem in ihre Mordermittlungen mit einbeziehen?«
»Sie sind Bublanski unterstellt, berichten aber auch an mich. Sie erhalten vollen Einblick in die Ermittlungen. Sämtliches Material, das wir haben und das Sie ab jetzt noch finden, geht auch an ihn. Für die Polizei heißt das nur, dass Bublanskis Team gratis Verstärkung bekommt. Außerdem haben Sie und Fräklund doch jahrelang bei der Polizei gearbeitet, bevor Sie hier anfingen. Und Sie, Eriksson, haben die Polizeischule besucht.«
»Aber das verstößt doch gegen die Prinzipien …«
»Nicht im Geringsten. Die Polizei zieht oft externe Berater zu ihren Ermittlungen hinzu. Das können Psychologen sein, bei einem Sexualverbrechen zum Beispiel, oder auch Dolmetscher bei Ermittlungen, in denen Ausländer eine Rolle spielen. Sie haben eben Spezialkenntnisse über die Hauptverdächtige.«
Fräklund nickte langsam.
»Okay. Milton beteiligt sich also an der Ermittlungsarbeit der Polizei und versucht dazu beizutragen, dass Salander gefasst wird. Sonst noch was?«
»Eines noch: Ihr Auftrag von Miltons Seite lautet, die Wahrheit herauszufinden. Sonst nichts. Ich will wissen, ob Salander diese drei Menschen erschossen hat - und wenn ja, warum.«
»Besteht denn irgendein Zweifel an ihrer Schuld?«, erkundigte sich Eriksson.
»Die Indizien, die die Polizei gefunden hat, belasten sie sehr stark. Aber ich will wissen, ob es in dieser
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