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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Ersten, dass Dag Svensson ein hervorragender Schriftsteller gewesen war, der eindringlich die Mechanismen des Mädchenhandels beschrieb. Sie wünschte, er hätte Vorlesungen an der Polizeihochschule halten können - seine Kenntnisse wären eine dringend nötige Ergänzung zum Unterricht gewesen. Hans Faste zum Beispiel war so ein Mensch, dem Svenssons Erkenntnisse zugute gekommen wären.
    Zum Zweiten verstand sie plötzlich, warum Mikael Blomkvist meinte, Dags Recherchen könnten ein Mordmotiv abgeben. Denn mit der Veröffentlichung wären nicht nur ein paar Freier an den Pranger gestellt worden. Einige der Akteure, die in Prozessen gegen Sexualverbrecher Recht gesprochen oder sich an der öffentlichen Debatte beteiligt hatten, wären völlig vernichtet gewesen. Mikael Blomkvist hatte recht. Das Buch enthielt ein Mordmotiv.
    Doch wo war die Verbindung zu Nils Bjurman? Der kam in Svenssons Unterlagen überhaupt nicht vor, was Blomkvists Argumentation nicht nur bedeutend schwächte, sondern eher das Bild von Lisbeth Salander als einzig möglicher Verdächtigen untermauerte.
    Obwohl das Motiv für die Morde an Dag Svensson und Mia Bergman unklar war, hatte man Lisbeth Salander dennoch mit dem Tatort und der Mordwaffe in Verbindung bringen können. So klare Indizien ließen sich schwerlich anders interpretieren. Sie deuteten darauf hin, dass Salander diejenige war, die die tödlichen Schüsse in der Wohnung in Enskede abgegeben hatte.
    Zudem stellte die Waffe einen direkten Zusammenhang mit dem Mord an Anwalt Bjurman her. In diesem Fall konnte es gar keinen Zweifel geben, dass eine persönliche Verbindung und außerdem ein mögliches Motiv vorlag - der künstlerischen Verzierung auf Bjurmans Bauch nach zu urteilen, konnte es sich um irgendeinen sexuellen Übergriff oder eine Art sadomasochistische Beziehung der beiden handeln. Es war kaum vorstellbar, dass Bjurman sich diese bizarre Tätowierung freiwillig zugelegt hatte. Möglicherweise fand er irgendeinen Genuss in seiner Erniedrigung, oder Salander - wenn sie denn für dieses Tattoo verantwortlich war - hatte dafür gesorgt, dass er sich nicht wehren konnte. Modig wollte sich gar nicht vorstellen, wie Letzteres abgelaufen sein könnte.
    Peter Teleborian hatte bekräftigt, dass sich Lisbeth Salanders Gewalttätigkeit gegen Personen richtete, die sie aus verschiedensten Gründen als bedrohlich empfand oder die sie gekränkt hatten.
    Sonja Modig dachte eine Weile über die Dinge nach, die Teleborian über Lisbeth Salander gesagt hatte. Er wirkte so, als wolle er seine ehemalige Patientin schützen und vor Unheil bewahren. Gleichzeitig bauten die Ermittlungen in hohem Maße auf seiner Analyse auf - eine Soziopathin an der Grenze zur Psychose.
    Mikael Blomkvists Theorie sagte ihr mehr zu.
    Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, während sie versuchte, sich ein Szenario vorzustellen, in dem Lisbeth Salander nicht die einzige Mörderin war. Schließlich nahm sie ihren Kugelschreiber und schrieb zögernd eine Zeile auf ihren Notizblock.
    Zwei völlig getrennte Motive? Zwei Mörder? Eine Mordwaffe!
    Sie hatte einen Gedanken, den sie nicht recht fassen und formulieren konnte, aber diese Frage wollte sie bei Bublanskis nächster Versammlung aufwerfen. Sie konnte nicht recht erklären, warum ihr der Gedanke an Lisbeth Salander als einzige Mörderin auf einmal gar nicht mehr gefiel.
    Schließlich machte sie Feierabend, indem sie resolut den Computer ausschaltete und die CDs in die Schreibtischschublade sperrte. Sie zog ihre Jacke an, knipste die Schreibtischlampe aus und wollte gerade die Tür schließen, als sie Geräusche im Flur hörte. Sie runzelte die Stirn. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie als Einzige der Abteilung noch im Büro war. Sie ging durch den Flur zu Hans Fastes Zimmer. Seine Tür stand halb offen.
    »Damit haben wir unbestreitbar den Zusammenhang gefunden«, hörte sie ihn sagen.
    Unentschlossen blieb sie noch einen Moment stehen, bevor sie tief durchatmete und an den Türrahmen klopfte. Hans Faste sah sie irritiert an.
    »Modig ist auch noch im Haus«, sagte Faste in den Hörer. Dann hörte er zu und nickte, ohne Sonja Modig dabei aus den Augen zu lassen.
    »Okay. Ich werde sie informieren.« Er legte auf.
    »Das war Bublanski«, erklärte er. »Was willst du?«
    »Inwiefern haben wir einen Zusammenhang gefunden?«, wollte sie wissen.
    Er sah sie forschend an.
    »Lauschst du etwa an der Tür?«
    »Nein, aber deine Tür stand offen.«
    Faste zuckte mit den

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