Verdammnis
Schultern.
»Ich habe Bublanski angerufen, um ihm mitzuteilen, dass das Kriminaltechnische Labor endlich etwas Brauchbares gefunden hat.«
»Aha.«
»Dag Svensson hatte ein Handy mit einer Prepaidkarte von Comviq. Sie haben jetzt endlich eine Liste der Gespräche. Das Gespräch mit Mikael Blomkvist um 20 Uhr 12 hat sich bestätigt. Blomkvist war also wirklich bei seiner Schwester zum Abendessen.«
»Gut. Ich glaube ohnehin nicht, dass Blomkvist etwas mit den Morden zu tun hat.«
»Ich auch nicht. Aber Dag Svensson hat an diesem Abend noch ein zweites Gespräch geführt. Um 21 Uhr 34. Das Gespräch dauerte drei Minuten.«
»Und?«
»Er hat Anwalt Nils Bjurman zu Hause angerufen. Mit anderen Worten, es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Morden.«
Sonja Modig ließ sich langsam auf Hans Fastes Besucherstuhl sinken.
»Ach ja, natürlich. Setz dich doch.«
Sie ignorierte ihn.
»Aber wie sieht die zeitliche Abfolge aus? Kurz nach acht ruft Dag Svensson Mikael Blomkvist an und verabredet mit ihm ein Treffen für später. Um halb zehn ruft Svensson bei Bjurman an. Kurz vor Ladenschluss, um 22 Uhr, kauft Salander Zigaretten in einem Tabakladen in Enskede. Kurz nach elf kommen Mikael Blomkvist und seine Schwester nach Enskede, und um genau 23 Uhr 11 ruft er die Notrufzentrale an.«
»Scheint zu stimmen, Miss Marple.«
»Aber das kann nicht sein. Nach Angaben des Pathologen wurde Bjurman zwischen 22 und 23 Uhr erschossen. Da war Salander schon in Enskede. Wir sind immer davon ausgegangen, dass Salander zuerst Bjurman erschoss und danach das Paar in Enskede.«
»Das hat nichts zu sagen. Ich habe noch mal mit dem Pathologen gesprochen. Wir haben Bjurman ja erst einen Tag später gefunden, fast vierundzwanzig Stunden nach dem Mord. Der Pathologe meinte, dass der Zeitpunkt seines Todes um bis zu einer Stunde abweichen könnte.«
»Aber Bjurman muss das erste Opfer gewesen sein, denn die Tatwaffe haben wir in Enskede gefunden. Das würde bedeuten, dass sie Bjurman irgendwann nach 21 Uhr 34 erschoss und danach sofort nach Enskede fuhr, um dort im Tabakladen einzukaufen. Reicht die Zeit denn überhaupt, um vom Odenplan nach Enskede zu fahren?«
»Ja, allerdings. Sie ist nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, wie wir früher angenommen haben. Sie hatte ja ein Auto. Sonny Bohman und ich haben es getestet und sind die Strecke einmal abgefahren. Da bleibt genügend Zeit.«
»Aber dann hätte sie noch eine ganze Stunde gewartet, bevor sie Dag Svensson und Mia Bergman erschoss. Was hat sie in der Zwischenzeit gemacht?«
»Sie hat Kaffee mit ihnen getrunken. Wir haben ihre Fingerabdrücke auf der Tasse.«
Er sah sie triumphierend an. Sonja Modig seufzte und schwieg ein paar Minuten.
»Hans, für dich ist das Ganze eine Art Prestigefrage. Du kannst ein richtiger Blödmann sein und die Leute manchmal richtig zur Weißglut bringen, aber eigentlich bin ich gekommen, um mich bei dir für die Ohrfeige zu entschuldigen. Dazu hatte ich kein recht.«
Er musterte sie lange.
»Vielleicht findest du, dass ich ein Blödmann bin. Ich meinerseits finde, dass du unprofessionell bist und bei der Polizei nichts verloren hast. Zumindest nicht auf dieser Ebene.«
Sonja Modig erwog mehrere Repliken, zuckte jedoch nur die Achseln und stand auf.
»Dann wissen wir ja, woran wir jeweils sind«, stellte sie fest.
»Wir wissen, woran wir sind. Und glaub mir eins, du wirst dich hier nicht lange halten können.«
Sonja Modig zog die Tür schwungvoller hinter sich zu, als sie beabsichtigt hatte. Lass dich von diesem verdammten Aas nicht ärgern. Sie ging in die Garage und holte ihr Auto. Hans Faste blickte zur Tür und lächelte zufrieden.
Mikael Blomkvist war gerade nach Hause gekommen, als sein Handy klingelte.
»Hallo. Hier ist Malin. Kannst du gerade sprechen?«
»Klar.«
»Mir ist da gestern was eingefallen.«
»Erzähl.«
»Ich hab die Zeitungsausschnitte über Salander gelesen und bin dabei auf die Doppelseite mit ihrem Psychiatrie-Hintergrund gestoßen.«
»Ja, und?«
»Das ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber ich frage mich, wie diese Lücke in ihrer Biografie zu erklären ist.«
»Welche Lücke?«
»Es gibt haufenweise Details über Streitereien, in die sie seit ihrer Schulzeit verwickelt war. Mit Lehrern, Klassenkameraden und so weiter.«
»Ich kann mich erinnern.«
»Und dann kommen so einige Details über Lisbeth in der Kinderpsychiatrie und über ihre Teenagerjahre bei ihren
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