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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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widerstehen.
    »Hier ist Mikael Blomkvist«, hörte er eine Stimme am anderen Ende.
    Verdammt!
    »Es ist nach Mitternacht. Ich habe schon geschlafen.«
    »Tut mir leid. Aber ich glaube, es könnte Sie interessieren, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe vor, morgen um zehn eine Pressekonferenz anlässlich der Morde an Dag Svensson und Mia Bergman abzuhalten.«
    Gunnar Björck schluckte.
    »Ich werde von Details aus dem Buch über Mädchenhandel berichten. Der einzige Freier, den ich namentlich nennen werde, sind Sie.«
    »Sie haben versprochen, mir Zeit zu geben …«
    Er hörte die Panik in seiner eigenen Stimme und bremste sich.
    »Es sind bereits mehrere Tage verstrichen. Sie haben mir versprochen, mich nach dem Wochenende anzurufen. Morgen ist Dienstag. Entweder reden Sie jetzt, oder ich halte morgen eine Pressekonferenz ab.«
    »Wenn Sie diese Pressekonferenz abhalten, werden Sie niemals etwas über Zala erfahren.«
    »Schon möglich. Aber das ist dann nicht mehr mein Problem. Dann können Sie sich stattdessen eben mit den offiziellen Ermittlern von der Polizei unterhalten. Und mit den restlichen Massenmedien des Landes.«
    Es gab keinen Verhandlungsspielraum mehr.
    Björck ging auf ein Treffen mit Mikael Blomkvist ein, konnte es aber bis zum Mittwoch aufschieben. Noch eine kurze Frist. Aber er war bereit.
    Auf Biegen oder Brechen.
    Sandström wusste nicht, wie lange er k. o. gewesen war, doch als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Wohnzimmerboden. Sein ganzer Körper schmerzte, und er konnte sich nicht bewegen. Nach einer Weile begriff er, dass seine Hände mit Isolierband auf dem Rücken gefesselt waren. Seine Füße waren taub. Über seinem Mund klebte ebenfalls ein breites Stück Isolierband. Die Lampen im Zimmer brannten, die Jalousien waren heruntergezogen. Er war unfähig zu begreifen, was hier eigentlich passiert war.
    In diesem Moment nahm er ein Geräusch wahr, das aus seinem Arbeitszimmer zu kommen schien. Er blieb still liegen, lauschte und hörte, wie eine Schublade geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ein Raubüberfall? Er hörte Papier rascheln und ein Geräusch, als würde jemand in seinen Schubladen wühlen.
    Eine Ewigkeit danach hörte er Schritte hinter sich. Sandström versuchte, den Kopf zu drehen, konnte jedoch niemanden sehen. Er versuchte, die Ruhe zu bewahren.
    Aus heiterem Himmel legte sich eine Schlinge um seinen Hals und zog sich zu. In seiner Panik hätte er fast seinen Darm entleert. Er blickte auf und sah das Seil zu einer Winde laufen, die oben an dem Haken hing, an dem sonst die Wohnzimmerlampe befestigt war. Dann trat sein Feind in sein Blickfeld. Als Erstes sah er ein Paar kleine schwarze Stiefel.
    Er wusste nicht, was er erwartete hatte, aber der Schock hätte kaum größer sein können. Im ersten Moment erkannte er die irre Psychopathin nicht wieder, mit deren Passbild seit dem Osterwochenende jeder Zeitungskiosk tapeziert gewesen war. Sie hatte kurze schwarze Haare und sah den Bildern in der Zeitung nicht ähnlich. Sie war ganz in Schwarz gekleidet - Jeans, eine kurze, offene Baumwolljacke, T-Shirt und schwarze Handschuhe.
    Aber was ihn am meisten erschreckte, war ihr Gesicht. Sie war geschminkt. Zu ihrem schwarzen Lippenstift und Eyeliner trug sie einen vulgären und auffallend dramatischen grünschwarzen Lidschatten. Den Rest des Gesichts hatte sie sich weiß geschminkt. Von der linken Stirnseite über die Nase bis zur rechten Seite ihres Kinns hatte sie sich einen breiten roten Strich aufgemalt.
    Eine groteske Maske. Sie sah völlig irr aus.
    Sein Hirn leistete verzweifelt Widerstand. Alles fühlte sich so unwirklich an.
    Lisbeth Salander griff nach dem Tau und zog. Er spürte, wie das Seil in seinen Hals schnitt. Für ein paar Sekunden bekam er keine Luft. Dann versuchte er panisch, seine Füße unter den Körper zu ziehen. Mithilfe der Winde und des Flaschenzugs musste sie sich kaum anstrengen, um ihn auf die Füße zu zerren. Als er aufrecht stand, hörte sie auf zu ziehen und fixierte das Seil, indem sie es ein paarmal um ein Heizungsrohr schlang und einen doppelten Halbschlag davor machte.
    Dann ließ sie ihn allein und verschwand aus seinem Blickfeld. Über fünfzehn Minuten blieb sie weg. Als sie wiederkam, zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich direkt vor ihn. Er versuchte, ihr geschminktes Gesicht nicht anzusehen, aber er konnte die Augen nicht abwenden. Sie legte eine Pistole auf den Wohnzimmertisch. Seine Pistole. Sie

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