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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Pflegefamilien, die Körperverletzung in Gamla Stan und all das.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Sie wurde doch kurz vor ihrem 13. Geburtstag in die Psychiatrie eingeliefert.«
    »Ja.«
    »Aber es steht nirgendwo auch nur ein Wort, warum sie eigentlich in die Psychiatrie eingeliefert wurde.«
    Mikael schwieg ein Weilchen.
    »Du meinst, dass …«
    »Ich meine, dass irgendetwas geschehen sein dürfte, bevor eine Zwölfjährige in die Psychiatrie eingeliefert wird. Und in Lisbeths Fall müsste das ein verdammt heftiger Ausbruch gewesen sein, der doch irgendwo in ihrer Biografie auftauchen sollte. Aber es gibt keine Erklärung.«
    Mikael runzelte die Stirn.
    »Malin, ich weiß aus sicherer Quelle, dass es einen polizeilichen Ermittlungsbericht von 1991 gibt, da war Lisbeth zwölf Jahre alt. Er ist nirgendwo in den Akten verzeichnet. Ich wollte dich heute bitten, danach zu suchen.«
    »Wenn es Ermittlungen gab, muss auch ein Aktenzeichen existieren. Alles andere wäre illegal. Hast du wirklich genau nachgesehen?«
    »Nein, aber meine Quelle sagt, dass er nicht in den Akten ist.«
    Mikael schwieg.
    »Und wie gut ist deine Quelle?«
    »Sehr gut.«
    Malin schwieg ebenfalls einen Moment. Schließlich gelangten sie und Mikael gleichzeitig zu demselben Schluss.
    »Die Sicherheitspolizei«, sagte Malin.
    »Björck«, sagte Mikael.

24. Kapitel
    Dienstag, 5. April
     
     
     
     
    Per-Åke Sandström, freier Journalist, 47 Jahre alt, kam kurz nach Mitternacht zurück in seine Wohnung in Solna. Er war leicht beschwipst und fühlte die Panik wie einen schwellenden Klumpen im Magen. Den ganzen Tag über hatte er verzweifelt versucht, nichts zu tun. Per-Åke Sandström hatte ganz einfach Angst.
    Es war fast zwei Wochen her, dass Dag Svensson in Enskede erschossen worden war. Sandström hatte an jenem Abend verblüfft die Fernsehnachrichten verfolgt und eine Welle der Erleichterung und Hoffnung verspürt - Svensson war tot, und vielleicht war damit ja das Buch über Mädchenhandel, in dem er als Sexualverbrecher gebrandmarkt werden sollte, aus der Welt. Eine einzige verdammte Nutte zu viel, und schon saß man in der Tinte!
    Er hasste Dag Svensson. Er hatte ihn angebettelt und angefleht, er war vor diesem verfluchten Schweinehund im Staub gekrochen.
    Am Tag des Mordes war er zu euphorisch gewesen, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Erst am Tag darauf begann er nachzudenken. Wenn Dag Svensson an einem Buch arbeitete, in dem er als Vergewaltiger mit pädophilen Neigungen dargestellt wurde, dann war es nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich die Polizei seine kleinen Fehltritte ein wenig genauer ansah. O Gott … man konnte ihn sogar des Mordes verdächtigen.
    Seine Panik legte sich ein wenig, als auf jedem Schlagzeilenplakat des Landes Lisbeth Salanders Gesicht zu sehen war. Wer zum Henker ist Lisbeth Salander? Er hatte noch nie von ihr gehört. Aber die Polizei schien sie stark im Verdacht zu haben, und einem Staatsanwalt zufolge stand man kurz vor der Aufklärung der Morde. Möglicherweise würde man sich gar nicht mehr für seine Person interessieren. Aber aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, wie sorgfältig Journalisten ihre Belege und Aufzeichnungen speicherten. Millennium. Eine verdammte Scheißzeitschrift mit unverdient gutem Ruf. Dabei ist sie wie alle anderen. Schnüffelte und zeterte und fügte den Leuten Schaden zu.
    Er wusste nicht, wie weit die Arbeit an diesem Buch gediehen war. Er wusste nicht, was sie wussten. Er konnte niemanden fragen. Er fühlte sich wie in einem Vakuum.
    In der folgenden Woche schwankte er zwischen Panik und Rausch. Die Polizei hatte ihn nicht gesucht. Vielleicht - wenn er mehr Glück als Verstand hatte - würde er ja so davonkommen. Wenn er kein Glück hatte, war sein Leben gelaufen.
    Er steckte den Schlüssel in die Haustür und schloss auf. Als er die Tür öffnete, hörte er plötzlich ein Rascheln hinter sich und verspürte einen lähmenden Schmerz im Kreuz.
     
    Gunnar Björck war noch nicht schlafen gegangen, als das Telefon klingelte. Er trug Pyjama und Bademantel, saß im Dunkeln in der Küche und dachte über sein Dilemma nach. In seiner langjährigen Karriere war er niemals auch nur annähernd in eine so unangenehme Situation geraten.
    Zuerst wollte er gar nicht ans Telefon gehen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es schon nach zwölf war. Aber es klingelte immer weiter, und nach dem zehnten Läuten konnte er nicht mehr

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