Verdammnis
Millennium und wie Dag Svensson und Mia Bergman ermordet worden waren und er plötzlich in die Jagd nach dem Mörder mit hineingezogen wurde.
»Mir ist klar, dass Sie in letzter Zeit von Journalisten belästigt wurden und die Zeitungen eine Dummheit nach der anderen geschrieben haben. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich nicht hier bin, um Material für den nächsten Artikel zu sammeln. Ich bin wegen Lisbeth hier, als ihr Freund. Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Personen in diesem Land, die in diesem Moment ohne Zweifel und Hintergedanken auf ihrer Seite stehen. Ich glaube, dass sie unschuldig ist. Ich glaube, dass ein Mann namens Zalatschenko hinter den Morden steckt.«
Mikael machte eine Pause. Als er den Namen Zalatschenko fallen ließ, hatte es in Holger Palmgrens Augen kurz aufgeleuchtet.
»Wenn Sie etwas beitragen können, was Licht in ihre Vergangenheit bringt, dann wäre dies der richtige Moment. Wenn sie ihr nicht helfen wollen, dann weiß ich, woran ich bin, und werde meine Zeit nicht weiter verschwenden.«
Holger Palmgren hatte während des gesamten Vortrags geschwiegen. Erst bei Mikaels letzter Bemerkung glomm es erneut in seinen Augen auf. Aber er lächelte. Er sprach so langsam und deutlich, wie er konnte.
»Sie wollen ihr wirklich helfen.«
Mikael nickte.
Holger Palmgren lehnte sich vor.
»Beschreiben Sie mir das Sofa in ihrem Wohnzimmer.«
Mikael lächelte zurück.
»Als ich sie besuchte, hatte sie ein zerschlissenes und schauerlich hässliches Teil mit einem gewissen Kuriositätenwert. Ich würde es auf frühe 50er-Jahre schätzen. Es hat zwei unförmige Polster mit braunem Bezug und einem undefinierbaren gelben Muster. An mehreren Stellen ist der Bezug durchgescheuert, und die Füllung quillt raus.«
Plötzlich lachte Holger Palmgren auf. Es klang allerdings eher wie ein Räuspern. Er sah Dr. Sivarnandan an.
»Er ist auf jeden Fall in ihrer Wohnung gewesen. Wäre es möglich, Herr Doktor, eine Tasse Kaffee zu bekommen, damit ich meinen Gast bewirten kann?«
»Selbstverständlich.« Dr. Sivarnandan stand auf und verließ das Zimmer. An der Tür blieb er noch einmal stehen und nickte Mikael zu.
»Alexander Zalatschenko«, sagte Holger Palmgren, sowie die Tür zugegangen war.
Mikael riss die Augen auf.
»Sagt Ihnen dieser Name etwas?«
Holger Palmgren nickte.
»Lisbeth hat mir erzählt, wie er hieß. Ich glaube, es ist wichtig, dass ich diese Geschichte mal loswerde … für den Fall, dass ich plötzlich sterben sollte, was ja nicht auszuschließen ist.«
»Lisbeth? Woher wusste sie denn überhaupt von seiner Existenz?«
»Er ist Lisbeth Salanders Vater.«
Mikael konnte kaum glauben, was er da hörte.
»Was zum Teufel sagen Sie da?«
»Zalatschenko ist in den 70er-Jahren hierhergekommen. Er war so eine Art politischer Flüchtling - so ganz klar ist mir die Geschichte nie geworden, und Lisbeth geizte mit Informationen. Das war so etwas, worüber sie überhaupt nicht reden wollte.«
Ihre Geburtsurkunde. Vater unbekannt.
»Zalatschenko ist Lisbeths Vater.«
»In all den Jahren, die ich sie kannte, hat sie mir nur ein einziges Mal erzählt, was damals passierte. Das war ungefähr einen Monat vor meinem Schlaganfall. Aber folgendermaßen habe ich die Sache verstanden: Zalatschenko kam Mitte der 70er nach Schweden. 1977 lernte er Lisbeths Mutter kennen, sie wurden ein Paar, und das Resultat waren zwei Kinder.«
»Zwei?«
»Lisbeth und ihre Schwester Camilla. Sie sind Zwillinge.«
»Du lieber Gott - wollen Sie damit sagen, es gibt zwei von der Sorte?«
»Sie sind sehr verschieden. Aber das ist eine andere Geschichte. Lisbeths Mutter hieß eigentlich Agneta Sofia Sjölander. Sie war 17 Jahre alt, als sie Alexander Zalatschenko kennenlernte. Die näheren Umstände ihres Kennenlernens sind mir nicht bekannt, aber soweit ich das einschätzen kann, war sie damals noch ein naives, unerfahrenes Mädchen, also in gewisser Weise leichte Beute für einen älteren und erfahreneren Mann. Sie war beeindruckt von ihm und wahrscheinlich verliebt bis über beide Ohren.«
»Verstehe.«
»Wie sich herausstellte, war Zalatschenko aber alles andere als sympathisch. Er war wesentlich älter als sie. Ich nehme an, er wollte einfach eine willige Frau, nicht mehr.«
»Vermutlich haben Sie recht.«
»Sie fantasierte sich natürlich eine sichere Zukunft mit ihm zusammen, aber eine Heirat interessierte ihn nicht im Geringsten. Sie heirateten nie, doch 1979 änderte sie ihren Namen von
Weitere Kostenlose Bücher