Verdammnis
rausgefunden hast? Nach dem, was Bjurman so erzählte, musst du doch ziemlich gut im Recherchieren sein.«
Er lachte lauthals.
»Wir haben uns in den 90ern in Spanien kennengelernt, als ich mich immer noch von deinem kleinen Molotowcocktail erholte. Er war 22 und ersetzte mir Arme und Beine. Er ist kein Angestellter … es ist mein Partner. Wir betreiben ein blühendes Geschäft.«
»Mädchenhandel.«
Er zuckte mit den Achseln.
»Man könnte sagen, wir sind auf verschiedensten Gebieten tätig, da gibt es diverse Waren und Dienstleistungen. Die Geschäftsidee besteht darin, im Hintergrund zu bleiben und nie sichtbar zu agieren. Aber jetzt sag doch mal, hast du wirklich nicht kapiert, wer Ronald Niedermann ist?«
Lisbeth schwieg. Zuerst verstand sie nicht, worauf er hinauswollte.
»Er ist dein Bruder«, erklärte Zalatschenko.
»Nein«, flüsterte Lisbeth atemlos.
Zalatschenko lachte abermals. Aber die Mündung seiner Pistole war immer noch bedrohlich auf sie gerichtet.
»Er ist zumindest dein Halbbruder«, präzisierte Zalatschenko. »Das Ergebnis einer kleinen Zerstreuung bei einem Auftrag in Deutschland 1970.«
»Du hast deinen Sohn zum Mörder gemacht.«
»O nein, o nein, ich habe ihm nur geholfen, sein Potenzial auszuschöpfen. Er konnte töten, schon lange bevor ich mich seiner Ausbildung annahm. Und er wird das Familienunternehmen noch lange führen, wenn ich schon weg bin.«
»Weiß er, dass wir Halbgeschwister sind?«
»Natürlich. Aber glaub bloß nicht, du könntest an seinen Familiensinn appellieren. Ich bin seine Familie. Du bist nur ein entferntes Rauschen am Rande. Außerdem kannst du gerne wissen, dass du noch mehr Geschwister hast. Du hast noch mindestens vier Brüder und drei Schwestern in verschiedenen Ländern. Einer der anderen Brüder ist ein Idiot, aber wieder ein anderer besitzt ebenfalls Potenzial. Er kümmert sich um unsere Niederlassung in Tallinn. Aber Ronald ist das einzige meiner Kinder, das Zalatschenkos Genen wirklich gerecht wird.«
»Ich schätze, für meine Schwestern gab es keinen Platz im Familienunternehmen.«
Zalatschenko wirkte verblüfft.
»Zalatschenko … du bist einfach nur ein ganz gewöhnlicher Schweinehund, der Frauen hasst. Warum habt ihr Bjurman umgelegt?«
»Bjurman war ein Vollidiot. Er traute seinen Augen nicht, als er entdeckte, dass du meine Tochter bist. Er war ja einer der wenigen in diesem Land, der über meinen Hintergrund Bescheid wusste. Ich muss zugeben, ich wurde nervös, als er auf einmal Kontakt mit mir aufnahm, aber dann löste sich ja alles in Wohlgefallen auf. Er starb, und du bekamst die Schuld in die Schuhe geschoben.«
»Aber warum habt ihr ihn erschossen?«, beharrte Lisbeth.
»Das war tatsächlich gar nicht geplant. Ich hatte mich schon auf eine langjährige Zusammenarbeit mit ihm gefreut, und es ist ja immer gut, eine Hintertür zur Sicherheitspolizei zu haben. Auch wenn er ein Idiot war. Aber dieser Journalist in Enskede war irgendwie auf den Zusammenhang zwischen ihm und mir gekommen und rief ihn an, als Ronald gerade bei ihm in der Wohnung war. Bjurman brach in Panik aus und geriet völlig außer sich. Ronald musste spontan eine Entscheidung treffen. Und er traf die einzig richtige.«
Lisbeth schnürte es die Kehle zusammen, als ihr Vater bestätigte, was sie schon vermutet hatte. Dag Svensson hatte einen Zusammenhang gefunden. Sie hatte über eine Stunde mit Dag und Mia geredet. Sie hatte Mia sofort gemocht, nur Dag Svensson gegenüber war sie etwas kühler geblieben. Er erinnerte sie einfach viel zu sehr an Mikael Blomkvist - ein unausstehlicher Weltverbesserer, der glaubte, er könne durch ein Buch wirklich etwas verändern. Aber sie hatte zumindest seine ehrlichen Absichten anerkannt.
Im Großen und Ganzen war der Besuch bei Dag und Mia reine Zeitverschwendung gewesen. Sie konnten sie nicht zu Zalatschenko führen. Dag Svensson hatte seinen Namen gefunden und mit Nachforschungen begonnen, aber er hatte ihn nicht identifizieren können.
Bei ihrem Besuch hatte sie jedoch einen fatalen Fehler gemacht. Sie wusste, dass es eine Verbindung zwischen Bjurman und Zalatschenko geben musste. Also hatte sie nach Bjurman gefragt, um herauszukriegen, ob Dag Svensson auch schon über seinen Namen gestolpert war. Dem war zwar nicht so, aber er hatte sofort etwas gewittert. Zielsicher warf er sich auf den Namen Bjurman und setzte ihr mit Fragen zu.
Ohne dass sie ihm allzu viel verraten hatte, war Dag Svensson schnell klar, dass
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