Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Er würde niemals mit ihr zum Großen Drachen wechseln, egal mit welchen Angeboten sie ihn lockten. Er brauchte kein Geld und fühlte sich wie ein Fisch im Wasser, wenn er in aller Ruhe an seinen eigenen Artikeln herumbasteln konnte.
    Erika gefiel ihre Rolle als Chefredakteurin bei Millennium . Sie hatte ihr einen Status in der Medienbranche verschafft, den sie fast schon für unverdient hielt. Ihre redaktionellen Fähigkeiten stufte sie selbst nur als mittelmäßig ein. Hingegen war sie eine begabte Rednerin, sobald es um Auftritte im Radio oder im Fernsehen ging.
    Aber Erika Berger war schwer in Versuchung. Nicht so sehr wegen des Gehalts, sondern auch, weil dieser Job sie definitiv zu einem der Schwergewichte der Medienbranche machen würde. So ein Angebot bekommen Sie kein zweites Mal , hatte der Geschäftsführer gemeint. Womit er wohl recht hatte.
    Irgendwo unterhalb des Grand Hotel in Saltsjöbaden kam sie in ihrer Verzweiflung zu dem Schluss, dass sie unmöglich Nein sagen konnte. Sie zitterte jetzt schon vor dem Augenblick, in dem sie Mikael Blomkvist diese Neuigkeit eröffnen musste.
     
    Wie immer fand das Abendessen bei der Familie Giannini in gelindem Chaos statt. Annika hatte zwei Kinder, Monica, 13, und Jennie, 10 Jahre alt. Ihr Mann Enrico Giannini, Chef der schwedischen Abteilung eines internationalen Biotechnologieunternehmens, besaß außerdem das Sorgerecht für den 16-jährigen Antonio, der aus einer früheren Ehe stammte. Die anderen Gäste waren Enricos Mutter Antonia, sein Bruder Pietro, dessen Frau Eva-Lotta sowie deren Kinder Peter und Nicola. Außerdem wohnte noch Enricos Schwester Marcella mit ihren vier Kindern im selben Viertel. Man hatte auch Enricos Tante Angelina eingeladen, die in der gesamten Verwandtschaft als völlig verrückt galt oder zumindest als sehr exzentrisch. Sie brachte ihren neuen Freund mit.
    Der Chaosfaktor am großzügig bemessenen Tisch war also ziemlich hoch. Die Konversation war eine schnatternde Mischung aus Schwedisch und Italienisch, und die Situation wurde nicht besser, als Angelina an diesem Abend unbedingt darüber diskutieren wollte, warum Mikael immer noch Junggeselle war. Sie schlug diverse geeignete Kandidatinnen aus den Reihen der Töchter in ihrem Bekanntenkreis vor. Schließlich erklärte Mikael kurz und bündig, er würde ja gern heiraten, aber leider sei seine Geliebte schon verheiratet. Damit konnte er sogar eine Angelina kurzfristig zum Schweigen bringen.
    Um halb acht klingelte Mikaels Handy. Er hatte eigentlich geglaubt, es ausgeschaltet zu haben, und hätte den Anruf beinahe verpasst, während er in der Innentasche seiner Jacke, die jemand auf die Hutablage im Flur gelegt hatte, nach dem Handy kramte. Es war Dag Svensson.
    »Störe ich?«
    »Nicht besonders. Ich bin gerade zum Abendessen bei meiner Schwester und einer ganzen Schar von Verwandten ihres Mannes. Was gibt’s denn?«
    »Zwei Dinge. Ich habe versucht, Christer Malm zu erreichen, aber er geht leider nicht ans Telefon.«
    »Der ist heute Abend mit seinem Freund im Theater.«
    »Verdammt. Ich hatte versprochen, mich morgen Vormittag mit ihm in der Redaktion zu treffen, um ihm die Bilder und Illustrationen vorbeizubringen, die wir im Buch haben wollen. Christer wollte sie sich über die Feiertage mal ansehen. Aber jetzt ist Mia plötzlich eingefallen, dass sie über Ostern zu ihren Eltern nach Dalarna hochfahren will, um ihnen ihre Dissertation zu zeigen. Eigentlich wollen wir gleich morgen früh aufbrechen.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Es sind ausgedruckte Bilder, ich kann sie ihm also nicht mailen. Könnte ich sie heute Abend bei dir vorbeibringen?«
    »Ja … aber weißt du, ich bin draußen in Lännersta und werde hier noch eine ganze Weile bleiben, bevor ich in die Stadt zurückfahre. Enskede ist ja nicht weit weg. Ich kann genauso gut bei dir vorbeifahren und die Bilder holen. Wäre es okay für dich, wenn ich gegen elf komme?«
    Dag Svensson hatte nichts dagegen.
    »Und das andere … wird dir nicht besonders gefallen, fürchte ich.«
    »Schieß los.«
    »Ich bin da über eine Sache gestolpert, der ich gerne noch mal nachgehen würde, bevor das Buch in Druck geht.«
    »Worum geht’s?«
    »Zala, mit Z geschrieben.«
    »Was ist denn ein Zala?«
    »Zala ist ein Gangster, wahrscheinlich aus dem Ostblock, vielleicht aus Polen. Ich habe ihn vor ein paar Wochen einmal in einer Mail an dich erwähnt.«
    »Sorry, das hab ich ganz vergessen.«
    »Er taucht in meinem Material des

Weitere Kostenlose Bücher