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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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also verschwunden.«
    »Nein. Nicht deshalb. Ich hatte Kopfschmerzen und konnte das Gianna-Nannini-Gesülze nicht mehr ertragen.« Ich klang sehr überzeugend, stellte ich zufrieden fest. Geübte Lügen waren die besten Lügen. Trotzdem hörte Seppo nicht damit auf, mich anzugrinsen.
    »Das gibt irgendwann Gesichtskrämpfe«, sagte ich und schnippte mit meinen kalten Fingern gegen seine Wange. Ich musste mich dazu auf die Zehenspitzen stellen. Mogwai ließ einen warnenden Kläffer ertönen. Seppo drückte meine Hand weg und knuffte mich zart in den Bauch.
    »Ach, Katz, Silvana ist manchmal eine Zicke, das weißt du doch … Italienerinnen sind heißblütig.«
    »Das bin ich auch!«, rief ich und bereute es im gleichen Augenblick. Wenn ich nun anfing, dummes Zeug zu reden, würde Seppo niemals mit seinem Gegrinse aufhören.
    »Sie hat mich beleidigt, ohne Grund. Und meine Pubertät geht sie einen Scheißdreck an.« Hatte ich Pubertät gesagt? Oh Gott, ich redete wirklich dummes Zeug … Doch Seppo lachte nur ein weiteres Mal.
    »Oh Luzie, nimm die doch nicht ernst. Letztes Silvester hat sie mit Domenico getanzt und meine Schwester genervt, dieses Silvester hat sie mit mir getanzt und dich genervt – und nächstes Jahr …« Er hob locker die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Das spielt doch keine Rolle.«
    »Mein Video vom Treffen mit David ist online. Serdan hat es gefunden und mir gemailt«, sagte ich rasch, um endlich das Thema zu wechseln.
    »So, hat er das?«, fragte Seppo misstrauisch. »Wieso mailt Serdan dir denn?«
    Konnte das wahr sein – Seppo war eifersüchtig auf Serdan? Und Silvana spielte tatsächlich keine Rolle? Nun musste ich mich zusammenreißen, um nicht zu grinsen.
    »Ja, hat er. Warum auch nicht? Er redet nicht viel, aber er schreibt ganz nett«, flunkerte ich und zog Mogwai von Seppos Hosenbein weg. »Tschau, Seppo. Wir sehen uns dann ja in der Schule.«
    Ich ließ ihn stehen und schlenderte pfeifend zu unserem Haus hinüber. Jawoll, Luzie, lobte ich mich. Das war gut gewesen! Und es war erst der Anfang.
    Es würde noch viel besser werden.

Ersatzdienst
    Mogwais Hecheln machte mich wach, bevor ich richtig einschlafen konnte – und ich lag schon lange in meinem Kokon und versuchte, zur Ruhe zu kommen, aber immer wieder musste ich abwechselnd an Leander und an Seppo und an das Video denken und war somit wütend, aufgeregt und glücklich zugleich. Eine unruhige Mischung.
    Aber Mogwais Hecheln war nicht mehr zu überhören. Ich konnte es sogar riechen – seinen fischigen Hundeatem und sein feuchtes Fell, das schon den ganzen Abend vor sich hin muffelte.
    »Gscht«, zischte ich, doch Mogwai hechelte weiter. Er unterbrach das Gehechel nur, um kurz zu fiepen oder seinen triefenden Speichel herunterzuschlucken, und das war ein widerwärtiges Geräusch. Gereizt knipste ich die Lampe an.
    »Was ist?«, fragte ich schroff und wünschte mir plötzlich Leander zurück, den ich in den ersten Tagen ständig hatte fragen müssen, was los war, weil er mit seinem Körper nicht zurechtkam.
    Mogwai schälte sich hechelnd aus seinem Körbchen, tapste zu seinem leeren Wassernapf und blieb anklagend daneben stehen. Nun fiepte und hechelte er gleichzeitig und dicke Speicheltropfen fielen auf den Flickenteppich.
    Ich verließ meinen Kokon, nahm den Napf vom Boden und schlich in die Küche, um ihn aufzufüllen. Mama und Papa waren schon vor Stunden ins Bett gegangen. Gähnend stand ich an der Spüle, während Mogwai wie ein drohender Schatten hinter mir hockte und mich nicht aus den Augen ließ.
    »Okay, Hund, und jetzt lässt du mich schlafen.«
    Ich schlich zurück zu meinem Zimmer, doch als ich die Hand auf die Klinke legen wollte, ließ mich ein sanfter Lichtschimmer stocken. Der Schimmer war nur schwach zu sehen. Er drang unter dem Türspalt durch und legte sich über meine Zehen.
    »Siehst du das auch, Mogwai?«, wisperte ich. Doch Mogwai hatte nur eines im Sinn: seinen Wassernapf. Japsend hing er an meinem Bein und starrte mich an. Er sah das Licht also nicht – oder er wollte es nicht sehen.
    Ich kniete mich nieder und äugte durch das Schlüsselloch. Ja. Da war ein Lichtschimmer – ein blauer, und zwar auf dem Schreibtisch. Leander? Nein, korrigierte ich mich beim zweiten Blick. Der Schimmer hing über dem Schreibtisch. Und er war nicht blau, sondern silbergrau, beinahe weiß. Offensichtlich hatte ich wieder Besuch von einem Geist.
    Ich atmete tief durch und verharrte in der Hocke, um nachzudenken.

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