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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Mechanisch stellte ich Mogwai den Napf vor die Pfoten und er begann gierig zu schlabbern. Ob das da drinnen vielleicht doch Leander war? Leander ohne Körper? Als neu gestaltetes, durchsichtiges Wesen? Ich wollte ihn nicht durchsichtig. Entweder ganz oder gar nicht. Wenn er nur durchsichtig war, sollte er sich schleunigst davonmachen.
    Aber was, wenn es nicht Leander war? Hatte er am Ende doch alles verraten und jemand aus seiner Familie war gekommen, um mich deshalb in die Mangel zu nehmen? Waren die Körperwächter dazu in der Lage, mir etwas anzutun, um zu verhindern, dass die Menschen von ihnen erfuhren?
    Eigentlich war es unlogisch, vor Sky Patrol Angst zu haben, denn sie bekämpften den Tod, aber wie schon in ersten Momenten der Ankunft von Leanders Familie hatte ich Angst. Ich traute Leanders Eltern alles zu. Doch ich konnte nicht die ganze Nacht vor meiner Zimmertür kampieren.
    »Ist das da drin gefährlich?«, fragte ich Mogwai gedämpft. Er hatte seinen Durst gelöscht und blickte teilnahmslos auf die Tür. Er war mir wie immer keine große Hilfe.
    Gut. Wenn Leander alles ausgeplaudert hatte und dieser Geist deshalb hier war, musste ich ihm nun das Gegenteil beweisen. Ich musste um jeden Preis so tun, als würde ich diesen Lichtschimmer nicht bemerken. Ich würde all meinen Mut zusammennehmen und durch den Schimmer hindurchgehen.
    Ich drückte die Klinke hinunter, gähnte verhalten, tapste am Bett vorbei, näherte mich dem silbergrauen Schimmer, ohne ihn genau anzusehen – nicht anhalten, Luzie, weitergehen, immer weiter, wie beim Parkour, beschwor ich mich –, und wollte gerade mit dem Kopf in ihn eintauchen, als er zur Seite wich und dabei ein dünnes, kaum hörbares Klirren von sich gab. Ich gähnte erneut und streckte dabei meine Arme weit in die Höhe, doch wieder wich der Schimmer im letzten Moment zurück. Ein dritter Versuch wäre zu auffällig gewesen. Deshalb stellte ich den halb vollen Napf in die Ecke, löschte das Licht und tat so, als schliefe ich ein.
    Das Seltsame war jedoch, dass ich tatsächlich einschlief. Ich war plötzlich angenehm müde und fühlte mich so sicher wie noch nie in meinem Leben. Alles wird gut werden, dachte ich zufrieden und ließ mich von diesem Gefühl davontragen. Das Gefühl dauerte exakt so lange an, bis Leander im Traum vor mir auftauchte. Als ich in seine Huskyaugen schaute, wachte ich schlagartig auf. Verflucht, da war ein neuer Körperwächter in meinem Zimmer und ich musste ihn mir ansehen! Wie hatte ich nur schlafen können?
    Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte. War es verdächtig, wenn ich mich aufsetzte und eine Weile nachdachte und dabei mal hierhin und mal dorthin schaute – jetzt, mitten in der Nacht? Bisher hatte ich immer geschlafen wie ein Stein und war nie nachts wach geworden. Aber wenn der Schimmer ein neuer Wächter war, wusste er das womöglich nicht. Außerdem war ich laut Mama in der Pubertät. Und da war so ziemlich alles erlaubt.
    Ich seufzte, setzte mich langsam auf, zog die Knie an, umschloss sie mit den Armen und schaute aus dem Fenster.
    »Ach, wenn du nur hier wärst«, hauchte ich in die Stille hinein. Mogwai pupste im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite. Ich hätte mir gerne die Nase zugehalten, aber ich spielte Liebeskummer, und wenn man Liebeskummer hatte, störten Hundepupse nicht, sagte ich mir streng.
    Nun kam die echte Herausforderung: Ich musste meine Augen durchs Zimmer schweifen lassen und den Wächter dabei sehen und doch nicht sehen. Der unbeteiligte Blick – ja, den hatte ich schon oft trainiert. Billy und Serdan waren perfekt im Unbeteiligtgucken, und wenn ich mit ihnen zusammen war, erwarteten sie von mir, dass ich auch so guckte. Das war so eine von diesen Jungssachen. Sie guckten am liebsten so, als hätten sie statt einem Gehirn eine Luftblase im Kopf, und fanden das dann auch noch cool.
    Ich seufzte ein weiteres Mal und wandte mich vom Fenster ab, rieb mir übers Gesicht (das hatte ich von Leander abgekupfert) und zog die Beine noch etwas näher an mich heran. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass die Lichtgestalt immer noch über dem Schreibtisch schwebte. Geh weg da, das ist Leanders Platz, dachte ich zornig, konzentrierte mich aber sofort wieder auf meine Aufgabe. In den ersten Sekunden sah ich komplett durch die Gestalt hindurch. Und das fiel mir nicht allzu schwer, denn sie war durchsichtig – viel durchsichtiger und heller, als Leander und seine Familie es gewesen waren.
    So, und nun musste

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