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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Park kam also nicht infrage.
    Früher war es nie ein Problem für mich gewesen, mich zu beschäftigen. Jetzt ödeten mich sogar meine Comics an und auch Musikhören wurde irgendwann langweilig. Das Schlimmste aber war, dass meine Gedanken ständig zu Leander wanderten und ich mich fragte, wo er jetzt wohl war und wen er nun nerven durfte. Vielleicht ein rosarotes Promi-Töchterchen? Ob sie ihn schon von seinem Körper befreit hatten? Hatte es ihm wehgetan? Ich seufzte unwillkürlich auf, als ich es mir vorzustellen versuchte. Anfangs hatte Leander viel und oft über seinen Körper geflucht, aber in den vergangenen Tagen hatte er sich geradezu in ihn verliebt. Und er hatte mit ihm umgehen können, wenn er nicht müde oder hungrig war – besser als die meisten Jungs, die ich kannte. Dauernd sah ich die Szene aus vorletzter Nacht vor mir: Leander auf den Dächern, ein blau schimmernder Traceur, der sich geschmeidiger bewegte als Seppo und Billy und Serdan zusammen und sich plötzlich in nichts auflöste. Nie wieder würde er das tun können. Nie wieder würde jemand ihn so sehen, wie ich ihn gesehen habe.
    Warum hatte ich eigentlich kein Foto von ihm gemacht? Ich hätte es versuchen können. Vielleicht wäre es ja etwas geworden. Und dann hätte ich wenigstens einen klitzekleinen Beweis gehabt, dass es ihn gab. Nein, gegeben hatte. Jetzt war er nur ein blöder, unsichtbarer Geist.
    »Mann, Luzie, was willst du mit einem Foto von dieser Nervensäge?«, schimpfte ich, stand langsam vom Bett auf und beschloss, mir Parkour-Clips im Internet anzuschauen. Das half eigentlich immer, wenn ich schlechte Laune hatte.
    Mogwai nahm es persönlich, dass ich mich bewegte, und knurrte eingeschnappt, als ich den Computer anschaltete. Ich loggte mich auf YouTube ein und wechselte auf meine Favoriten – hier hatte ich alle meine Lieblingsvideos abgespeichert. Doch ich fand keine Parkour-Videos. Kein einziges. Sie waren weg. War das überhaupt mein Favoritenordner? Ja, Traceuse2009 – das war mein Login. Verwirrt schaute ich auf die Liste der Musikclips. Es war immer der gleiche Titel, aber von verschiedenen Interpreten. Ich klickte das erste Video an: Il n’y a pas d’amour heureux. Französisch … Angestrengt begann ich zu übersetzen. Es gibt keine glückliche Liebe?
    »Leander …«, knurrte ich. »Du warst an meinem Computer …« Der Clip verschwamm vor meinen Augen. Ich hörte nur noch die Musik – traurig und melancholisch, und ja, es war genau das Lied, das Leander oft unter der Dusche gesungen hatte. Ich beschloss, es sofort auszuschalten, denn nie und nimmer würde ich wegen Leander noch eine einzige Träne vergießen, doch irgendwie konnte ich nicht. Ich musste es mir anhören und je länger ich es tat, desto größer wurde die Wut in meinem Bauch. Ich wollte rennen, um dieses Gefühl loszuwerden, so lange rennen, bis mir das Atmen wehtat. Stattdessen saß ich blöd auf meinem Schreibtischstuhl und hörte diesem französischen Geblubber zu.
    Doch dann bimmelte mein Outlook und auf einmal taten meine Hände wieder das, was ich von ihnen wollte. Ich klickte auf Stopp und war mit dem Mauszeiger schon auf der Löschen-Taste, als ich es mir anders überlegte. Nein, löschen konnte ich die Clips auch später noch. Natürlich würde ich sie löschen, aber jetzt nicht. Jetzt schaute ich erst einmal, wer mir geschrieben hatte.
    »Serdan?«, flüsterte ich ungläubig, nachdem ich mein Postfach geöffnet hatte.
    »Hffff«, machte Mogwai, stand auf, drehte sich mit eingeknicktem Schwänzchen dreimal um sich selbst und ließ sich dann exakt in der gleichen Position und an derselben Stelle wie vorher in sein Körbchen sacken.
    Die E-Mail stammte tatsächlich von Serdan und sie war fast so kurz wie Leanders Botschaft in dem vollgepinkelten Pappkarton.
    »Geh mal auf YouTube und gib Luzie, Ludwigshafen und Parkour ein.«
    Mit einem Mal hatte ich Leander und seine bescheuerte Familie vergessen. Mit klopfendem Herzen tippte ich die Suchbegriffe in die Maske.
    »Nein, wie geil … wie geil!« Ich sprang auf und setzte mich gleich wieder auf meinen Hintern, denn das Filmchen startete schon. Das war ich – ich bei meinem Run, den ich David Belle gezeigt hatte – er hatte es tatsächlich ins Netz gestellt! Und die Qualität war besser als alle anderen Parkour-Clips, die ich mir bisher angesehen hatte. Da, da katapultierte ich mich durchs Fenster ins Haus rein, wo ich auf Leander geprallt war – zum Teufel mit Leander! – und er die Zeit

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