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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Prinzessin Lillifee!«
    »Mama, das ist kein Kindergeburtstag. Es ist ein Schulball, ab siebte Klasse. Ich bin zum ersten Mal dabei und ich will mich nicht lächerlich machen.«
    »Seit wann sind Ballerinas lächerlich?«, dröhnte Mama und stemmte ihre bulligen Arme in die Seite. Stimmt, sie hatte ja selbst Ballerina werden wollen – ihr wunder Punkt. Doch Ballerinas waren eindeutig zu rosa, Prinzessinnen auch – Seppo würde sich totlachen, wenn er mich so sehen würde. Es musste also etwas Mädchenhaftes sein, das nicht zu rosa war und …
    »Meerjungfrau. Ich gehe als Meerjungfrau.«
    »Aber du hast keine langen Haare«, erwiderte Mama bekümmert und deutete auf meinen roten Schopf. Doch dann spitzten sich ihre Lippen wieder und sie klatschte in die Hände. »Egal! Das kriegen wir schon hin. Oh, ich werde aus dir die schönste Nixe machen, die die Welt je gesehen hat, kurze Haare hin oder her. Du wirst bezaubernd aussehen! Ich denke da an ein zartrosa Leibchen und …«
    »Nein. Bitte kein Rosa. Meerjungfrauen sind nicht rosa. Die sind grün.« Und Grün stand Rothaarigen, hatte Sofie gesagt.
    Mama schnaufte enttäuscht durch.
    »Nur ein Hauch von Rosa. Auf deinen Wangen. Bitte!«
    »Na gut«, gestattete ich ihr gnädig. Ich war zurzeit sehr blass. Das hatte sogar Seppo bemerkt. Ein Hauch von Rosa würde mir guttun. Und wenn nicht, wischte ich es einfach wieder weg.
    Doch den Geruch von Leanders Stirnband konnte ich nicht wegwischen. Jetzt musste ich es weiterhin tragen – um Mama vorzugaukeln, dass ich Serdan immer noch mochte, und damit die Chance bestand, dass Seppo eifersüchtig wurde. Und weil Mogwai mir besser gehorchte, sobald ich es nah bei mir hatte. Und weil ich jede Nacht irgendwann von Leander träumte, wenn ich mit dem Tuch um meine Hand einschlief. In diesen Träumen hatte er mich nicht verraten. Ich musste ihn nicht hassen. Nein, in diesen Träumen machten wir zusammen Parkour auf den Dächern von Paris und Leander sang dabei die ganze Zeit.

Mehrjungfrauen-Blues
    »So. Du willst mir also nicht helfen. Ist das jetzt ein neuer Aufstand innerhalb deiner Revolution gegen deine ach so schrecklichen Eltern?«
    Papa erhob anklagend seine bandagierte Hand, die sich leuchtend weiß von seinem dunkelgrauen Anzug abhob.
    »Was für eine Revolution?«, fragte ich verständnislos.
    »Oh Luzie, ich bitte dich. Zum Beispiel dein Sport. Semikriminell auf fremden Dächern herumrennen und sich fast zu Tode stürzen. Oder ununterbrochen die eigenen Eltern belügen. Sogar das Personal im Hospital hast du angelogen.«
    Jetzt ging das wieder los …
    »Glaubst du nicht, du könntest mir als Entschuldigung oder als Zeichen, dass es dir wenigstens ein bisschen«, Papa versuchte, Zeigefinger und Daumen zusammenzudrücken, und jaulte dabei vor Schmerz auf, »wenigstens ein bisschen leidtut – wo war ich gerade?«
    »Beim Keller«, half ich ihm missmutig auf die Sprünge und fuhr mit den Fingern die rosa Karos der Tischdecke nach.
    »Richtig«, bestätigte Papa. »Du könntest mir ein wenig zur Hand gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes, mein Kind.«
    Ich schüttelte fast unmerklich den Kopf. Wie sollte ich ihm das nur erklären? Ich konnte es mir ja selbst nicht erklären. Ich hätte Papa gerne geholfen, sehr gerne sogar, weil ich dabei eine Weile Mama entkommen konnte, die seit Tagen nur noch mit flatternden Stoffbahnen, Nadelkissen und Glitzerkram durch die Wohnung rannte und ständig mit einem Maßband an mir herumfummelte. Sie führte sich auf, als würde sie morgen selbst zum Schulball gehen. Und ich hatte keine Ahnung, was sie da eigentlich zusammenbastelte, da sie mich vorher nichts sehen lassen wollte. Es sollte eine Überraschung werden.
    Papa konnte seine verletzte Hand immer noch nicht benutzen, und er hatte gestern eine Kundin bekommen, die jetzt mausetot da unten lag und darauf wartete, hergerichtet zu werden. Was bedeutete: auskleiden, waschen, neu ankleiden, Haare machen, Make-up. Früher hatte ich ihm öfter dabei geholfen. Es hatte mir nichts ausgemacht. Papa war ja bei mir gewesen. Aber jetzt – ich wollte da nicht mehr runter. Gestern hatte ich es nicht mal geschafft, ihm eine Kanne Tee in den Keller zu bringen. Im letzten Moment hatte ich das Tablett vor der Tür abgestellt, geklopft und war dann die Treppe hochgerannt, als sei der Teufel hinter mir her.
    »Gut. Du weigerst dich.« Papa bekam schmale Lippen und sah mich kühl an. »Dann, denke ich, bist du wohl noch nicht reif und erwachsen genug,

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