Verdammt (German Edition)
an Mädchen. Wahrscheinlich hast du gedacht, ich sei leicht zu haben und noch dazu scharf darauf, mit so vielen Königlichen Kontakt zu kriegen wie nur möglich.«
Eric starrte sie verblüfft an und fragte sich, was für einen Ruf er wohl haben mochte. Es stimmte, dass er eine Menge Freundinnen gehabt hatte. Doch er hatte sie nie benutzt. Er hatte jede von ihnen aufrichtig gemocht und eigentlich vorgehabt, den Rat seines Vaters zu befolgen und Nägel mit Köpfen zu machen, doch dann – also irgendwann verlor er einfach immer das Interesse.
»Das stimmt einfach nicht! Ich bin gern mit dir zusammen, weil man gut mit dir reden kann.«
Rhea schnaubte. »Hast du nicht gerade gesagt, ich würde dich ständig anschreien?«
»Also, das wollte ich eigentlich nicht – ich meine, was mir gefällt, ist, dass du achtgibst.«
»Ich gebe acht?«, fragte sie argwöhnisch.
»Du registrierst Dinge. Du nimmst Leute wahr – und du verstehst Leute. Du hast als Einzige an das Massaker von vor sechs Monaten gedacht, weißt du. Dabei ist meine Mutter umgekommen.«
Sie erbleichte, und mit einem Schlag waren sämtliche Gereiztheiten verschwunden. »O Gott, das tut mir leid …«
Er hielt eine Hand hoch. »Ich weiß. Das ist es ja. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der sich über so was Gedanken macht. Du denkst an die Bediensteten. An diesen verrückten Spender. Ich meine, versteh mich nicht falsch, viele von diesen Leuten sind richtig nett. Aber du hast etwas Echtes. Etwas anderes. Und deshalb bist du mit Stephen zusammen, stimmt ’s? Ich habe euch vorhin beobachtet. Du nimmst Seiten an ihm wahr, die niemand
sonst bemerkt, und das braucht er. Niemand sonst kümmert sich so um ihn.« Eric hielt inne und wappnete sich vor dem nächsten Teil. »Aber die Frage ist, kümmert sich auch jemand um dich? Wer sorgt sich um dich oder darum, wie es dir geht?«
Rhea wandte den Blick ab, was er massiv bedauerte, denn er hätte sich in ihren Augen verlieren können. »Viele«, sagte sie ausweichend. Doch er wusste, dass sie das selbst nicht glaubte. Sie war still und fiel nicht auf, während sie ihre Energie anderen schenkte und sich von ihren Eltern in eine Ehe drängen ließ, die sie vor der Schande bewahren würde, die sie selbst einst durchlitten hatten. Auch wenn er noch so oberflächlich wirkte, schien Stephen dennoch etwas an ihr zu liegen. Das war nicht zu übersehen. Ihm war wichtig, dass sie sich das anhörte, was er anderen nicht zu erzählen wagte. Aber Eric bezweifelte, dass Stephen das Gleiche für Rhea tat.
»Nicht genug«, entgegnete er. »Irgendwie … weiß ich das einfach. Ich sehe es dir an. Du lässt andere sich nicht genug um dich kümmern.«
Und dann tat er etwas, was wahrscheinlich eine der dümmsten Handlungen aller Zeiten war: Er zog sie an sich und küsste sie. Eigentlich erwartete er, dass sie sich losreißen oder ihn vielleicht sogar schlagen oder treten würde. Stattdessen presste sie sich an ihn und erwiderte seinen Kuss mit einer Intensität, die die seine noch übertraf. Er war derjenige, der sich aus dem Kuss löste, sich ihrer Situation schlagartig bewusst geworden.
»O Gott«, keuchte sie mit völlig verwirrter Miene. »Das hätte ich nicht … Ich wollte nicht …«
»Wir müssen mal ausführlicher reden«, sagte er und
hätte sie am liebsten aufs Neue geküsst. Was war los mit ihm? Wie hatte die Situation mit einem Mädchen, das er kaum kannte, so schnell außer Kontrolle geraten können? »Aber nicht hier. Es kommen immer wieder Leute. Können wir uns später treffen? Sagen wir um elf? Hinten am Brunnen? Dann ist das Spiel vorbei.«
»Ich weiß nicht …« Doch er las in ihren Augen, dass sie kommen würde.
»Um elf«, wiederholte er.
Schließlich nickte sie. Überglücklich küsste er sie abermals. Auf einmal vernahm er eine bekannte Stimme: »Hey, es ist da drüben!«
Hastig machte er sich los, doch es war zu spät. Emma stand in der Tür, kurz darauf gefolgt von einer atemlosen Fiona. Emma, Eric und Rhea standen sprachlos und wie versteinert da. Fiona, die den Vorfall nicht mitbekommen hatte, sah verständnislos drein.
Plötzlich drehte Emma sich ohne ein Wort um und lief davon. Eric sank der Mut, und er blieb weiterhin reglos stehen. Es war die stets mitfühlende Rhea, die ihn zum Handeln anspornte. Sie stieß ihn an. »Geh und sprich mit ihr. Sie braucht dich. Vergiss das Spiel.«
Er zögerte, da er Rhea nicht allein lassen wollte, doch er wusste, dass sie Recht hatte. Eric
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