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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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gleich ausgeschimpft wird.
    »Kommst du?«, schob er nach, als sie sich nicht rührte. »Die Pasta wird kalt.«
    »Ich hab eigentlich gar keinen Hunger mehr. Ganz ehrlich, am liebsten würde ich mich eine Weile in dein Bett legen. Natürlich nur, wenn du Lust hast. Diese Strümpfe sind sehr unbequem, warum ziehst du sie mir nicht noch einmal aus?«
    Das brauchte sie ihm nicht zweimal zu sagen. Während Tinkerbell verwirrt über den beiden Tellern mit den dampfenden Tagliatelle herumflatterte, zog Jason die Küchentür hinter sich zu, legte Alice den Arm um die Taille und führte sie ins Schlafzimmer.

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    Als Alice ging, versank die Wohnung in watteweicher Stille. Tinkerbell war wahrscheinlich dabei, im Steuerungsraum ihren Akku aufzuladen, denn sie war nicht einmal aufgetaucht, um sich zu verabschieden. Durchs Fenster sah Jason der selbstsicher und gleichzeitig zerbrechlich wirkenden Gestalt seiner Freundin nach, die in ihrem grünen Trenchcoat auf der Straße davonging und die Arme vor der Brust gekreuzt hatte, um sich vor dem Wind zu schützen. Das kalte Licht der Laternen spiegelte sich in den Pfützen und ließ sie von hier oben wie winzige Diamanten aussehen, die am Grund einer tiefen, dunklen Schlucht funkelten.
    Als Alice hinter einer Ecke verschwunden war, sah Jason sich suchend nach seinem Telefon um. Er konnte es nicht gleich entdecken, also sprach er die Ziffern seines eigenen Codes nacheinander laut in den Raum. Das Gerät reagierte mit einem Blinken vom Kaminsims aus.
    Wieder wählte er Minervas Code und wieder meldete sich niemand.
    Er war müde. Er musste sich von all den Aufregungen des Tages erholen, wusste aber, dass er bei dem ganzen Drehbuchchaos sowieso nicht würde schlafen können. Also rief er Paul an.
    Aus dem Hörer seines Handys drang die aufgeschreckte Stimme seines Agenten.
    »Was ist, Jason, gibt’s Probleme?«
    »Hast du die Sendung gesehen?«
    Pauls Stimme hatte verschlafen geklungen, jetzt räusperte er sich.
    »Klar hab ich die gesehen. Großartig, wie immer. Ich hab’s auch nicht anders erwartet …«
    »Ich hatte kein Drehbuch, Paul«, fiel Jason ihm ins Wort. »Minerva hat mir ein fremdes Skript geschickt. Von einem Wissenschaftler namens Edgar Frey. Sagt dir das was?«
    »Von Edgar? Klar sagt mir der Name was, das ist ein Klient von mir. Seine Einschaltquote hat sich in den letzten sechs Monaten verzehnfacht. Wie kann Minerva sich bloß vertan haben? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Sie geht nicht ans Telefon. Höchst sonderbar, findest du nicht?«
    Wieder war am anderen Ende der Leitung ein Räuspern zu hören, gefolgt von einem rauen Husten.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf, Jason. Es ist vorbei und du hast es unglaublich gut gemacht. Nicht mal ich habe gemerkt, dass du kein Drehbuch hattest! Du bist ein Phänomen.«
    »Ich will nicht, dass das noch mal vorkommt, Paul. Ich muss mit Minerva reden. Ich will wissen, warum sie mir das Storyboard von diesem Typen geschickt hat.«
    »Sie hat sich vertan, ganz klar«, erwiderte Paul ungeduldig. »Sie ist ein Mensch und wir Menschen machen nun mal Fehler. Wenn du nicht mit ihr zufrieden bist, kannst du jederzeit zu den interaktiven Sendungen zurück.«
    Jason seufzte erschöpft. Fast wollte er Paul von dem vierblättrigen Kleeblatt erzählen, das Minerva immer in seine Drehbücher einfügte, überlegte es sich aber sofort wieder anders. Das war ein Geheimnis zwischen ihnen beiden und so sollte es auch bleiben.
    Für einen Moment tauchten vor seinem inneren Auge wieder Szenen aus Freys Drehbuch auf: das vertrauliche Telefonat des Wissenschaftlers mit seinem Agenten und dann sein plötzlicher Tod … Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu.
    »Hör mal, würdest du mir einen Gefallen tun?«, sagte er zu Paul. »Schick mir das Drehbuch für die nächste Sendung von diesem Edgar Frey. Ich möchte es mit meinem vergleichen. Vielleicht habe ich ja eine neuere Version bekommen, die eigentlich für ihn gedacht war.«
    »Dann schick mir doch lieber deine Version und ich leite sie an Edgar weiter«, erwiderte Paul vorsichtig. »Ich bin sein Agent, ich kann nicht einfach so die Geheimnisse seiner Sendungen ausplaudern.«
    »Für mich sind es doch jetzt keine Geheimnisse mehr, Mann!« Jason täuschte eine Gereiztheit vor, die er gar nicht empfand. »Ich weiß, dass er diesen Impfstoff, den er entwickelt hat, als Tablette eingenommen hat …«



»Behalt das bloß für dich! Viele Leute warten darauf, aber nur wenige glauben, dass er

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