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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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leise ins Ohr. »Streicheln und Schlussdialog.«
    Jason gehorchte mit bebenden Händen. Ja, diese Variante des Spiels hatten sie schon einmal gefilmt und sie war ein voller Erfolg gewesen. Alice hatte wunderschöne Beine, an denen die Zuschauer (vor allem die männlichen) sich gar nicht sattsehen konnten. An diesem Tag trug sie sehr verführerische Seidenstrümpfe mit breitem Spitzenrand. Während er sie abstreifte, liebkoste er leidenschaftlich die Haut, die er so sehr vermisst hatte. Alice versuchte nicht, ihn daran zu hindern. Ihre Hemmungslosigkeit vor der Kamera bei solchen Szenen, die so gar nicht zu ihrer mysteriösen und schüchternen Ausstrahlung zu passen schien, war einer ihrer größten Trümpfe auf dem Markt.
    Sobald ihre Beine nackt waren, schwebte die Kamera für die Nahaufnahmen zu Alice’ rechtem Knöchel, auf den ein Vogel in Flammen tätowiert war. Das Objektiv blieb über eine Minute auf das seltsame Motiv gerichtet.
    »Verschwinde nicht wieder aus meinem Leben«, drängte der Regisseur. »Mach schon, Jason! Der Schlussdialog!«
    »Verschwinde nicht wieder aus meinem Leben«, wiederholte Jason so überzeugend, wie er nur konnte, während er schon darüber nachdachte, was er danach noch sagen könnte. »Ich brauche dich, hörst du? Verschwinde nie wieder aus meinem Leben.«

    Die Produktion gab die Einschaltquote bekannt, als Alice sich gerade die Schuhe anzog.
    »Nicht zu toppen«, sagte der Regisseur zufrieden. »Jason, du warst … anders, aber es hat funktioniert. Deine Beliebtheit ist während der Sendung um sieben Zähler gestiegen. Sieben Zähler! Alice, du warst auch nicht schlecht.«
    »Wann ist die nächste Sendung?« Jason spähte aus den Augenwinkeln nach Alice, die ein bisschen verstimmt aussah.
    »Das erfährst du von deinem Agenten. Solche Szenen muss man gut dosieren, sonst werden sie irgendwann langweilig. Gut, Schluss für heute. Alice, du bleibst noch bis zur Sperrstunde hier. Benutz deine VIP-Card, um nach Hause zu fahren. Wir wollen nicht, dass du nach dem heutigen Erfolg irgendwo allein gesehen wirst, okay?«
    »Okay, Boss«, erwiderte Alice gleichgültig.
    Jason stieß einen zufriedenen Seufzer aus. Genial. Mit der Arbeit hatte alles gut geklappt und jetzt würde Alice zwangsläufig bis Mitternacht bei ihm bleiben – einige Stunden, in denen sie sich ganz locker unterhalten konnten, ohne den Druck durch die Kameras.
    Die letzte schwirrte gerade durch eines der Wohnzimmerfenster ab. Dann kam Tinkerbell aus ihrem Versteck, um Alice zu fragen, was sie gern zum Abendessen wollte. Natürlich vergaß sie nicht, die Bitterschokolade zu erwähnen, die sie extra besorgt hatte.
    »Ich danke dir, Tinkerbell«, erwiderte Alice lächelnd. »Die ist einfach unwiderstehlich, wenn du sie mit Orange zubereitest, niemandem gelingt sie so gut wie dir.«
    »Hol das Sushi von heute Mittag aus dem Kühlschrank, Tinkerbell«, warf Jason ein. »Und mach noch was dazu, vielleicht Fajitas. Oder was meinst du, Alice?«
    Alice rekelte sich träge auf dem Sofa.
    »Eigentlich hätte ich Lust auf deine köstlichen Tagliatelle Quattro Formaggi.« Ihr Blick ließ Jason dahinschmelzen. »Die habe ich ewig nicht mehr gegessen … Magst du die für mich kochen?«
    Jason lächelte glücklich. »Ganz wie du möchtest, Darling.«
    Er liebte es, sie so zu nennen, wenn sie nicht filmten. Es war wie ein kleiner Spaß, ein komplizenhaftes Augenzwinkern zwischen ihnen beiden, so als wäre sie auch ohne Kamera seine Liebste.
    Er ging mit Tinkerbell in die Küche, und während er das Wasser für die Pasta aufsetzte, wartete er vergeblich, dass Alice ihnen folgte.
    Nach den ersten Vorbereitungen beschloss er, sie zu rufen.
    »Hör mal, warum kommst du nicht? Wir haben uns lange nicht unterhalten.«
    »Benutz deinen Mikroverstärker«, antwortete sie mit lauter Stimme. »Dann können wir reden, ohne dass ich aufstehen muss. Ich bin total fertig, ich war den ganzen Tag auf den Beinen. Und letzte Nacht habe ich fast nicht geschlafen, ich war so aufgeregt wegen heute.«
    Jason lächelte zufrieden. Das Wiedersehen hatte sie also nervös gemacht. Das war kein schlechtes Zeichen.
    Er aktivierte seinen implantierten Verstärker, damit sie die Unterhaltung fortsetzen konnten, ohne zu schreien.
    »Du wusstest es also schon seit gestern«, sagte er. »Mir haben sie es erst heute Morgen gesagt.«





»Ja, ich habe schon gemerkt, dass du das Drehbuch nicht gelernt hattest. Das kommt bei dir nicht oft vor, normalerweise kannst du

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