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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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möglichen Anweisungen und Kommentare zu hören. Das lenkte ihn nicht ab. Natürlich hätte er gern gefragt, ob die Aufnahmeleitung wegen Minervas Drehbuch Bescheid wusste und ob Alice ihres bekommen hatte. Aber je weniger der Produzent von den Problemen mit seiner Drehbuchautorin wusste, desto besser für ihn, das wusste er aus Erfahrung. Der Aufnahmeleitung kam es einzig und allein darauf an, ein erstklassiges Produkt abzuliefern, das die Zuschauer fesselte. Die darstellerischen Details waren ihnen egal. Wenn er Mist baute, würde es kein Pardon geben … Er musste also auf sein Glück vertrauen und versuchen, sein Wiedersehen mit Alice überzeugend zu gestalten.
    Und Alice wirkte überhaupt nicht so, als hätte seine unvorhergesehene Umarmung sie überrascht. Als er sie losließ, zog sie ihren grünen Trenchcoat aus und ließ sich im Wohnzimmer aufs Sofa fallen.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du mich überhaupt sehen willst.« Sie ließ den Blick zum Fenster schweifen, zu den dunklen Umrissen der Gebäude gegenüber. »Es ist viel Zeit vergangen …«
    Jason setzte sich neben sie und ergriff ihre Hand mit beiden Händen. Alice drehte sich zu ihm.
    »Eine Frau wie dich vergisst man nicht so leicht«, sagte er.
    Überraschung blitzte eine Sekunde lang in Alice’ Augen auf. Offenbar war das nicht die Erwiderung, die sie erwartet hatte. Aber sonst ließ sie sich nichts anmerken.
    »Ich habe dich auch nicht vergessen können«, antwortete sie. »Du hast mir wehgetan, verstehst du? Ich weiß noch nicht, ob ich dir verzeihen kann.«
    Was für eine großartige Schauspielerin Alice war! Ihre Stimme klang so verletzt, dass sogar Jason einen Moment lang glaubte, sie sage die Wahrheit.
    Da er nicht wusste, was er antworten sollte, versuchte er sie zu umarmen, aber sie schob ihn weg.
    »Bist du immer noch mit diesem anderen Mädchen zusammen? Mit Clarissa?«
    Jason schluckte. Jetzt kam der schwierigste Teil seiner Improvisation. Er hatte keine Ahnung, was Minerva für seine Beziehung mit Clarissa geplant hatte. Egal, was er sagte, er konnte immer danebenliegen.
    Zum Glück kam ihm Alice zu Hilfe. »Du musst nichts sagen. Ich weiß, dass du mit ihr zusammen bist. Und ich weiß auch, dass ich eigentlich nicht hätte herkommen sollen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fiel er ihr ins Wort. »Clarissa bedeutet mir nichts. Du bist die Einzige, Alice … Du bist immer die Einzige gewesen.«
    Durch den Knopf im Ohr hörte er das Gelächter des Regisseurs. Alice musste es auch gehört haben. Zum Glück hatte sie ihre Mimik im Griff. Lediglich ihre Augenbrauen hoben sich leicht.
    »Wirklich?«, fragte sie. »Das musst du mir erst mal beweisen …«
    Jetzt war der Moment gekommen, mit dem Reden aufzuhören, das las er ihr an den Augen ab. Sie waren glasig geworden, wie immer, wenn sie etwas anderes von ihm wollte. In der Hinsicht kannte er sie sehr gut. Und er wusste auch, welche Zärtlichkeiten bei ihr vor der Kamera am besten funktionierten.
    Von nun an musste er nicht mehr lange überlegen, was er tun sollte. Seine Hände erinnerten sich noch an jede einzelne Sekunde, die er mit Alice verbracht hatte, und bewegten sich von allein. Zuerst strich er ihr übers Haar, dann wanderte er mit den Fingerkuppen auf ihrer Schulter entlang, während er ihr mit der anderen Hand die Jacke aufknöpfte.





Alice schloss die Augen und ließ den Kopf an die Rückenlehne des Sofas sinken. Ihre leicht geöffneten Lippen waren feucht. Als er sie küsste, erwiderte sie den Kuss fast leidenschaftlich. Ihre festen Brüste pressten sich an seinen Körper.
    Sie trug ein gemustertes Trägerkleid, eines dieser luftigen Kleidchen, die etwas Kindliches hatten. Er streifte nur einen der Träger ab und bedeckte ihre Haut von der Schulter bis zum Nacken mit Küssen. Unterdessen glitten seine Hände langsam über ihren ganzen Körper und hielten nur an einigen strategisch wichtigen Stellen inne, bis sie die gewünschten Reaktionen hervorriefen. Alice entfuhr ein Stöhnen und Jason spürte, wie ihre langen Nägel sich ihm in den Rücken krallten.
    »Nicht so hastig«, hörte er die besorgte Stimme des Regisseurs. »Das ist euer erstes Date nach sechs Monaten, wo hast du nur deinen Kopf? Konzentrier dich aufs Drehbuch! Heute läuft noch nichts.«
    Jason begriff, dass er sich zusammenreißen musste. Einen Moment lang war er verwirrt, wusste nicht, was er tun sollte, aber wieder half Alice ihm aus der Patsche.
    »Zieh mir die Strümpfe aus«, flüsterte sie ihm ganz

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