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Verdammt, wo ist der Braeutigam

Verdammt, wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt, wo ist der Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Holzapfel
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Keiner würde mehr Müller heißen.

Die Ringe
WO EHELEUTE SIE VERLIEREN UND FÜR WEN TATTOOS EINE ALTERNATIVE SIND
    Ein Ring, zumindest ein gewöhnlicher, hat keinen Anfang und kein Ende und ist damit das perfekte Symbol für die Liebe und die Ehe, die zwar unbestritten einen Anfang haben, aber bestenfalls kein Ende. Weil sie so symbolträchtig sind, gibt es manchen Aberglauben über Eheringe. Zum Beispiel lässt sich an ihnen erkennen, wer in der Ehe das Sagen hat. Beim englischen Thronfolger Prinz William ist es seine Frau Kate. Das war bei der Hochzeit deutlich zu sehen. Als William seiner Braut den Ring über den Finger streifen wollte, blieb dieser am oberen Fingerglied hängen, und das bedeutet einem Sprichwort zufolge, dass die Frau die Hosen anhat.
    Das ist für William vielleicht nicht schön. Aber es gibt Schlimmeres. Und dazu zählt: die Ringe zu verlieren. Ein Ehering sollte bestenfalls immer getragen werden, denn zieht man ihn ab, besteht die Gefahr, dass die Liebe erkaltet. Und was mag dann erst passieren, wenn der Ring verloren geht? Das kommt ja einem Entsorgen der Ehe gleich.
    Es ist geradezu unglaublich, wo überall Ehen entsorgt werden. In Hamburg zum Beispiel hat kürzlich ein Ehemann seinen Ring in der Ritze zwischen zwei S-Bahn-Sitzen verloren. Meine Freundin Simone hat es sogar mal geschafft, ihren Ehering im Schwimmbad zu verlieren. Mithilfe des Bademeisters bekam sie ihn wieder, wie auch überhaupt die Hilfsbereitschaft groß ist beim Suchen verlorener Eheringe. Die Hamburger S-Bahn-Gesellschaft schickte sogar eigens einen Putzdienst als Suchtrupp, um die Ehe ihres Passagiers zu retten.
    Auf die Spitze trieb es der Nachbar meiner Kollegin Ruth. Er verlor seinen Verlobungsring beim Streicheln eines Schafes im dicken Fell. Als er Schaf und Ring in der Herde verfolgte, wusste er bald nicht mehr, in welchem Schaf er suchen sollte. Ein aussichtsloses Unterfangen. Aber der Juwelier freute sich über den Folgeauftrag.
    Jeden Winter schaffen es Eheleute, ihre Ringe im Schnee zu verlieren. Wenn es Fortuna gut mit ihnen meint, finden sie sie im Frühling wieder, und die Ehe erlebt ein zweites Hoch. In Österreich hatte ein Rentner das Glück, von den richtigen, weil gründlichen Dieben heimgesucht zu werden. Die fanden seinen seit mehr als 40 Jahren verschollenen Ehering wieder und flüchteten dann auch noch, als sie beim Diebstahl gestört wurden, ohne Beute. Der Ring lag all die Jahre über in einer Schublade zwischen den alten Socken, was einiges über seine Ehe aussagen dürfte.
    Manchmal ist es jedoch auch so, dass Ringe einfach nicht verloren gehen wollen, obwohl Frau und Mann ihre Ehe längst aufgegeben haben. Auf einmal sind die Ringe ein Problem: wohin damit? Ideal wäre es, wenn sie sich zusammen mit den Gefühlen auflösten. Aber die Formel dafür hat noch kein Juwelier erfunden. Zum Wegschmeißen sind sie in der Regel zu teuer, sodass die meisten Geschiedenen ihren alten Ehering irgendwo aufbewahren, vielleicht zusammen mit der Scheidungsurkunde abheften oder etwas ratlos ins Schmuckkästchen legen, wo er ja tatsächlich irgendwie hingehört.
    Manchmal liegen dort auch schon die Eheringe der Eltern oder Großeltern, die vererbt wurden. Die Schauspielerin Gwyneth Paltrow trägt den Ehering ihres verstorbenen Vaters an einer Kette um den Hals. Sie fühlt sich ihm dadurch besonders verbunden und glaubt, dass sie durch den Ring seine Seele spüren kann. »Ich trage ihn immer bei mir. Ich stelle ihm Fragen. Ich fühle, dass er mich beschützt«, erklärte sie in einem Interview. Das ist gut für Gwyneth Paltrow, deren neuer Spitzname vermutlich bald »Frau der Ringe« lautet, und hoffentlich auch für die Seele ihres Vaters, aber wenn das stimmt, dann möchte man sich gar nicht vorstellen, was all die verlorenen, entsorgten, abgehefteten und abgelegten Eheringe alles so erzählen – und dabei hört ihnen gar niemand zu.
    Dieses Schicksal wird die Ringe des Basketballers Ioannis Kalampokis und seiner Ehefrau nie ereilen. Die beiden ließen sich bei ihrer Trauung am Ringfinger tätowieren. »Einen richtigen Ring hätte ich beim Sport immer abnehmen müssen. Deshalb haben wir uns für die Tattoos als Zeichen der Liebe entschieden«, erklärte der Sportler. Die Idee ist nicht schlecht. Tattoos haben eine Menge Vorteile: Die Eheleute ersparen sich schwierige Überlegungen, aus welchem Material ihr Ring sein soll, auch über eine Gravur müssen sie sich keine Gedanken machen. Auch für

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