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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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unseren Freund M. Ich habe ihn mit einem roten Aufkleber markiert.
    Dein Freund Stanley.
    Drummond pfeift durch die Zähne. Clarke scheint sich also immer noch für Melville zu interessieren, obwohl er den Dienst quittiert hat. Was er jetzt wohl treibt? Er schlägt die Akte auf, findet den rot markierten Bericht und beginnt zu lesen.
    Aktennotiz mit Vermerk »Ganz Geheim« vom 19. Februar 1901.
    (Übersetzung aus dem Deutschen; Abschrift.)
    Vertraulicher Bericht des Kriminalbeamten G. S. an Herrn L. v. Windheim, Polizeipräsident zu Berlin.
    Hochgeehrter Herr Präsident!
    Ich erlaube mir, Ihnen den folgenden Sachverhalt zur Kenntnis zu bringen:
    Sie werden sich entsinnen, daß ich aus Anlaß der Englandreise Seiner Majestät des Kaisers infolge der ernstlichen Erkrankung Ihrer Kgl. H. Queen Victoria mit dem Schutz der Person S. M. beauftragt worden bin. Demgemäß habe ich mich am 19. Januar auf S. M. Y. Hohenzollern eingeschifft und bin am 20. Januar 1901 auf der Isle of Wight mit S. M. an Land gegangen. In meiner Begleitung befand sich der Kriminalbeamte K. S., der jedoch der englischen Sprache nicht mächtig war.
    Nach dem bedauerlichen Ableben I. Kgl. H. Queen Victoria am Abend des 22. Januar bin ich im Schloß Osborne mit Inspector W. Melville von Scotland Yard zusammengetroffen, der mit der Sicherheit der zu den Trauerfeierlichkeiten geladenen gekrönten Häupter beauftragt war. Dieser teilte mir mit, er habe Grund zu der Befürchtung, daß ein Mordanschlag auf S. M. den Kaiser geplant sei.
    Im einzelnen erklärte mir Mr. Melville, er hätte Nachricht erhalten, daß zwei berüchtigte russische Anarchisten oder Nihilisten in London eingetroffen seien und sich mit einem dritten, der sich bereits in London aufhielt, getroffen hätten. Dieselben planten einen Anschlag auf S. M. Kaiser Wilhelm II . sowie auf S. Kgl. H. Leopold II . von Belgien. Inspector Melville weihte mich in seine Absicht ein, die drei noch in dieser Nacht unschädlich zu machen. Er ersuchte mich um meine Begleitung und fügte hinzu, daß er niemanden sonst mitzunehmen gedächte, denn diese Aktion habe unter größter Geheimhaltung stattzufinden. Wir fuhren daher noch am selben Abend nach London und erreichten Charing Cross gegen 11 Uhr.
    Inspector Melville mietete eine Droschke, die uns zur London Bridge brachte. Dort traf er sich mit einer weiblichen Person, die nach kurzer Unterredung eine weitere Droschke bestieg. Der Inspector und ich folgten ihr in unserem Wagen. Die Frau führte uns durch ein ärmliches Viertel in der Nähe der West India Docks zu einem Mietshaus, in dem sich die Gesuchten aufhalten sollten. Inspector Melville ließ halten, und wir betraten im Gefolge der Frau das Haus. Bevor wir jedoch die Wohnung im 1. Stockwerk erreichten, trat uns einer der Anarchisten auf der Treppe entgegen und schoß mit einem Revolver auf die Frau. Mr. Melville und ich erwiderten das Feuer, und es gelang uns, den Mann zu verwunden. Dieser versuchte nun, obwohl sein linker Arm getroffen war, die verletzte Frau zu erwürgen. Wir rissen ihn von ihr los und fesselten ihn. Geräusche machten uns darauf aufmerksam, daß die beiden anderen Verdächtigen in der Zwischenzeit durch ein Fenster entflohen. Sogleich nahmen wir mit der Droschke die Verfolgung auf. Nach einigen Minuten hieß mich Inspector Melville an einer Ecke mit der Droschke warten und setzte die Verfolgung allein zu Fuß fort. Es war dunkle Nacht, die Straßen nur mangelhaft beleuchtet. Nach etwa zehn Minuten hörte ich zwei Schüsse. Kurz darauf kehrte Inspector Melville zurück. Er teilte mir in knappen Worten mit, daß er einen der Täter gestellt habe, der zweite jedoch entkommen sei. Wir befürchteten nun, daß der Entkommene zur Wohnung zurückgekehrt sei, und eilten dorthin zurück. Die verletzte Frau war jedoch verschwunden, ebenso der Verbrecher, den wir gefesselt zurückgelassen hatten. Wir fanden nur eine Blutlache und die geöffneten Handfesseln vor. Allem Anschein nach hatte der zuletzt Entflohene den Mann befreit und die Frau mitgenommen. In der dunklen Nacht sahen wir keine Möglichkeit, die Verschwundenen aufzufinden, und kehrten daher nach Charing Cross zurück.
    Inspector Melville erklärte mir dort, daß die Frau eine italienische Prostituierte gewesen sei, die ihm verraten habe, wo sich die Anarchisten aufhielten. Er habe einen der Flüchtigen bei den Docks erschossen; es waren dies die zwei Schüsse, die ich gehört hatte.
    Näheres habe ich über diese Angelegenheit

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