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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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nicht erfahren und kehrte daher nach Portsmouth zurück, um mich auf Schloß Osborne wieder dem Gefolge S. M. anzuschließen.
    Vor einigen Tagen nun habe ich aus London erfahren, daß die erwähnte Frau nicht ganz zwei Wochen nach ihrem Verschwinden tot aus der Themse geborgen wurde. Ferner erfuhr ich, daß dem Anarchisten, der bei der Schießerei vor der Wohnung verletzt worden war, der Arm abgenommen werden mußte. Er verweigere jede Aussage und harre nun der Auslieferung an die russischen Behörden. Von dem noch flüchtigen Verdächtigen fehle bislang jede Spur.
    Ich verstoße mit diesem Bericht gegen den ausdrücklichen Wunsch S. Kgl. H. König Edward VII ., über den Vorgang strengstes Stillschweigen zu bewahren, selbst meinen Vorgesetzten gegenüber. Da der Fall jedoch mittlerweile seinen Abschluß gefunden hat, erachte ich es für meine Pflicht, Sie, geehrter Herr Präsident, über diesen Vorfall in Kenntnis zu setzen.
    Mit gehorsamster Hochachtung,
    G. S., Kriminalkommissar
    Drummond lehnt sich zurück und kratzt sich das Kinn. Eine ganz schön blutige Angelegenheit. Davon ist bisher nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Ob es gegen diese drei russischen Anarchisten überhaupt Beweise gegeben hat, geht aus dem Bericht nicht hervor, auch nicht, ob die angebliche Bedrohung überhaupt echt war. Hat Melville das vielleicht auch inszeniert, um Lorbeeren einzuheimsen? Dieser deutsche Kriminalkommissar G. S. muß jedenfalls Gustav Steinhauer sein, der als Fritz Reimers in England herumgeistert. Melville hat ja einmal gesagt, er habe gelegentlich bei Staatsbesuchen mit ihm zusammengearbeitet. Schon seltsam, daß er statt einem englischen Kollegen diesen Deutschen mitgenommen hat. Mitwisser auf englischer Seite hat er so jedenfalls vermieden. Und jetzt, zwölf Jahre später, taucht auf einmal dieser Bericht auf. Wo hat Clarke ihn nur her? Hat er ihn von Steinhauer? Hat Clarke vielleicht Kontakt zu den Deutschen? Ich sollte ihn wieder einmal auf ein Bier treffen.
    London, St. James Park, 18. Januar 1913, Samstag
    Vivian stapft durch den frisch gefallenen Schnee. Noch immer schneit es ein wenig, und der St. James Park mit seinen kahlen Bäumen bietet einen hübschen, wenn auch farblosen Anblick. Alles ist schwarz-weiß, wie auf einer japanischen Tuschzeichnung. Grau sind nur der Himmel und die Silhouetten der Government Offices im Hintergrund.
    Durch die Great George Street kann sie den Clock Tower sehen, der ihr immer wie eine überdimensionierte Wohnzimmeruhr vorkommt. Tatsächlich gibt es viele Standuhren, die ihm nachempfunden sind. Da schlägt Big Ben, die große Glocke, an. Vier Uhr. Eigentlich wollte sie nach Hause, es wird ihr allmählich kalt, obwohl sie sich dick vermummt hat, außerdem wollte Emmy ja nach der Arbeit vorbeikommen. Heute morgen, als sie vom Einkaufen zurückkam, hatte sie einen Zettel von ihr im Briefkasten gefunden: Muß dir etwas erzählen. Ich komme abends noch mal vorbei. E.
    Um was es wohl geht? Sicher um ihren Freund Randolph. Oder hat sie gar einen Neuen? Bei Emmy weiß man nie, wie lange so eine Bekanntschaft hält.
    Aber bis dahin ist noch Zeit. Sie könnte einen Abstecher in die Victoria Street machen und nachsehen, ob bei Mr. Morgan Licht brennt, vom Park ist es nicht weit. Der Alte hat ja sein Büro dort und wohnt da vielleicht auch. General Agent, hieß es auf dem Schild, also ein Vertreter für alles mögliche. Eigentlich merkwürdig für einen Scotland-Yard-Beamten. Darf er das überhaupt, nebenher noch in einem anderen Beruf arbeiten? Oder gehört er vielleicht zu der sagenhaften Geheimpolizei, von der niemand genau weiß, ob es sie überhaupt gibt?
    Sie hätte gute Lust, bei ihm zu klingeln und ihm ein paar Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Oder auf seine Tür zu schreiben, Sie Schwein , oder etwas in der Art. Schon der bloße Gedanke läßt den Zorn auf diesen Schuft wieder hochkommen. Kurz entschlossen biegt sie in die Dartmouth Street ein.
    Als sie schließlich in der Victoria Street vor dem Haus Nr. 25 ankommt, brennt tatsächlich Licht im ersten Stock. Jetzt zögert sie doch. Vielleicht keine so gute Idee hineinzugehen. Da geht das Licht aus. Kommt er heraus? Rasch eilt sie in einen Hauseingang, um sich zu verbergen. Tatsächlich, zwei Minuten später tritt er vors Haus, im Mantel, eine Pelzmütze auf dem Kopf und den Stock in der Hand. Er geht schnurstracks in Richtung Parliament Square. Ob er zum Cecil Court will, um sich wieder vor dem Laden aufzustellen? Sie

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