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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Landspitze von Hound Point an Backbord querab haben, aber im dichter werdenden Nebel ist nichts davon zu sehen. Seiler rät dem Kommandanten, nicht zu nahe an die Südküste ranzulaufen, weil ihr die flachen Drum Sands vorgelagert sind, dazu noch Klippen, die er hier bei Ebbe gesehen hat.
    Der Kommandant läßt loten. Ein Matrose wirft die Leine mit dem Senkblei weit voraus, wartet, bis das Boot heran ist und sie auf und nieder steht, und ruft gedämpft die Tiefe aus, die er an den eingeknoteten Markierungen erkennen kann: » Vier Faden!« Dann holt er die tropfende Leine ein, wird triefnass dabei und schleudert sie wieder nach vorn. So tasten sie sich ganz am Rand der Fahrrinne an die Brücke heran und unterqueren sie.
    » Ausscheiden mit Loten! Tauchbereitschaft!«
    Der Matrose steigt wieder ein. Außer Seiler sind jetzt nur Weddigen, Spieß und der Rudergänger auf dem Turm.Schwierige Navigation, da der Nebel immer dicker wird.
    » Verflucht«, knurrt Spieß, » gleich seh’n wir gar nichts mehr.«
    Schleichfahrt. Wellen plätschern sacht gegen den Turm. Verborgen im Dunst sind Glockentonnen und Nebelhörner zu hören.
    Weddigen beugt sich übers Turmluk. » Frage: Uhrzeit?«
    » Null Uhr sieben Minuten, Herr Kap’tänleutnant!«, schallt es dumpf herauf.
    » Niedrigwasser. Flutstrom müßte sich bald bemerkbar machen.«
    Sie stellen mehrere Kriegsschiffe fest, aber die schlechte Sicht läßt keine genaue Bestimmung zu, sie sehen nur schemenhafte Umrisse. Kreuzer? Zerstörer? Schwer zu sagen. Versucht man, den Blick auf die grauen Schatten zu konzentrieren, nimmt man gar nichts mehr wahr. Nur aus dem Augenwinkel lassen sich die Umrisse wahrnehmen.
    Da taucht etwas auf, viel massiger als die Schiffe, die sie bereits gesehen haben. Riesenhaft wächst es aus dem Grau, kaum hundert Meter ab. Kein Ankerlicht, und das bei diesem Nebel!
    » Ein Schlachtschiff!«, flüstert Seiler.
    Weddigen pfeift leise durch die Zähne. Im Krieg wär das jetzt geliefert, denkt Seiler. Zwei Torpedos auf kürzeste Entfernung, beim Abdrehen noch ein Schuß aus dem Heckrohr.
    » Ein Strich Backbord! Gaaaanz langsam voraus!«
    Wenn man nur den Typ erkennen könnte! Aber näher ran ist zu gefährlich. Die Ankerwache müßte sie ohnehin schon bemerkt haben. Aber die werden denken, daß es irgendein englisches Fahrzeug ist. Ein deutsches U-Boot im Firth of Forth, das werden die sich nicht vorstellen können.
    Aus dem Luk taucht der Kopf des Leitenden auf. » Akkus machen’s nicht mehr lange, Herr Kap’tänleutnant!«
    » Weiß ich«, knurrt Weddigen zurück. Der Leitende brummt etwas Unverständliches und taucht wieder ab.
    Seiler schreckt auf. » Was ist das? Rechts voraus!«
    » Hart Backbord! E-Maschinen stop! Langsam zurück!« Weddigen schlägt mit der Faust auf den Sehrohrbock und flucht: » Verdammte Zucht! Wären ums Haar in eine Festmachtonne gerannt! Das wird mir zu eng hier. Drehen und raussteuern!«
    Am Fahrwasserrand auf Gegenkurs. Das Boot dreht schwerfällig, quälend langsam. Endlich weist die Kompaßtochter im Turm Ost.
    » Steuerbord zehn! Beide Kleine voraus!«
    Am Heck rauscht und strudelt das Wasser. Von der Eisenbahnbrücke ist nichts zu sehen. Dicke Suppe ringsum.
    » The Haar«, fällt Seiler ein, » so nennen sie den Seenebel hier.«
    Tuckern. Was Kleines, eine Barkasse vielleicht. Wellen plätschern gegen den Turm. Dumpf tutet ein Nebelhorn.
    » Licht voraus!« Grünlicher Schimmer, eine Positionslaterne. Ein Küstenfrachter auf Gegenkurs, keine 40 Meter weg. Verdammt! An dem kommen sie nicht vorbei. Sie sind ja schon ganz am Rand der Fahrrinne!
    » Meine Fresse!«, läßt sich der Rudergänger hören.
    » Steuerbord zehn!« Weddigen dreht zur Südküste hin ab.
    Ein diffuses Leuchten im Nebel an Steuerbord. Das müssen die Lichter von South Queensferry sein. Zu nah!
    Weddigen hat es schon gesehen. » Backbord zehn! Steuerbordmotor Halbe voraus!«
    Ein kleiner Ruck, ganz sanft und weich. Und plötzlich, als würde eine unsichtbare Riesenhand das Heck festhalten, ist die Fahrt aus dem Boot. Aufgelaufen.
    London, Secret Service Bureau, 9. März 1913, Sonntag
    Kell zeigt Drummond eine Photographie, die in einem abgefangenen Brief an einen Agenten gefunden worden ist. Sie zeigt einen deutschen Polizeibeamten im Regenumhang und mit Pickelhaube.
    » Das ist Gustav Steinhauer vom deutschen Geheimdienst«, erklärt Kell, » der hat unter dem Decknamen Reimers diese Briefe an deutschstämmige Engländer geschrieben, Sie

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