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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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daran denke, trotz der üblen Methoden, mit denen Scotland Yard versucht habe, ihn einer Tat zu überführen, die er nie begangen habe.
    Vivian beobachtet, wie der Vater konzentriert die Post bearbeitet, Bücher in die Hand nimmt, darin blättert und sie nach einem geheimen System von einer Ecke in die andere trägt.
    Er muß wieder mit sich ins reine kommen, denkt sie. Und als sie ihm vorschlägt, zur Ablenkung eine kleine abendliche Willkommensfeier zu machen mit Emmeline und deren neuem Freund, dem Anwalt und ein paar Nachbarn, lehnt er dankend ab.
    Also läßt Vivian die Haushälterin Vaters Lieblingsgericht, Roastbeef mit Erbsen und Kartoffeln, für den Abend kochen. Sie hat schon alles eingekauft dafür. Sie selbst deckt eine festliche Tafel. Während des Essens, der Vater hat zur Feier des Tages einen Rheinwein geöffnet, dem sie beide kräftig zusprechen, vermeiden sie alles, was an Gefängnis, Politik und Seiler erinnern könnte. Vivian erzählt Nachbarschaftstratsch, und der Vater zeigt sich ungewöhnlich interessiert daran.
    Dann ist es Zeit, ins Bett zu gehen. Da sagt der Vater ganz unvermittelt: » Vivian, was hältst du davon, wenn wir im Juni wieder einmal die Kieler Woche besuchen? Wir könnten von dort dann auch einen Abstecher nach Berlin machen.«
    Das Angebot trifft sie wie ein Schlag. Sie kann nur nicken, ihr Mund wird trocken. Auf einmal hat sie Angst, Adrian zu begegnen. Nein, beschließt sie im stillen, das werde ich Vater wieder ausreden, morgen oder übermorgen.
    Oxford, 10. März 1913, Montag
    In Oxford scheint die Sonne. Seiler verläßt den Bahnhof und macht sich auf die Suche nach dem Friseur Ewell. Dessen kleines Geschäft in der Hythe Bridge Street findet er schnell, dank der rot-weißen Spiralsäule, dem Abzeichen der Friseurzunft in England. Er geht aber daran vorbei, wie Reimers ihm eingeschärft hat: » Ignorieren Sie den Laden erst mal, und gehen Sie weiter bis zur Brücke über den Oxfordkanal. Passen Sie scharf auf, ob der Laden beobachtet wird. Lungern Männer irgendwo herum, oder sitzen welche in einem Automobil davor? Erst wenn Sie alles unverdächtig finden, gehen Sie hinein und verlangen einen Haarschnitt oder wonach Ihnen sonst der Sinn steht. Bestellen Sie ihm einen Gruß von Mr. Mason aus Chicago, dann weiß er Bescheid.«
    Von der Brücke aus sieht Seiler sich um. Der Kanal führt schnurgerade unter Bäumen dahin. Am Treidelpfad liegt ein grünes Narrowboat, einer der typischen, sehr schmalen Frachtkähne. Ein mageres Pferdchen grast neben dem Pfad, dabei sitzt ein kleiner Junge mit einer Angelrute. Am rechten Ufer sieht Seiler durch kahle Baumwipfel die spitzen Giebel und hohen Schornsteine eines alten Gebäudes, das ein College sein könnte. Links, hinter der Häuserzeile mit dem Barber Shop, liegt der Kohlenhof der Lokomotivstation. Dort qualmt der Schlot einer Schmiede in den blauen Himmel. Das Friseurgeschäft hat er von hier gut im Blickfeld. Nichts fällt ihm auf, das verdächtig sein könnte. Kein Straßenkehrer jetzt zur Mittagsstunde, keine Müßiggänger, noch nicht einmal ein Constable. Nur ein Fuhrwerk mit Kohlensäcken knarrt die Straße entlang, von zwei müden Pferden gezogen. Seiler nimmt seinen Rucksack auf und schlendert auf das Geschäft zu.
    Friseurmeister Ewell ist ein kleiner, glatzköpfiger Mann in einem weißen Kittel. Es sind keine Kunden im Salon, und er lädt Seiler ein, vor dem Wandspiegel Platz zu nehmen. Seiler verlangt Rasur und Haarschnitt und fügt hinzu: » Man hat Sie mir übrigens empfohlen, Mr. Ewell. Ein gemeinsamer Bekannter, Mr. Mason aus Chicago. Er bat mich, Ihnen einen Gruß von ihm zu bestellen.«
    » Ah!« Ewell tritt einen Schritt zurück und zieht die Augenbrauen hoch. » Der Amerikaner! Na, das ist ja ein Zufall!«
    Er ruft durch die offene Hintertür: » Mr. Mason? Hier ist ein Freund von Ihnen!«
    Seiler hört einen Stuhl rücken, Schritte, dann taucht ein stämmiger Mann in der Tür auf. Er trägt einen schwarzen Vollbart, aber Seiler erkennt ihn dennoch sofort. Steinhauer.
    Sie grinsen sich an, und Seiler sagt: » Also, um Ihren Bartwuchs kann ich Sie nur beneiden, Mr. Mason!«
    Steinhauer lacht. » Unser Freund Ewell hier kann Ihnen ausgezeichnete Haarwuchstinkturen empfehlen. Aber Ihr Bart ist auch nicht von schlechten Eltern. Zehn Tage, schätze ich mal!«
    Während der Friseur Seiler den Umhang anlegt und sich an die Arbeit macht, zieht Steinhauer sich einen Stuhl heran, setzt sich und schlägt die Beine

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