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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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zu. Auf der Reede tut sich etwas. Ein seltsamer Schleppzug nähert sich. Es scheint ein kleiner Schlepper zu sein, der zwei U-Boote zieht. Bald kann er ihre Umrisse gut sehen. Es ist ein ihm unbekannter Typ. Bilder und Schattenrißzeichnungen der britischen Boote der B- und C-Klasse hat er in Berlin gründlich studiert. Die A-Klasse ist inzwischen völlig veraltet. Dies müssen moderne Boote sein, vermutlich D-Klasse, wenn die Briten mit dem Alphabet der Klassenbezeichnung weitermachen. Durch das Glas betrachtet er sie genauer. Ihr Kommandoturm ist deutlich länger als bei den C-Booten, auch scheinen sie insgesamt um einiges größer zu sein. Vielleicht gehören sie ja auch zur ganz neuen E-Klasse, über die noch gar nichts bekannt ist.
    In einiger Entfernung nähert sich ein drittes U-Boot derselben Bauart, das mit eigener Kraft fährt. Auf den Turm ist die weiße Ziffer 4 gemalt, und was ist das für ein seltsames Ding vor dem Turm? Es scheint eine kleine Kanone zu sein. Das ist auf jeden Fall bemerkenswert. Bei der Flottille ist öfter darüber diskutiert worden, ob man die Boote nicht mit einem Geschütz ausstatten sollte, einmal zur Selbstverteidigung im Kriegsfall, aber auch, um angehaltene Handelsdampfer damit zu versenken und so teure Torpedos zu sparen. Die Briten haben sich also auch mit dieser Frage beschäftigt.
    Drei moderne U-Boote in Rosyth, dazu das Schlachtgeschwader, vier Kreuzer und fünfzehn Zerstörer. Eine ansehnliche Streitmacht hat sich hier versammelt. Der Ausflug hat sich gelohnt. Er macht sich Notizen, getarnt als Baedeker-Empfehlungen:
    Größere Orte 7, von Interesse; Kirchen 4, sehenswert; Gasthäuser 15, empfehlenswert; Denkmäler 3.
    Größere Orte stehen für Großkampfschiffe, Kirchen für Kreuzer, Gasthöfe für Zerstörer, und Denkmäler entsprechen U-Booten der D-Klasse. Darunter notiert er zur besseren Tarnung noch ein paar echte Sehenswürdigkeiten wie die alte normannische Dalmeny Kirk. Gasthäuser hat er natürlich keine besucht, außer dem Barnton Hotel letztes Jahr, aber das schreibt er lieber nicht auf. Obwohl, er kann es wirklich empfehlen. Aber jetzt bloß nicht ablenken lassen. Er faltet die Karte auf und studiert sie. Er will nicht noch einmal durch Queensferry, das ist ihm zu riskant. Wenn er sich von der Küste direkt nach Süden bewegt, müßte er auf die Straße nach Kirkliston kommen. Von dort könnte er mit einem Local nach Linlithgow fahren und dann den Expreß nach Glasgow nehmen. Er würde dann in Birmingham umsteigen und in Oxford diesen Herrn Ewell aufsuchen. Danach endlich nach London und zu Vivian. Der Gedanke an sie macht ihn beklommen. Bestimmt will sie nichts mehr von ihm wissen. Hat sich gar verlobt? Er muß jedenfalls auf alles gefaßt sein.
    In düsterer Stimmung packt er Fernglas und Karte wieder in den Rucksack, schultert ihn und macht sich auf den Weg. Jetzt muß er erst mal die schweren U-Boot-Klamotten im Rucksack loswerden, und die Pistole. Er wird das Zeug irgendwo hier vergraben, aber erst weiter von der Küste entfernt.
    An einem Waldrand verscharrt er die Bordklamotten und die Pistolentasche. Die Waffe behält er nach einigem Zögern und steckt sie in die Jackentasche. Er tarnt die Stelle mit Moos und verwelkten Blättern, dann verläßt er den Schutz der Bäume. Vor ihm breitet sich eine leicht hügelige Landschaft aus, mit Wiesen und kahlen Feldern. Er überquert die Straße nach Queensferry und wählt einen Feldweg, der nach Süden führt. Rechter Hand ragen Dächer und Schornsteine über Baumwipfel. Laut Karte müßte das Dundas Castle sein. Danach geht es durch ein Laubwäldchen, hier überquert der Feldweg einen Kanal. Noch ein kleines Stück über Felder, dann nähert er sich der baumgesäumten Straße nach Kirkliston. Vorsichtig späht er nach beiden Seiten. Niemand ist unterwegs außer einem Radfahrer, der gemütlich daherstrampelt. Einen merkwürdig hohen Hut hat der auf. Beim Näherkommen entpuppt er sich als uniformierter Polizist. Seiler ist noch knapp fünfzig Meter von der Straße weg und zwingt sich, ruhig weiterzugehen. Der Constable winkt ihm zu und schenkt ihm weiter keine Beachtung. Bald kommt er hinter einer Straßenbiegung außer Sicht. Ganz beruhigt ist Seiler deswegen nicht. Vielleicht sollte der Polizist nur nachsehen, wo er ist, während man anderswo eine Falle für ihn aufbaut?
    Kirkliston ist ein verschlafenes kleines Städtchen. Von den wenigen Leuten, denen er begegnet, wird er neugierig, aber nicht unfreundlich

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