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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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machen.
    Aber wenn ich ehrlich bin, macht mir das Ganze Spaß. Kein langweiliger Dienst, kann in meinem England herumfahren, ein bißchen Abenteuer ist auch dabei, und das Wichtigste ist, ich bin in Vivians Nähe.
    Portsmouth, 13. Juli 1911, Donnerstag
    Seiler biegt gegenüber der New Gun Wharf in die Lombard Street ein, die direkt zum Hotel führt. Er hat einen langen Spaziergang durch Portsea hinter sich, von den Gaswerken an der Flathouse Wharf, vorbei an den Naval Barracks bis zum Haupteingang der Royal Naval Dockyards. Nirgendwo hat er irgendwelche außergewöhnliche Aktivität wahrgenommen.
    Es ist sein letzter Nachmittag in Portsmouth, morgen will er nach London zurückkehren, sich dort ein Hotelzimmer nehmen und dann dem Attaché berichten, daß er nirgends Hinweise auf eine Mobilmachung gefunden hat. Übermorgen will er Vivian besuchen, die dann wieder in London sein müßte, und anschließend nach Chatham fahren, um sich dort und in Sheerness am Medway Docks und Häfen anzusehen. Jetzt aber ist er erschöpft vom vielen Herumlaufen in der Hitze, dazu hungrig und durstig. Er wird sich umziehen und danach in ein Restaurant irgendwo im Zentrum gehen.
    Als er das Dolphin Hotel betritt, in dessen winziger Lobby außer dem Rezeptionstisch nur drei Sessel Platz haben, reicht ihm der Portier ein versiegeltes Kuvert; ein amerikanischer Gentleman habe es für ihn abgegeben, erst vor einer halben Stunde. Mr. T. Benneth, Dolphin Hotel, steht darauf, weiter nichts. Das kann eigentlich nur von Kapitän Widenmann sein, denn sonst weiß ja niemand, daß er sich als Tony Benneth in diesem Hotel aufhält. Er geht hinauf in sein Zimmer und reißt den Umschlag auf. Er enthält eine Visitenkarte mit dem Aufdruck Fritz Reimers, Pressekorrespondent, Lloyd’s News, London und ein Blatt Papier, auf deutsch beschrieben:
    Geehrter Herr Benneth,
    Herr Albert Mellentier bat mich, Ihnen seine Grüße und eine persönliche Nachricht zu überbringen. Darf ich mir aus diesem Anlaß erlauben, Sie zu bitten, heute abend gegen sieben Uhr im Restaurant des Central Hotel mein Gast zu sein?
    Mit vorzüglicher Hochachtung,
    Fritz Reimers
    Albert Mellentier, so heißt der Sekretär von Kapitän Widenmann. Anscheinend handelt es sich um eine Nachricht des Marineattachés, dessen Name wohl nicht erwähnt werden soll. Seiler zieht sich um und wundert sich, woher dieser Mr. Reimers gewußt hat, daß er noch vor sieben Uhr ins Hotel zurückkehren würde. Hat er ihn etwa beobachtet?
    Um Viertel vor sieben steht er an der Haltestelle vor dem Hotel und wartet auf die Straßenbahn. Da kommt sie auch schon bei der Broad Street um die Ecke, ein kleiner doppelstöckiger Triebwagen, auf der Stirnfront eine schreiend rote Bovril-Reklame. Seiler löst ein Billett beim Schaffner und steigt aufs offene Oberdeck hinauf, wo nur die Hälfte der Plätze besetzt ist. Die Tramway rumpelt über die große Cambridge-Kreuzung, als ein Herr neben ihm Platz nimmt und ihn in amerikanischem Englisch wie einen alten Bekannten begrüßt: » Why, it’s Mr. Benneth! Good evening! I’m Reimers, remember me?«
    Der Fremde trägt einen hellen Strohhut, ist glattrasiert bis auf einen dunklen Schnurrbart, hat schmale, fast geschlitzte Augen und macht einen jovialen Eindruck. Seiler schätzt ihn auf etwa vierzig. Er erwidert den Gruß und fragt: » Ich bin nicht sicher, Mr. Reimers. Sind wir uns denn schon einmal begegnet?«
    » Oh yes«, erwidert Reimers, » wir sind einander während der Flottenparade vorgestellt worden, am vorletzten Abend, beim Dinner mit den deutschen Pressevertretern. Es ist aber kein Wunder, daß Sie mich nicht erkennen, denn da trug ich einen Backenbart und eine Brille. Hin und wieder erfordert es meine Tätigkeit, mich ein wenig zu verändern. Und bevor Sie sich Sorgen machen: Ich habe Ihnen eine Nachricht von Herrn Kapitän Widenmann zu übermitteln.«
    Inzwischen nähert sich die Tramway der Town Hall, und Reimers erhebt sich: » So, da drüben ist das Central Hotel, das beste in Portsmouth. Kommen Sie, man speist dort ganz ausgezeichnet.«
    Im Restaurant des Hotels führt sie der Kellner zu einem Tisch für zwei Personen, den Reimers offensichtlich bestellt hat. Der Wein wird gebracht, und nachdem sie gekostet haben, sagt er, Reimers sei eigentlich nicht sein richtiger Name.
    » Ich bin auch kein Pressevertreter, sondern arbeite für die Nachrichtenabteilung des deutschen Admiralstabes, kurz N genannt«, erklärt er und reicht ihm ein zusammengefaltetes

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