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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Blatt Papier. » Unser Marineattaché war so freundlich, mir ein Beglaubigungsschreiben zukommen zu lassen.«
    Auf dem Blatt, welches das Datum von vorgestern trägt, steht in Maschinenschrift: Für Herrn Adrian Seiler: Herr Fritz Reimers ist von mir beauftragt, Ihnen eine mündliche Mitteilung zu überbringen. Unterschrieben ist sie mit W. Widenmann, Korvettenkapitän.
    Reimers nimmt den Brief wieder an sich. In englischer Sprache unterhalten sie sich über allerlei Belangloses, bis das Essen kommt. Reimers hat sich die Seezunge bestellt und Seiler einen Kalbsbraten mit Erbsen-Karotten-Gemüse und Kartoffeln. Erst danach, bei einem Whisky und einer Zigarre, kommt Reimers zur Sache.
    » Also, die politische Lage ist nach wie vor gespannt«, beginnt er, » auch wenn die Gespräche mit Frankreich wieder in Gang gekommen sind. Allerdings steht England eindeutig auf seiten der Franzosen, und wenn die Verhandlungen scheitern, müssen wir uns auf eine feindselige Haltung gefaßt machen, eventuell sogar auf einen Überfall auf unsere Flotte!«
    Er sagt durch den Rauch seiner Zigarre: » Kapitän Widenmann hält es deshalb für geraten, daß Sie jeden Kontakt mit ihm beziehungsweise der deutschen Botschaft vermeiden. Sie sollten ja ursprünglich noch Erkundungen in Chatham, Sheerness und Harwich durchführen, aber Widenmann hat es sich anders überlegt. Sie sollen sich in London zur Verfügung halten. Ich habe dort deshalb für Sie ein möbliertes Zimmer angemietet, das Sie so lange wie notwendig unter dem Namen Anthony Roper bewohnen können. Die Miete ist für einen Monat im voraus bezahlt. Denken Sie daran, Sie sind dort Engländer aus Southampton.« Er reicht ihm ein Kuvert: » Hier drin sind Adresse und Schlüssel, außerdem 20 Pfund zur Deckung von Ausgaben! Ich komme am Sechzehnten bei Ihnen vorbei, ich denke mal, am frühen Abend. Dann kann ich Ihnen sagen, was Widenmann inzwischen ausgebrütet hat.«
    Seiler nickt. Es ist ihm recht. Je mehr Zeit in London, desto besser.
    » Eins noch«, sagt Reimers, » Ihr Englisch und auch die Südenglandfärbung sind vollkommen überzeugend. Da Sie aber seit Ihrem vierzehnten Lebensjahr in Deutschland gelebt haben, sind Sie vielleicht nicht mehr ganz auf dem laufenden. Ausdrücke, die derzeit hier in Mode sind und dergleichen. Sollte jemand mißtrauisch werden, sagen Sie einfach, Sie hätten die letzten Jahre in Kanada verbracht, oder irgend etwas in der Art.«
    Reimers hat es nicht eilig. Er läßt noch zwei Whisky bringen und steckt sich eine weitere Zigarre an, nachdem Seiler die angebotene Virginia dankend abgelehnt hat. Er blinzelt ihn vergnügt an und sagt: » Also, wenn Sie zur nächsten Besichtigungstour aufbrechen, gehen Sie vorsichtig an die Sache ran! Machen Sie’s bloß nicht so wie unser Landsmann Siegfried Helm.« Er macht ein verschmitztes Gesicht und beugt sich ein wenig vor: » Helm war, oder ist vielleicht noch, Leutnant im 21. Nassauischen Pionierbataillon. Der ist auf eigene Faust hierhergefahren und wollte die Verteidigungsanlagen und Forts auskundschaften. Das war im vergangenen Herbst, Anfang September. Er hat sich zu diesem Unternehmen von Berichten über britische Offiziere, die in Deutschland spionierten, inspirieren lassen. Dabei bezog er sich besonders auf zwei Offiziere, die kurz vorher auf Borkum verhaftet worden waren, ein Fall, der durch alle Zeitungen gegangen ist.«
    Seiler wundert sich über das vergnügte Grinsen seines Gegenübers: » Der gute Mann brachte es fertig, sich innerhalb von zwei Tagen so verdächtig wie nur irgend möglich zu machen. Noch am Tag seiner Ankunft in Portsmouth fing er eine Liebesaffäre mit einer Zwanzigjährigen an! Die war eine Bekannte eines Offizierskameraden, und er hatte ihr seinen Besuch in einem Brief angekündigt. Scheint so, als hätte er durchblicken lassen, er sei ein deutscher Spion, womit er sie wohl beeindrucken wollte.«
    Reimers schüttelt den Kopf, als könnte er selbst nicht glauben, was er da erzählt, und fährt fort: » Am selben Nachmittag spaziert der Mann dann hinunter zur South Parade, späht durch eins der öffentlichen Teleskope dort die Forts aus und skizziert sie in aller Gemütsruhe in sein Notizbuch! Ausgerechnet den Vermieter des Teleskops, einen invaliden Pensionär der Royal Navy, fragt er aus, wie die Forts heißen, welche Geschütze dort stehen und wie es mit der Betonnung des Hafens aussieht. Abends zeigt er dem Mädel Postkarten, auf denen er die Befestigungsanlagen vermerkt

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