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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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sichtbar wird.
    Vivian hat sich ein wenig ins Lee des Focksegels zurückgezogen, damit sie nicht so viele Spritzer abbekommt. Ihre Haare wehen im Wind, und Seiler erinnert sich daran, wie er vor nicht ganz einem Jahr auf der Isle of Wight den Yachten zusah und sich wünschte, er könnte einmal eine Segeltour mit ihr unternehmen. Nun ist das wahr geworden. Jetzt blickt sie sich nach ihm um, als hätte sie seine Gedanken erraten, und lächelt. Aus dem Lächeln wird ein frohes, jugendliches Lachen, und eine Welle der Liebe zu ihr durchflutet ihn. Er lacht zurück, glücklich wie ein kleiner Junge.
    Nachdem das Boot im Binnenhafen festgemacht ist, schlendern sie eine halbe Stunde am Strand entlang und gehen dann zum Mittagessen in den Kaiserhof. Nach einem kurzen Spaziergang im Wald geht es zurück aufs Boot.
    Inzwischen hat der Wind gedreht und bläst jetzt von West, so daß keine schwierigen Manöver nötig werden. Peterman würde gern einmal an den Reihen der Kreuzer und Linienschiffe entlangfahren, um sie aus der Nähe zu sehen. Die Binnenregatta der kleinen Yachten, Jollen und Kriegsschiffkutter, die am Vormittag in der Innenförde ausgetragen wurde, ist zu Ende und der Weg frei. Seiler läßt Heikendorf daher links liegen und steuert die Jolle auf die Werften zu, wobei er sich ungefähr in der Mitte des Fahrwassers hält.
    » Sagen Sie, Herr Seiler«, ruft Petermann und zeigt auf die Kriegsschiffe, denen sie sich langsam nähern, » was machen Sie eigentlich bei der Marine? Sind Sie auf einem dieser dicken Schiffe?«
    Seiler schüttelt den Kopf. » Nein, ich bin bei den Unterseebooten, noch in der Ausbildung zum Wachoffizier!«
    » Das hab ich dir doch schon gesagt, Vater!«, läßt sich Vivian hören.
    » War mir nicht mehr sicher«, erwidert Peterman, » aber ist das nicht unheimlich? Ich wäre lieber auf so einem Panzerschiff, wenn ich wählen müßte.«
    Seiler hebt die Schultern und läßt sie wieder fallen. » Der Dienst auf den Großen würde Ihnen wahrscheinlich nicht zusagen, Herr Peterman. Es geht zu wie in einer Fabrik. Und nach allem, was ich von Kameraden gehört habe, geht das Offizierskorps ziemlich arrogant mit den Mannschaften um. Da ist es auf den kleinen Booten schon, wie soll ich sagen, kameradschaftlicher, familiärer. Keine strikte Klassentrennung. Offiziere und Mannschaft arbeiten nebeneinander, das geht auch nicht anders in der Enge, kurz, es ist erheblich angenehmer.« Unter den jüngeren Offizieren in der Flottille geht so was rum. Aber sonst redet man eigentlich mit keinem darüber.
    Mittlerweile haben sie das Spitzenschiff der ankernden Großkampfschiffe erreicht.
    In langer Reihe gestaffelt, liegen sie vor der Stadt, vom Schloß bis über Bellevue hinaus, die acht modernen Linienschiffe des I . Geschwaders: vier der Nassau -Klasse und vier der neuen Helgoland -Klasse. Sie sehen anders aus als die alten Vor-Dreadnought-Linienschiffe des II . Geschwaders, die von vorn gesehen mit ihren hohen Aufbauten, den in die Höhe ragenden Schornsteinen, Masten und Brückenaufbauten fast an schwimmende Ritterburgen erinnern. Die neuen Großkampfschiffe sind erheblich länger und wirken mit ihrer gewaltigen Masse geduckt und sprungbereit.
    Seiler wendet und segelt an der Linie entlang zurück. Vorn, an der Spitze der Linienschiffe, liegt der Große Kreuzer Von der Tann. In England nennt man diesen Schiffstyp Battlecruiser, also Schlachtkreuzer. Von diesem Super-Dreadnought zeigt sich Peterman besonders beindruckt. Grau und schmucklos ist der Kreuzer, mit gedrungenen Aufbauten, aber er wirkt immens kraftvoll. Aus den kantigen Panzertürmen drohen die langen Rohre der schweren Geschütze, und über dem dicken Seitenpanzer, der sich über die ganze Länge hinzieht, schlafen die Kanonen der Mittelartillerie in ihren Kasematten. Eintausend Mann Besatzung sind nötig, um den Riesen zu fahren, seine Maschinen, Geschütze und Leitstände zu bedienen. Eintausend Mann schuften vor den Feuern, arbeiten und exerzieren, essen und schlafen in seinem gepanzerten Leib. Mit armdicken Stahltrossen und Ketten ist der gefährliche Koloß an rote Festmachtonnen gefesselt.
    » Was für Ungeheuer!«, ist Vivians Kommentar zu den Kampfschiffen, und Peterman zitiert aus Schillers Glocke: » Wehe, wenn sie losgelassen!«
    Zurück in Heikendorf, legt sich Peterman eine halbe Stunde aufs Ohr, während Seiler und Vivian im Strandgarten Kaffee trinken. Sie unterhalten sich, bis ihr Vater zurückkommt und es Zeit wird zum

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