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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Polizei! Was suchen Sie hier?«
    Drummond stottert auf deutsch: » Meiner Weg verloren? Weiß nicht.«
    Der Mann lacht. » You are English, are you not?«
    Drummond nickt, und der Mann fährt auf englisch mit amerikanischem Akzent fort: » Well, Sir, ich muß Sie fragen, was Sie hier zu suchen haben. Das Betreten des Werftgeländes ist streng verboten!« und winkt einen der Posten herbei. Drummond spürt, wie sich im Nacken seine Haare sträuben, wird er jetzt wegen Spionage verhaftet? Der Mann spricht kurz in schnellem Deutsch mit dem Matrosen, zu schnell, als daß Drummond auch nur ein Wort verstanden hätte. Der nickt, tut aber nichts weiter, als stehenzubleiben und Drummond im Auge zu behalten.
    » Ihr Name, Sir?«, fragt der Zivilpolizist.
    » Ich heiße John Fitzgerald MacDonough, Sir«, erwidert Drummond. Natürlich sind er und Melville auf so etwas vorbereitet. Er hat eine Visitenkarte auf diesen Namen bei sich, die ihn als Bootsmakler aus Aberdeen ausweist.
    Er reicht sie dem Mann, der sich die Anschrift in ein kleines Buch notiert und dabei vor sich hin summt, eine Melodie, die Drummond bekannt vorkommt. Was ist es nur? Ein englischer Shanty– Spanish Ladies , natürlich! Der Mann hat Humor. Oder ist mal auf einem britischen Segler gefahren.
    Jetzt reicht er ihm die Karte zurück und sagt: » Thank you, Mr. MacDonough. Sie können gehen. Aber bitte, halten Sie sich in Zukunft fern von Werftgeländen und militärischen Anlagen! Good-bye, Sir!«
    Er tippt sich an die Mütze, macht dem Matrosen ein Zeichen und geht mit ihm zum Tor. Drummond sieht ihm erleichtert nach, wendet sich dann ab und macht sich auf, zurück nach Kiel. Grade noch mal gutgegangen, denkt er, aber auf das Werftgelände wäre ich ja ohnehin nicht gekommen. Jedenfalls kennt die Polizei jetzt meinen falschen Namen. Er sieht sich ein paarmal um, aber da ist niemand mehr.
    Kiel, Kaiserliche Werft, 25. Juni 1912, Dienstag
    » Wissen Sie, Seiler, daß man Ihnen hierhergefolgt ist?«, fragt Reimers. Sie stehen an der Kaimauer des Werftbeckens, in dem acht U-Boote liegen, in zwei Päckchen zu vieren.
    » Wirklich?« Seiler wundert sich. » Ich habe nichts bemerkt. Allerdings habe ich auch nicht darauf geachtet. Ich meine, hier in Kiel?«
    » Es ist derselbe Mann gewesen, der mir in London vor Petermans Bookshop aufgefallen ist, der mit den abstehenden Ohren. Ich habe ihn am Tor überprüft und mir seine Karte zeigen lassen: John MacDonough, Schotte, angeblich Bootsmakler. Die Karte war wahrscheinlich genausowenig echt wie sein Schnurrbart. Mit seinem Deutsch ist es nicht weit her. Ich habe dafür gesorgt, daß man ihn im Auge behält, solange er hier ist. Er muß ja unten um den Handelshafen rum, dort habe ich eben zwei Leute hingeschickt.«
    Er kramt eine kurze Zigarre aus seiner Westentasche und steckt sie an.
    » Natürlich englischer Geheimdienst. Der oder die sind sicher den Petermans von London aus gefolgt.«
    Heikendorf, 27. Juni 1912, Donnerstag
    Es ist der letzte Abend der Kieler Woche, eine halbe Stunde vor Mitternacht. Morgen früh fährt Peterman für drei Tage nach Leipzig, überlegt Seiler, aber Vivian bleibt hier. Heute mittag hat sie mir gesagt, daß sie in Kiel bleiben darf, bis ihr Vater zurückkommt. Er konnte sein Glück kaum fassen. Es war bestimmt nicht einfach gewesen, ihn dazu zu überreden.
    Jetzt gähnt sie hinter vorgehaltener Hand. Sie sieht müde aus. Es ist wieder ein langer Tag gewesen, mit Herumlaufen und Schauen, fast immer an der frischen Luft.
    » Wenn ihr mich entschuldigen wollt, Vater, Adrian?«, sagt sie. » Ich würde gern zu Bett gehen. Ich kann kaum mehr die Augen offenhalten.«
    » Natürlich, mein Schatz«, sagt ihr Vater, während Seiler aufsteht und ihr gute Nacht wünscht.
    » Bis morgen früh dann, Vater. Schlaf gut! Auf Wiedersehen, Adrian!«
    Seiler schaut ihr nach, wie sie durch die Tischreihen wandelt, schlank und grazil in ihrem langen, weißen Kleid, und zwischen den Topfpalmen vor dem Eingang verschwindet. Er wird morgen zum Frühstück da sein und sie beide zum Bahnhof begleiten. Dort werden sie sich von Peterman verabschieden, und danach wird er Vivian für sich allein haben, drei Tage und drei Nächte lang.
    » Passen Sie gut auf sie auf, Herr Seiler.«
    » Das werde ich, Herr Peterman.«
    Mehr wird nicht gesagt. Peterman holt ein silbernes Zigarrenetui aus der Tasche und bietet Seiler eine Havanna an. Eine Weile rauchen sie schweigend. Die Luft ist warm, der Blick geht auf die von Lichtern

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