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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Marineoffizier, den sie sofort als Seiler erkennen, begrüßt werden. Sie warten, bis die Gesellschaft den Bahnhof verläßt, dann nehmen sie ihre Handkoffer auf und folgen ihr entlang der breiten Uferstraße bis zu den Seegartenbrücken. Dort steigen Seiler, Peterman und seine Tochter in ein Motorboot. Die beiden Matrosen, die im Bahnhof bei Seiler waren, reichen ihnen ihr umfangreiches Gepäck nach.
    Kaum haben sie abgelegt, mietet Melville das nächste Taxiboot und läßt den Bootsführer in einigem Abstand hinter ihnen herfahren. Drummond bleibt auf der Promenade zurück, mit dem Auftrag, sich um eine Unterkunft zu kümmern.
    Nachdem er in zwei Hotels in der Nähe des Bahnhofs vergebens nachgefragt hat, erklärt ihm der Hotelier des dritten, in der ganzen Stadt sei kein Zimmer mehr zu bekommen. Der Mann rät ihm, es in Rendsburg am Kaiser-Wilhelm-Kanal zu versuchen. Dort gebe es zwei Hotels, die vielleicht noch etwas frei hätten. Von Kiel fahre alle eineinhalb Stunden eine Nebenbahn hin. Drummond geht zum Bahnhof zurück, in jeder Hand einen schweren Koffer, seinen und Melvilles, und wartet auf den Zug nach Rendsburg. Dort angekommen, fragt er im Bahnhofshotel nach zwei Zimmern. Es ist jedoch nur eines frei, man bietet ihm aber an, ein Klappbett hineinzustellen. Drummond graut vor dem Gedanken, mit Melville in einem Zimmer schlafen zu müssen. Schlimm genug, daß er mit ihm diese verdammte Observationsreise machen muß. Er bucht das Zimmer für Melville, hinterläßt dessen Koffer und geht ins nahegelegene Hotel Green. Auch dort ist noch ein Zimmer frei, es ist allerdings etwas teurer, und das nimmt er für sich. Sollte Melville wegen des Extrazimmers Ärger machen, wird er es eben selbst bezahlen, auch wenn es weh tut. Dann fährt er mit dem Bummelzug nach Kiel zurück und mischt sich unter die Menschenmenge auf der Uferpromenade.
    Der Duft von geräuchertem Fisch lockt ihn zu einer Holzbude mit der großen Aufschrift Kieler Sprotten . Das sagt ihm nichts, aber er ist hungrig und kauft eine Portion der kleinen, heringsähnlichen Fische. Er ißt sie im Stehen von einem Pappteller und besieht sich dabei die vorbeiflanierenden Leute. Familien im Sonntagsstaat, die Kinder in Matrosenanzügen mit kurzen Hosen oder Röckchen. Junge Paare Arm in Arm. Ein Haufen lärmender Studenten mit Schirmmützen und Schärpen, jeder ein Bierglas in der Hand. Gesetzt daherschreitende bärtige Veteranen mit Orden auf der Brust. Schutzleute mit dem Säbel an der Seite. Schiffer, Seeleute und Werftarbeiter im Blauzeug und immer wieder Marineoffiziere und Gruppen von Matrosen. Gerade schlendern zwei Offiziere in französischen Marineuniformen an ihm vorbei, jeder eine Dame am Arm. Dort drüben unterhalten sich deutsche Armeeoffiziere mit Pickelhauben, und ein Dutzend Grenadiere im blau-weißen Paradezeug drängt sich durch das Gewimmel, auf dem Kopf Tschakos mit weißen Federbüschen daran. Drei Husaren in hautengen Hosen und grünen, goldverschnürten Jacken fallen ihm besonders auf. Sie sind behängt mit Säbel, Säbeltasche und Fangschnüren, dazu tragen sie schwarze Pelzmützen, bei dem warmen Wetter bestimmt ein besonderes Vergnügen.
    So viele verschiedene Uniformen auf einmal hat er in seinem Leben noch nicht gesehen. Dazu ein Stimmengewirr und Durcheinander von Gelächter, Drehorgelgedudel, Gesang, schmetternder Blasmusik aus der Ferne und dazwischen das rauhe Geschrei der Budenbesitzer und Blumenweiber. Dampfer tuten, und über allem das schrille Kreischen der zahllosen Möwen.
    Die Fische waren gut, haben ihn aber durstig gemacht. Er stellt sich an einer Bierbude an, bis er merkt, daß sich hier jeder ziemlich rücksichtlos vordrängelt. Da gibt er es auf und macht sich auf die Suche nach einem abgelegenen Biergarten, weit genug weg von diesem Rummel.
    Trotzdem findet er es recht vergnüglich in dieser Stadt, nur schade, daß Emmeline nicht dabei ist. Es hätte ihr bestimmt Spaß gemacht, außerdem kann sie ganz gut Deutsch. Statt dessen hat er den griesgrämigen Melville am Hals. Mit dem ist er gegen sechs verabredet; an der großen Normaluhr in der Nähe des Anlegers wollen sie sich treffen.
    Melville taucht um Viertel nach sechs auf, das Gesicht rot von Sonne, Anstrengung und Alkohol, wie es Drummond scheint. Der Detektiv informiert ihn, daß Peterman nebst Tochter drüben auf dem Ostufer im Heikendorfer Strandhotel logieren und die Zimmer bis zum 1. Juli reserviert sind. Er macht seinem Ärger lautstark Luft, mit so einem

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