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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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wir anwerben konnten, waren die meisten mit der mageren Bezahlung unzufrieden und daher nicht bereit, auch nur ein geringes Risiko einzugehen.«
    » Kein Wunder«, bestätigt Tapken, » das liegt an dem lachhaft kleinen Budget, das man uns zuteilt. Dazu kommt, daß wir drüben fast niemanden haben, der sich in Marinedingen auskennt. Um so mehr wissen wir Ihre Mitarbeit zu schätzen, Herr Seiler! Sie sind nicht nur Marineoffizier, sondern auch einer der wenigen Deutschen, die sich glaubhaft für einen Engländer ausgeben können. Und Sie kennen sich mit Unterseebooten aus! Das ist deshalb von Bedeutung, weil man in der Marineführung neuerdings Wert auf Informationen über britische U-Boote legt. Sie sollen dort drüben ja dreimal so viele haben wie wir, und angeblich auch schon welche mit diesen neuen Dieselmotoren.«
    Seiler merkt, wie sich eine unsichtbare Last auf seine Schultern senkt. Schon seit seiner Wiederbegegnung mit Steinhauer-Reimers und dem ersten Gespräch mit Tapken ist ihm klar: Er ist jetzt ein Spion, mit all den Möglichkeiten und Risiken, die dieser seltsame Beruf, falls es einer ist, mit sich bringt. Was ihn aber immer wieder, so auch jetzt, trotz allem leicht und froh macht, ist die Aussicht, mit Vivian zusammensein zu können. Seit den Kieler Nächten hat sich seine Sehnsucht nach ihr ins Unermeßliche gesteigert. Manchmal kann er sie regelrecht körperlich spüren, glaubt, den Duft ihrer Haut zu atmen. Jetzt muß er sich zwingen, dem Gespräch zu folgen, das die Herren inzwischen über die Bedeutung der U-Boote begonnen haben.
    London, Petermans Bookshop, 7. Oktober 1912, Montag
    Vivian hat ihrem Vater geholfen, zwei Regalfächer für maritime Unterhaltungsliteratur frei zu machen. Ein gutes Dutzend Werke hat er schon auf dem Schreibtisch, und sie trägt Autor und Titel ins Register ein:
    Erskine Childers, The Riddle of the Sands.
    Jack London, The Sea-Wolf.
    Pierre Loti, An Iceland Fisherman und Matelot.
    Frederick Marryat, Peter Simple.
    Herman Melville, Moby Dick.
    Joseph Conrad ist gleich mit sechs Titeln vertreten:
    The Nigger of the Narcissus, Lord Jim, Typhoon, The Shadow Line, The Rescue, Nostromo.
    Edgar Allen Poe, The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket.
    » So, das sind erst mal alle«, sagt der Vater zufrieden, » wenn die letzte Bestellung eintrifft, werden wir die Fächer schon vollkriegen.«
    » Meinst du, es gibt genug Romane, die mit der Seefahrt zu tun haben?«
    » Bestimmt, mein Kind. Außerdem will ich auch ein paar deutsche Titel dazunehmen, ab und zu kommt ja auch mal ein Landsmann herein, der etwas zu lesen in seiner Muttersprache sucht.«
    Draußen geht Bob vorbei und winkt ihnen durchs Fenster zu, bevor er gemütlich weiterschlendert. Bob ist der Constable, der um diese Zeit stets durch die Gasse kommt. Er heißt eigentlich Robert, aber die meisten hier kennen ihn als Bob, the Bobby.
    Vivian winkt zurück und fragt: » Was ist denn mit Treasure Island ?«
    » Ja, natürlich, das auch! Und Robinson Crusoe .«
    » Und Jules Verne! Twenty Thousand Leagues Under the Sea !«
    Da bimmelt die Türglocke, und sie blickt auf. Ein Gentleman tritt ein, im grauen Paletot, Glanzzylinder auf dem Kopf und in der Linken ein teuer aussehendes Köfferchen. Auf der Nase sitzt ein goldgefaßter Kneifer, darunter ein Schnurrbart mit hochgezwirbelten Spitzen à la Kaiser Wilhelm. Vater begrüßt ihn und fragt nach seinen Wünschen.
    » Mein Name ist Archibald Cox, Mr. Peterman«, stellt sich der Besucher vor. » Wenn Sie erlauben, möchte ich Ihnen ein Angebot unterbreiten.« Damit legt er das Köfferchen auf eine freie Ecke des Schreibtisches, wirft einen schrägen Blick auf Vivian und sagt: » Wäre es möglich, daß wir uns unter vier Augen unterhalten?«
    » Ich führe das Geschäft mit meiner Tochter und habe vor ihr keine Geheimnisse, Sir«, antwortet Vater und zieht die Augenbrauen hoch. » Sollte es sich bei Ihrem Angebot allerdings um Dinge handeln, die für Damenohren ungeeignet sind, darf ich Ihnen gleich versichern, daß ich nicht das geringste Interesse daran habe.«
    Bravo, Vater, denkt Vivian, der Kerl ist mir auf Anhieb unsympathisch, der hat so was Schleimig-Arrogantes an sich. Widerliche Mischung.
    » Wo denken Sie hin?«, erwidert der Besucher. » Nein, es handelt sich um ein Buch. Ein äußerst seltenes Buch! Sie gestatten?« Er fingert einen kleinen, goldenen Schlüssel aus der Westentasche und macht sich daran, die Schlösser des Koffers zu öffnen. Vivian tritt

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