Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
er ihn in Richtung Tür und sagt: » Gut gemacht, Mr. Peterman! Wir hören uns mal an, was er zu sagen hat. Wenn wir Ihre Aussage brauchen, komme ich noch mal vorbei, Sir.«
Cox rinnen Schweißtropfen übers Gesicht. Er will protestieren, aber der Constable schneidet ihm das Wort ab: » Zehn Pfund wollten Sie dafür haben? Das Buch ist viel mehr wert, Sie Dummkopf! Ich wette, Sie kriegen zehn Jahre dafür! Ab, marsch!«
London, Cecil Court, 7. Oktober 1912, Montag
Drummond steht vor dem Schaufenster von Watkins Esoteric Bookshop, scheinbar in Betrachtung der ausgestellten Bücher versunken. Er hat alles beobachtet, Le Queuxs Ankunft, Vivian, die wenig später herauskam und den Constable holte, und schließlich, wie dieser den Schriftsteller abführte. Er hat nicht eingegriffen.
Er freut sich diebisch über Le Queuxs Festnahme. Eigentlich sollte er sofort im Bureau anrufen und sagen, was geschehen ist, aber das hat Zeit. Der Mann soll ruhig mal ein Weilchen schmoren. Es wird ihm ohnehin nichts passieren, sobald seine Identität festgestellt und der Secret Service benachrichtigt ist. Melville wird sich natürlich schwarz ärgern, es war schließlich sein Plan, und er wird Le Queux und das Dockbuch auslösen müssen.
Drummond ist dabeigewesen, als diese dumme Aktion am Samstag in aller Hast zusammengestopselt worden ist. Beim morgendlichen Treffen hatte Melville verkündet, er werde Peterman eine Falle stellen und ihn dazu verleiten, Geheimmaterial zu kaufen. Das wollte er natürlich nicht selbst tun, und er hatte den Schriftsteller Le Queux vorgeschlagen. Melvilles Plan sah so aus: Le Queux soll sich Peterman als Informant anbieten und Geld dafür verlangen. Als Beweis soll er ein geheimes Marinebuch vorzeigen, über Torpedos oder Kanonen oder irgend so etwas. Man wird sich eins bei der Navy ausleihen. Er soll dann behaupten, auch eine Kopie der Baupläne einer neuen U-Boot-Baureihe liefern zu können. Geht Peterman darauf ein, will Melville ihm die versprochenen Pläne bringen und ihn gleichzeitig verhaften. Le Queux habe sich bereits einverstanden erklärt. Kell saß hinter seinem Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt, und sagte nichts dazu.
Drummond wird dem Captain zwar erklären müssen, warum er nicht eingegriffen hat. Aber das macht ihm keine Sorgen. Zum einen hatte er keine Instruktionen für so einen Fall, und zweitens wäre die Überwachung des Bookshops aufgeflogen, denn er konnte sich dem Constable gegenüber ja schlecht als Scotland-Yard-Mann ausgeben. Dazu kommt, daß er seinen Posten im Kameraladen heute nicht beziehen konnte, da dieser geschlossen ist. Wegen Krankheit, wie ein Zettel an der Tür verkündet. Daher mußte er sich auf der Straße herumtreiben. Er könnte auch sagen, er habe eine Toilette aufsuchen müssen, just zu der Zeit, als Le Queux abgeführt wurde. Nicht meine Schuld, wenn sie keinen zweiten Mann für mich haben, denkt er, und grinst sein Spiegelbild in der Scheibe an.
Er wendet sich ab und schlendert vor zur Charing Cross. Dort biegt er links ein und geht bis zu dem Geschäftshaus, in dem Emmeline arbeitet. Wenn sie nicht gerade unterwegs ist, macht sie dort ihre Abrechnungen oder fertigt Übersetzungen an. Vielleicht kommt sie ja gerade heraus, es ist gleich Mittag. Dann könnten sie zusammen etwas essen. Er bleibt in der Nähe stehen, den Eingang im Auge, und wartet. Fünf Minuten später kommt sie heraus.
» Randolph!«, sagt sie. » Was für eine Überraschung! Wartest du schon lange?«
» Ja«, antwortet er frech, » seit letzter Woche.«
Eine halbe Stunde nach sechs betritt er Kells Büro, gerade rechtzeitig, um Zeuge einer häßlichen Szene zu werden. Kell ist da, Melville und der Schriftsteller, der anscheinend kurz vor ihm angekommen ist. Le Queux marschiert in sichtlicher Aufregung auf und ab, die Hände auf dem Rücken. Jäh bleibt er stehen und schreit Melville an: » Eine Falle! Eine Falle sollte ich ihm stellen! Bloody hell! Sie, Sie haben mir eine Falle gestellt!«
» Regen Sie sich ab, Mann!« knurrt Melville ärgerlich, doch der Schriftsteller läßt sich nicht bremsen. » Diese Blamage lasse ich nicht auf mir sitzen, Mr. Melville! Ein Mann mit Ihrer Erfahrung sollte doch gottverdammt noch mal wissen, daß man die Germans nicht unterschätzen darf!« Sein Gesicht ist hochrot geworden, seine Stimme schrill. » Dieser teutonische Buchhändlerhund ist Ihnen haushoch überlegen, lassen Sie sich das gesagt sein, Mr. Melville!«
Melville brüllt
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