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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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ihre Tochter zu kümmern, damit sie das Essen zum Tisch bringen konnte, war er explodiert. Von da an hatten sie über alles mögliche gestritten. Über Geld, schmutzige Schuhe auf sauberen Fußböden, immer weiter und weiter.
    Während sie sich bei Jack über Javier beklagte, wurde Rosalindas Stimme schriller. Jack fiel auf, dass Javier ihnen immer wieder feindselige Blicke zuwarf. Als Rosalinda anfing, ihren Mann anzuschreien, versuchte Jack, sie in die Wohnung zu drängen. Er wollte für mehr Abstand zwischen den Parteien sorgen. Cals Stimme klang weich und schmeichelnd. Das sollte Javier besänftigen. Aber den interessierte das nicht.
    Er fing an, seine Frau mit Schimpfworten zu überschütten. Jack hatte in den vergangenen zwei Jahren ganz gut Spanisch gelernt, verstand aber nur ein einziges Wort:
puta
. Hure.
    Rosalindas Kopf färbte sich dunkelrot. Sie schob eine stützende Hand unter ihren schwangeren Bauch, dann schrie sie zurück. Jack betrachtete nervös die pralle Wölbung. Er hatte Angst, die Wehen könnten gleich einsetzen.
    Aus den umliegenden Wohnungen kamen Nachbarn, um sich das Spektakel anzusehen. Ein paar Frauen ergriffen lautstark Partei für Rosalinda, was Javier noch wütender machte. Die Männer traten von einem Fuß auf den anderen, sahen sich das hitzige Schauspiel an und gaben gelegentlich einen Kommentar ab. Das allgemeine Gemurmel auf Englisch und Spanisch wurde lauter. Jack fing Cals Blick auf. Die Situation drohte zu eskalieren, vielleicht sogar in eine Massenkeilerei auszuarten.
    »Gehen Sie bitte zurück in Ihre Wohnungen! Das hier geht nur die Quinteros etwas an. Alle anderen verlassen jetzt das Treppenhaus.« Der Menge gefielen Cals Anweisungen nicht.
    »Er schlägt sie. Sie ist schwanger und er schlägt sie!«, schimpfte ein hübsches junges Mädchen im Jennifer-Lopez-Look. Die anderen Frauen nickten zustimmend.
    »Halt die Fresse!« Ein älterer Hispanoamerikaner in schlabberigen Jeans schlug dem Mädchen in Zuhältermanier ins Gesicht. DieFrauen und einige Männer schrien empört auf. Kleinere Gruppen drängten näher. So nahe, dass Jack unbehaglich zumute wurde. Erneut versuchte er, Rosalinda in die Wohnung zu schieben.
    Doch sie drängte sich an ihm vorbei und schrie dem Kerl, der das Mädchen geschlagen hatte, Beleidigungen ins Gesicht. Jack warf Cal einen gehetzten Blick zu. Cal sagte gerade etwas in sein Funkgerät. Gleichzeitig bemühte er sich, den Ehemann in Schach zu halten. Gott sei Dank. Sie brauchten dringend Verstärkung. Jack bemerkte, wie sich drei junge Männer mit listigen Mienen immer näher an Cal und Javier heranschoben.
    Bevor Jack Cal warnen konnte, stellten sich den jungen Kerlen zwei ergraute Großmütter in den Weg und lasen ihnen auf Spanisch tüchtig die Leviten. Mit schuldbewussten und verlegenen Mienen zogen sich die drei Jungs zurück. Die Frauen applaudierten den alten Damen mit Jubelrufen, die Männer murrten.
    Cal drängte Javier in Richtung Streifenwagen, um ihn von der Menge zu trennen. Rosalinda sah, wohin sie unterwegs waren. Sie japste auf und stieß Jack beiseite. Erstaunlich agil rannte die hochschwangere Frau die Betontreppe hinunter und kämpfte sich durch die Schaulustigen hindurch. Jack stürzte ihr nach.
    Er nahm an, sie wolle Cal davon abhalten, ihren Mann mitzunehmen. Mit schriller Stimme stieß sie einen ganzen Wortschwall aus. Javiers Gesicht wurde rot vor Zorn. Jack verstand ansatzweise, dass Rosalinda hoffte, die anderen Kerle im Gefängnis würden es Javier richtig besorgen. Jack hätte es nicht für möglich gehalten, aber Javiers Gesicht färbte sich noch dunkler, als Rosalinda schrie, jetzt könne sie endlich mit dem Vater des Babys zusammen sein.
    Schlagartig wurde es still. Die Menge schwieg wie im Schock. Nur das leise Jammern von Rosalindas zweijähriger Tochter war zu hören.
    Die zwei Sekunden der Stille dröhnten so laut in Jacks Ohren wie der Schuss, der gleich darauf erschallte. Javier zog eine Pistole aus dem hinteren Hosenbund unter seinem Hemd. Lächelnd zielte er auf Rosalindas Bauch.
    Als der Schuss sie zu Boden warf, brüllte die Menge auf. Ein Teil der Leute stürzte zu Rosalinda, um ihr zu helfen. Ein anderer Teil wollte sich auf Javier stürzen. Bevor der Erste ihn erreichte, ließ er die Hand mit der Waffe schlaff an seine Seite fallen. Er warf Jack einen triumphierenden Blick zu. In den arroganten braunen Augen lag keine Spur von Bedauern oder Reue.
    Die Kugel, die Rosalinda getroffen hatte, war wieder

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