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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Menschen nicht an, ob er ein Mörder war oder nicht. Das lernte jeder Cop auf der Polizeiakademie. Im Grundkurs.
    Ohne dass Ray es erwähnen musste, wusste Mason, dass sein Partner an das kurze FBI-Profil dachte. Es passte zu Harper wie das Tüpfelchen aufs I. Charismatisch, intelligent, sozial kompetent.
    »Was hast du über DeCostas Familie herausbekommen?« Es gab schließlich noch andere Verdächtige, mit denen sie sich beschäftigen mussten.
    Ray verzog das Gesicht. »Immer noch nichts. Ich finde einfach niemanden. Nur eine frühere Adresse der Mutter, Linda DeCosta, in Mount Junction habe ich gefunden.«
    »Hat sie während unseres Zeitfensters dort gewohnt?«
    »Größtenteils.«
    »Was heißt das?« Mason hasste halbe Antworten.
    »Na ja. Anscheinend hat sie zur Zeit des Amy-Smith-Falls und eines weiteren Todesfalls in Mount Junction dort gelebt. Aber nicht, als die Wanderin in die Schlucht stürzte.«
    »Und wo wohnte sie zu dem Zeitpunkt?«
    »Keine Ahnung, vielleicht bei ihrer Familie oder Bekannten.«
    »Es gibt keine Familie. Und dass die DeCostas Freunde haben, möchte ich bezweifeln.«
    »Du weißt, was ich meine. Irgendeine vorübergehende Bleibe. Vielleicht auch ein Obdachlosenasyl.«
    »Kümmer dich darum.«
    Ray machte sich eine Notiz und Mason hörte buchstäblich die Zahnräder im Kopf seines Partners knirschen. Ray überlegte, wo er mit der Onlinesuche anfangen sollte. Für so was hatte er ein Händchen.
    »Mir gefällt die große Lücke nicht, die die DeCosta-Familie hinterlässt. Aus irgendeinem Grund …«
    Ray nahm den Stift vom Papier und beendete den Satz seines Partners: »… denkst du immer wieder an die Mutter und den jüngeren Bruder.«
    »Ja. Stimmt. Viel haben wir nicht, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir an dieser Stelle weitergraben müssen. Wer hätte ein besseresMotiv, seinen Sohn zu rächen, als eine Mutter?« Mason sprach den Gedanken laut aus, obwohl er Rays Gegenargument bereits kannte.
    »Weibliche Serienmörder sind selten. Und wenn sie töten, dann mit weniger … brutalen, blutigen … Methoden. Frauen greifen häufig zu Gift.«
    »Genau. Häufig. Das ist hier das Stichwort. Und was ist mit dem Jungen? Vielleicht ist die Mutter das Hirn und ihr Sprössling die Hand.« Mason griff nach jedem Strohhalm. »Er ist kein Kind mehr, sondern etwa Mitte zwanzig.«
    »Aber warum die seltsame Fixierung auf Dr. Campbell? Die ganze bekackte Inszenierung, die Karte und die Videoüberwachung – das alles deutet auf einen Mann hin. Nicht auf eine Mutter.«
    »Vielleicht ist sie ja lesbisch.« Die Bemerkung entlockte Ray lediglich ein Grunzen.
    »Lach nicht. Erinnerst du dich an
Monster
, den Film über diese Serienmörderin? Aileen Wuornos hat etliche Lastwagenfahrer umgebracht. Dass sie lesbisch war, gehörte mit zu den Gründen. Nichts ist unmöglich.«
    »Gerade hast du noch behauptet, Frank Stevenson sei unmöglich«, gab Ray zurück.
    »Aber er steht immer noch auf unserer Liste. Im Moment können wir noch niemanden ausschließen.«
    Der Blick, mit dem Ray ihm antwortete, sagte Mason, dass sein Partner wieder bei Harper und Masons unerklärlichem Wohlwollen gegenüber dem Mann angekommen war.
    Masons Finger waren inzwischen taub vor Kälte. »Gehen wir rein. Wir haben ein paar Ansätze, die wir weiterverfolgen müssen.«
    Die beiden Männer stampften den Schnee von ihren Stiefeln. Ihr Atem stand in Wolken in der Luft. Schweigend stiegen sie die Eingangstreppe des Präsidiums hinauf und Mason war sicher, dass sie keinen Schritt weitergekommen waren. Im Gegenteil: Sie hatten nicht eine einzige Antwort gefunden, nur noch mehr Fragen.

S IEBENUNDZWANZIG
    Als Lacey auf dem Weg zu ihrem Zimmer im Flur verschwand, atmete Jack tief durch. Noch zehn Minuten allein mit ihr und er hätte sie auf das schmale Bett geworfen. Dass sie sich weinend an seine Schulter geschmiegt hatte, hatte ihn beinahe um den letzten Rest Selbstbeherrschung gebracht. Er hatte sie getröstet und dabei im Kopf sämtliche Baseballergebnisse der letzten Saison aufgesagt, damit das Verlangen ihn nicht übermannte. Jetzt wollte sie sich ein wenig hinlegen und er suchte im Kühlschrank nach einem Bier.
    Den glasigen Blick auf ihren leeren Stuhl gerichtet, trank er die erste Flasche mit einem Zug aus und griff gleich nach der zweiten.
    »Sie ist toll.«
    Jack zuckte zusammen. Er hatte Alex nicht zurückkommen hören. In der Hoffnung, dann etwas lockerer zu werden, schüttete Jack das zweite Bier in sich hinein.

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