Verdeckt
etwas über tote Mädchen in Mount Junction gesagt. Dabei hatte der Kerl sich immer gern reden gehört.
Er hatte seine Opfer in Waldgebieten abgelegt, sie nicht versteckt. Förster oder Wanderer hatten die Mädchen immer schnell gefunden. Die Leichen aller Opfer waren jeweils ein paar Wochen nach der Entführung aufgetaucht, wiesen Folterspuren auf und gebrochene Beine.
Dagegen war der Tod der Mädchen in Mount Junction als Unfall getarnt worden und man hatte sie erst nach Monaten entdeckt. Der Wagen, der in den Fluss gefahren war. Eine vermisste Skiläuferin, die nach der Schneeschmelze gefunden wurde. Eine einsame Wanderin, die in eine Schlucht gestürzt war. Alle waren irgendwann aufgetaucht, aber das Wetter und die Tiere hatten deutliche Spuren hinterlassen. Die Oberschenkelknochen – jedenfalls die, die noch geborgen werden konnten – waren stets gebrochen.
Auch die Oberschenkel der drei kürzlich Ermordeten wiesen diese Brüche auf. Aber die Opfer waren Männer.
Verdammt
. Mason wollte etwas kaputtschlagen. Es gab so viele Übereinstimmungen und gleichzeitig so viele Unterschiede zwischen den Fällen, dass ihm der Kopf schwirrte. Wo blieb Ray mit seinem Notizbuch?
Zwei Mörder. Einer lebte, der andere war seit achtzehn Monaten tot. Wer würde das nächste Opfer sein?
Ray schlug die Hintertür zu und schlurfte missmutig auf Mason zu. Demonstrativ setzte er eine Mütze auf und stülpte den Kragen seiner Jacke hoch. »Dieses Wetter ist eine Scheißlaune der Natur. So viel Schnee und Eis über einen so langen Zeitraum hatten wir noch nie in dieser Stadt.«
»Das muss an der Klimaerwärmung liegen.«
Ray warf Mason einen ungläubigen Blick zu. Schnaubend zog er Notizbuch und Stift aus der Tasche. »Los, rede.«
Sie diskutierten und marschierten eine ganze Stunde lang. Schnee und Kälte waren vergessen. »Frank Stevenson war an beiden Orten. Er stammt aus der Gegend um Mount Junction und ist nach dem Studium hierhergezogen. Damit war er zur fraglichen Zeit an den entsprechenden Orten.« Ray kritzelte während des Redens Aufzählungsstriche unter Stevensons Namen.
»Es gibt keine direkte Verbindung zu DeCosta«, konterte Mason.
»Vielleicht ist er bloß ein Fan.«
Mason lachte sarkastisch auf. Frank Stevenson war ein Volltrottel. Das hatte er in der Nacht bewiesen, in der er Dr. Campbell aufgelauert und anschließend in der Zelle fünf Stunden lang herumkrakeelt hatte. Der Wachhabende hätte ihn am liebsten auf freien Fuß gesetzt, nur damit Ruhe war.
»DeCosta hat Stevensons Exfrau angegriffen. Da hast du deine Verbindung.«
Mason dachte kurz darüber nach und fällte dann sein Urteil. »Schwach. Unwahrscheinlich.«
»Was bist du? Ein Borg? Du hörst dich an wie ein Computerprogramm.«
»Der nächste Datensatz, bitte.«
Ray schnaubte frustriert. Seine Atemwolke stand einen Moment lang in der Luft, dann löste sie sich auf. »Okay. Jack Harper.«
Mason blieb stehen und schaute Ray an. »Hast du den immer noch auf der Liste? Der Mann hat sich selbst zu Dr. Campbells Leibwächter erkoren.«
»Ja. Wie praktisch.«
»Ach, komm. Du hast doch nichts als Scheiße im Hirn.« Mason pflügte sich weiter durch den Schnee, doch Ray überholte ihn, drückte ihm die Hand auf die Brust und zwang ihn stehenzubleiben.
»Pass auf. Harper war an beiden Orten. Sogar in der Nacht, in der Suzanne Mills verschwand, befand er sich ganz in der Nähe. Ihre Knochen wurden auf seinem Grundstück gefunden und er war der Freund eines der Opfer. Sein Name taucht bei unseren Ermittlungen öfter auf als jeder andere. Und abgesehen davon, ist er leicht reizbar.«
Mason wischte Rays Hand von seiner Brust und stapfte weiter.
»Hey, ich weiß, du magst den Typen, und ich mag ihn auch. Aber das bedeutet nicht, dass wir ihn von der Liste nehmen können.«
Mason fuhr zu seinem Partner herum. »Er war früher ein Cop, hat von damals ein Einschussloch im Bein und führt jetzt eines der erfolgreichsten Unternehmen der Stadt.«
»BTK.«
»Was?«
»Dennis Radar – der BTK-Killer. Er war Kirchenvorstand oder so was in der Art. Seine Nachbarn haben ihm mit Sicherheit keinen Mord zugetraut. Aus irgendeinem Grund setzt bei dir der Verstand aus, wenn es um Harper geht.« Ray musterte Mason, als hätte er Zweifel an dessen mentaler Verfassung.
Mason dachte schweigend über Rays Worte nach. Der BTK-Killer war jahrzehntelang aktiv gewesen, ohne dass seinen Freunden oder seiner Familie irgendetwas aufgefallen wäre. Man saheinem
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