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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Campbell wurde blass. Ihr Blick saugte sich an Mason fest. »Meine Zeugenaussage hat ihm damals das Genick gebrochen.«
    Mason hielt ihrem Blick stand. Bilder des toten, grausam gefolterten Cal Trenton zuckten durch seinen Kopf. Verdammt.
Steht sie auch auf der Todesliste irgendeines Verrückten?
    Mason betrachtete die großen Fensterflächen. »Haben Sie eine Alarmanlage?«
    »Ich kümmere mich gerade darum.« Lacey hatte das Telefon bereits in der Hand.

D REIZEHN
    Neuschnee hatte es nicht gegeben, aber der eisige Wind sorgte dafür, dass die Schneeberge am Rand des Gehsteigs zu gefährlichen Hindernissen gefroren. Fröstelnd schob Lacey sich durch die Menschenmenge in der Innenstadt von Portland. Ein Schal wäre jetzt praktisch gewesen. Sie zog sich den dicken Jackenkragen enger um den Hals. Stuart Carter, einer ihrer Zahnmedizinstudenten, stellte heute in einer Galerie seine Skulpturen aus und sie hatte versprochen, sie sich anzusehen. Zuhause verbarrikadieren würde sie sich erst, wenn es absolut unumgänglich war.
    An jedem ersten Donnerstag im Monat fielen Heerscharen von Kunstfans im Pearl District ein, um sich neue Werke anzuschauen und natürlich auch die Künstler. Anwohner verkauften an improvisierten Straßenständen selbstgemachte Kreationen, Galerien öffneten ihre Türen. Mithilfe von Biohäppchen sollten die Kunstliebhaber in Kauflaune versetzt werden.
    Bei Jacks Anruf im Büro hatte sie gerade gehen wollen. Jack schien sich zu freuen, dass er sie noch erwischte, wich aber aus, als sie nach seinem Gespräch mit der Polizei fragte. Er wollte lieber persönlich mit ihr sprechen. Heute Abend. Dass die Polizei am Vortag auch bei ihr gewesen war, hatte sie am Telefon nicht erwähnt. Michaels mit zahlreichen Andeutungen gespickte Zeitungsartikel waren ihr plötzlich peinlich. Sie empfand wenig Lust, ihre Beziehung zu dem Reporter zu erklären, der sicher ganz oben auf Jacks persönlicher Hassliste stand.
    Als sie Jack gesagt hatte, dass sie zu einer Galerie in der Innenstadt musste, hatte er vorgeschlagen, sie dort zu treffen. Dass sie einfach so eingewilligt hatte, wunderte Lacey jetzt ein wenig.
    Nein, sie war nicht auf dem Weg zu einem Date mit Jack Harper. Diesen Gedanken wiederholte sie wie einen Refrain.
    Es ging einzig darum, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Dazu gehörte auch, dass er ihr erzählte, wie das Gespräch mit der Polizei gelaufen war. Lacey dachte an den neuen Mord, von dem sie gestern erfahren hatte. Wusste Jack von Joseph Cochran?
    Wer brachte die Männer um, die zu DeCostas Verurteilung beigetragen hatten? Alles, was in den letzten Tagen passiert war, stand mit dem DeCosta-Fall in Verbindung. Die Entdeckung von Suzannes Überresten, der Mord an dem Cop, der DeCosta festgenommen hatte, und jetzt der tote Bezirksstaatsanwalt.
    Bin ich in Gefahr? Wie groß ist sie?
Laceys Finger wurden so taub, als hätte man ihr die Adern abgebunden. Sie atmete tief durch und war froh über die Menschenmenge, die sich auf dem Gehsteig drängte. In diesem Gewimmel konnte sie sich halbwegs sicher fühlen.
    Sie fand die Straßenecke, an der sie sich mit Jack treffen wollte. Vor einem Schaufenster mit einem hässlichen Aquarell, einem beklemmenden Chaos in Braun- und Grautönen, blieb sie stehen. Ihre Gedanken sprangen zehn Jahre zurück. Sie sah das Böse in Gestalt von DeCosta. Während des Prozesses hatte er auf seinem Stuhl gefläzt, die langen Beine unter den Tisch der Verteidigung gestreckt und die Vorgänge äußerlich völlig entspannt, ja fast gelangweilt mitverfolgt. So als handle es sich um ein drittklassiges, torloses Footballspiel an einem Sonntagnachmittag.
    Nie hatte sie in seinen Augen irgendein Gefühl wahrgenommen. Es schien, als habe er keine Seele. Seine Familie hatte stumm und mit ausdruckslosen Gesichtern in der Reihe hinter ihm gesessen. Die Gedanken und Empfindungen von DeCostas Angehörigen blieben den Zuschauern verborgen.
    Lacey hatte lange Tage im Gerichtssaal verbracht und sich unendlich viele Zeugenaussagen angehört. Mit Entsetzen hatte sie dieSchilderungen von denjenigen verfolgt, die die Ermordeten gefunden hatten. Es gab detaillierte Beschreibungen und Bilder von Folter, sexuellem Missbrauch und Leichenschändungen. Während Lacey mit ihrem rebellierenden Magen kämpfte, hatte DeCosta völlig unberührt dagesessen. Sie stellte sich Suzanne in seinen Händen vor und empfand die erdrückende Last tiefer Schuld, weil sie selbst davongekommen

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