Verdeckt
harten Knubbel, griff hinein, zog einen Ring heraus und riss die Augen auf.
»Was soll …«
Dieses Erinnerungsstück verwahrte sie zu Hause in einem Schmuckkästchen, ganz hinten in einer Kommodenschublade.Lacey drehte den Ring in der Hand. Auf ihrer Stirn bildeten sich tiefe Furchen, ihr Magen rumorte. Ein einzelner, in Gold gefasster roter Stein saß auf einem breiten Goldband mit Gravur. Das Schmuckstück war einer ihrer NCAA-Meisterschaftsringe. Getragen hatte sie nie einen davon. Sie wusste nicht einmal, wann sie sich die Dinger zum letzten Mal angeschaut hatte.
Wie kam der Ring in ihre Tasche?
Sie hielt ihn gegen eines der wenigen noch brennenden Lichter, drehte ihn und suchte nach der Jahreszahl und dem College-Logo. Um die Initialen lesen zu können, musste sie ihn ganz nahe an ihr Auge halten.
Das war nicht ihr Ring. Er gehörte Suzanne.
Ihr Magen verkrampfte sich. Ihr Atem stockte.
Raus hier.
Sie stürzte aus der Garderobe, dann den Flur entlang zum Fahrstuhl. Angst und Beklemmung saßen ihr im Nacken. Drei endlose Sekunden lang wartete sie vor der geschlossenen Metalltür. Dann fuhr sie herum und jagte die Treppe hinauf. Sie rannte durch den Flur des dritten Stocks. Ihre Gedanken folgten dem Takt ihrer Schritte.
Nicht mein Ring. Nicht mein Ring.
Über diesen Singsang kam ihr Gehirn nicht hinaus.
Überall im Fakultätsgebäude schienen plötzlich Gefahren zu lauern. Es war viel zu leer. Mit einem Magen wie ein Eisklumpen rannte Lacey an den Türen der Büros und Seminarräume vorbei. Glasvitrinen voller menschlicher Zähne warfen ihr Spiegelbild zurück, sorgten für beunruhigende Bewegungen am Rand ihres Blickfeldes. Jemand war in ihrem Büro gewesen, hatte in ihren Sachen gestöbert.
Was, wenn er sich noch im Gebäude befand?
Wer machte so etwas?
Noch sieben Meter, dann hatte sie die doppelte Feuertür der langen, tunnelartigen Fußgängerüberführung erreicht, die von der Fakultät zum Parkhaus führte. Laceys Panik ließ ein wenig nach, ihre Schritte verlangsamten sich. Sie würde es bis zum Parkhaus schaffen. Dort wartete Jack auf sie und alles war gut. Im Momentwar der Name Jack Harper in ihrem Kopf gleichbedeutend mit Sicherheit.
Mit beiden Händen drückte sie gegen eine der schweren Doppeltüren und ließ sie aufschwingen. Der lange verglaste Laufgang war leer, der Lift zum Parkhaus lag am anderen Ende. Lacey seufzte erleichtert auf. Doch schon nach drei Schritten nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Auf unsicheren Füßen fuhr sie herum. An dem Teil der Feuertür, den sie nicht aufgedrückt hatte, lehnte ein Mann.
»Frank!«, schnaufte Lacey halb erschrocken, halb erleichtert. Ihr Ex mochte ein Ekel sein, aber im Moment hätte ihr Schlimmeres begegnen können. Bloß …
»Wie bist du hier reingekommen?« Laceys Herz schlug einen Trommelwirbel.
Er hob die Hand. »Ich habe immer noch deine Schlüsselkarte.«
Grundgütiger. Als sie ihm die Karte gegeben hatte, hatte sie selbst noch hier studiert. Hatte er sie die ganze Zeit aufbewahrt? Und das Ding funktionierte noch? Sie musste dringend ein ernstes Wort mit den Sicherheitsbeauftragten sprechen.
»Du hättest die Karte nicht behalten dürfen. Du solltest überhaupt nicht hier sein.«
Ihre Bestürzung verwandelte sich in Ärger. Als sie nach der Karte griff, zog Frank sie weg. Lacey fixierte ihn wütend.
»Was willst du hier?«
»Ich suche dich.«
»Warum? Was soll das?«
Er verzog das Gesicht zu dem trägen Lächeln, vor dem sie gelernt hatte, auf der Hut zu sein. Bei diesem Anblick begannen ihre Handflächen zu schwitzen und ihr wild klopfendes Herz setzte zwei Schläge lang aus. Früher hatte dieses Lächeln bedeutet, dass er einen Plan hatte. Meist einen, der ihr nicht gefiel.
»Ich habe dich vermisst, Lace.« Seine Augen wurden weich. Verführerisch.
»Ich bitte dich, Frank!« Mit pochendem Herzen schnüffelte sie. »Hast du getrunken?«
Seine Züge wurden hart. Als er näher kam, wich sie zurück. Er war zwar nicht groß, aber doch deutlich größer als sie. »Nein! Ist das das Erste, woran du denkst?«
»Ja. Weil das normalerweise der Grund war, wenn du etwas Idiotisches gemacht hast. So wie jetzt!« Sie deutete auf die Fußgängerüberführung und wich einen weiteren Schritt zurück. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er kam näher. Lacey brach der Schweiß aus. Es gelang ihm, sie in eine Nische zu drängen.
»Was denkst du dir dabei, mir hier aufzulauern?«
»Ich will bloß reden. Seit wir
Weitere Kostenlose Bücher