Verdeckt
mehr aus den Augen lassen. Der Knoten in seinem Magen löste sich. Er hatte gute Lust, diese Frau zu schütteln, bis sie zur Vernunft kam.
Doch mit Druck kam er bei ihr nicht weiter. Sie würde eher das Gegenteil von dem tun, was er verlangte. Wenn er sie schützen wollte, musste er diplomatisch vorgehen, ihr das Gefühl geben, seine Ideen für ihre Sicherheit wären ihre eigenen. Als er beim Näherkommen den immer noch sehr frischen Ärger auf ihren Zügen sah, begrub er seine psychologische Strategie kurzerhand in einem Schneeberg. Diese Frau würde tun, was immer sie wollte.
Ihre Begrüßung bestätigte das.
»Du und die Cops – ihr werdet mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe.« Lacey lehnte an seinem Truck. Ihr Blick war unerbittlich. »Ich habe verdammt hart gearbeitet, um diesen Alptraumhinter mir zu lassen und zu verhindern, dass er mein weiteres Leben bestimmt. Ich lasse mir nicht einreden, ich müsste mich verstecken.«
»Nicht verstecken. Du sollst ihm nur aus dem Weg gehen.«
»Verdammt!« Sie stampfte auf. »Dieser Psychopath macht mir schon zum zweiten Mal das Leben zur Hölle. Beim letzten Mal habe ich es irgendwie geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Aber jetzt … Ich kann nicht ständig über die Schulter schauen. Selbst die Stadt zu verlassen, würde nicht helfen.«
Jack sagte nichts. Sie sollte erst einmal Dampf ablassen. Eigentlich wollte er sie umarmen, sie beruhigen. Aber er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Stumm vergrub er die Fäuste in den Jackentaschen. Die Anspannung machte seinen Rücken steif.
Geduld.
Plötzlich erstarrte sie, ihre Hände flogen zu ihrem Mund, ihre Augen weiteten sich. »Wo ist das Baby? Suzannes Verschwinden hat mir ein Loch ins Herz gerissen. Und seit ich weiß, dass sie schwanger war, ist das Loch doppelt so groß. Es ist ein Gefühl … ein Gefühl, als hätte ich selbst ein Kind verloren. Mir ist klar, dass ich gar nicht nachempfinden kann, was in einer Frau vorgeht, der so etwas tatsächlich passiert, aber ich muss dieses Kind finden. Ich muss es wenigstens versuchen. Das bin ich Suzanne schuldig … Ich hätte sie in der Nacht damals nicht loslassen dürfen.« Lacey kam ins Stocken. Ihr Blick hatte plötzlich etwas Gehetztes. »Glaubst du, der Killer ist der Vater des Babys? Oh Gott. Hat er das Kind vielleicht immer noch?«
Der Schmerz machte ihre braunen Augen noch dunkler. Jack betrachtete das als Zeichen.
Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. Gern hätte er ihr den Schmerz abgenommen. Sie vergrub das Gesicht an seiner Jacke und atmete in mühsamen Stößen. Zögernd schlang sie unter der Jacke die Arme um ihn. Er spürte, wie ihr Herz gegen seine Brust hämmerte, hielt sie noch fester und legte sanft das Kinn auf ihr Haar. Jack sog ihren weiblichen Duft ein. Mit geschlossenen Augen wehrte er sich gegen das Verlangen, das in ihm aufkam. Er wünschte sich, er könnte ihre Qualen einfach verscheuchen.
Wie viele Jahre hatte die Heilung ihrer inneren Wunden nach dem Angriff gedauert? Die Narbe, die heute wieder aufgebrochen war, hatte ein empfindliches Nervenkostüm offenbart. Jack dachte an Cal und schluckte. Cal war für ihn mehr als ein Freund und Mentor gewesen. Und er war durch die Hand des Killers einen brutalen Tod gestorben. Vielleicht durch dieselbe Person, die nun hinter Lacey her war.
Beim Gedanken an den Kuss auf der DVD zog er sie noch heftiger an sich. Mit Lacey in den Armen fuhr er herum, suchte mit den Augen nach einer Kamera, einem Beobachter – irgendjemandem. Er hatte das Gefühl, als lauerten fremde Blicke auf sie. Callahan hatte recht. Jack musste Lacey an einen sicheren Ort bringen. Hawaii, Fidschi, die Antarktis – egal.
Jack knirschte wütend mit den Zähnen. Er würde sie beschützen. Ihm blieb keine andere Wahl. Sein Herz war stärker als sein Kopf.
Und er musste das Baby für sie finden.
Ray und Mason beobachteten das Paar durch das Bürofenster im ersten Stock.
»Es ist zum Kotzen!« Ray wandte sich ab. Der Stuhl, nach dem er trat, flog quer durch den Raum. »Wir können überhaupt nichts für sie tun.« Seine Stimme wurde eine Oktave tiefer. »So eine Kacke. Warum können wir sie nicht einfach irgendwo verstecken, bis die Sache vorbei ist?«
Mason stand stumm am Fenster, stützte sich mit der Hand am Sims ab und wartete geduldig, bis dieser ungewöhnliche Ausbruch vorbei war. Rays Frage war rein rhetorisch. Für so etwas hatten sie weder die Mittel noch das Personal. Das war
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