Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
Vom Netzwerk:
du das nicht wolltest. Aber sie ist einer der wenigen Menschen, die mich in- und auswendig kennen. Und als du deine Fragen gestellt hast … wurde mir klar, dass ich nur sehr wenige Leute an mich heranlasse.« Lacey schniefte sich durch die Sätze. Den forschenden Augen voller Mitgefühl wich sie aus.
    Dabei wollte sie am liebsten alles bei ihm abladen, ihm sagen, wie viel Angst sie um ihre Freundin hatte. Und um sich selbst. Sie wolle ihm erzählen, wie allein sie sich nach dem Tod ihrer Mutter und nach Suzannes Verschwinden gefühlt hatte. Und warum sie sich davor fürchtete, andere Menschen zu nahe an sich heranzulassen: Es tat einfach zu sehr weh, wenn sie plötzlich nicht mehr da waren.
    Aber welcher Mann kam schon mit einem solchen Berg Altlasten zurecht?
    Plötzlich war er neben ihr, kniete an ihrer Seite. Eine Hand legte er tröstend auf ihre Schulter, mit der anderen strich er ihr das Haar aus den Augen. Die zarte Berührung brachte die Tränen erneut zum Fließen, aber diesmal schaute sie ihn an, obwohl sein Gesicht hinter dem Tränenschleier verschwamm. Aus den stahlgrauen Augen sah ihr echtes Mitgefühl entgegen. Es waren die Augen, die sie schon seit ihrer ersten Begegnung nicht mehr losließen.
    Ihre Tränen machten ihm keine Angst.
    Er durfte nicht der Fels in der Brandung werden, den sie sich für ihr Leben so sehr wünschte. Denn wenn er wieder ging, würdesie das in Stücke reißen. Aber jetzt, in diesem Augenblick, brauchte sie jemanden, der sie festhielt.
    Sich an ihn zu schmiegen, war ein Risiko, das sie eingehen wollte. Sie vergrub die feuchten Augen an seiner Schulter. Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Lacey spürte seine Lippen an ihrer Schläfe; seine wohltuende Wärme hüllte sie ein, dämpfte ihre Angst und ließ in der dicken Mauer um ihr Herz noch mehr Risse entstehen.
    Mason Callahan hatte drei tote Männer, eine vermisste Frau und keine heiße Spur. Der gemeinsame Nenner hieß Dave DeCosta. Er war die Mitte, von der aus die Fäden in alle Richtungen liefen. Callahan musste das Suchfeld begrenzen. Bei der Verfolgung unergiebiger Hinweise Zeit zu verlieren, frustrierte ihn zutiefst. Aber ob ein Hinweis unergiebig war oder nicht, stellte sich meist erst nach langwierigen Nachforschungen heraus. Da war zum Beispiel die Tatsache, dass Suzanne ein Kind geboren hatte, von dem aber niemand etwas wusste. Wo sollte er anfangen? Lebte das Kind überhaupt noch? Im letzten Jahrzehnt waren keine namenlosen Säuglinge und auch keine sterblichen Überreste von Babys gefunden worden. Er trat aus dem Präsidium in das leichte Schneegeriesel hinaus und starrte in den verhangenen Himmel. Für die nächsten Stunden waren noch ein paar Zentimeter Neuschnee vorhergesagt. Mit einer großen Tasse schwarzem Kaffee in der Hand stapfte er kreuz und quer über den Parkplatz, pflügte Pfade in den Schnee, die die geparkten Wagen umrundeten und sich immer wieder kreuzten. Er dachte gern draußen nach. Nach den vielen Stunden unter den Leuchtstoffröhren im Büro sorgte die klirrend kalte Luft für einen klaren Kopf. Er trat nach einem schmutzigen Eisklumpen, der von einem Fahrzeug abgefallen war. Der Klumpen hinterließ einen dunklen Streifen im frischen Schnee. Mason schaute hinauf zu dem Fenster, von dem aus er und Ray zusammen Dr. Campbell und Harper beobachtet hatten. Jetzt beobachtete Ray ihn.
    Ray schüttelte im Augenblick sicher den Kopf, stapfte dann durchs Büro und sagte jedem, der es hören wollte, dass Masonnicht mehr alle Tassen im Schrank haben konnte, weil er draußen durch die Kälte stolperte. Aber bald würde er zu ihm herunterkommen. Im Lauf der Jahre hatten sie beide auf dem Parkplatz hunderte Meilen zurückgelegt. Und es war erstaunlich, wie gut sie manchmal mit einem Fall vorankamen, während sie sich die Nasen abfroren. Mason stellte Vermutungen an, hinterfragte sie und dachte laut vor sich hin. Ray machte in seinem idiotischen Buch Notizen, ordnete das Chaos und präsentierte Mason das Ergebnis.
    Komm schon, Ray.
    Mason nahm einen Schluck von seinem kälter werdenden Kaffee und versuchte, sich zu konzentrieren. Er wusste, dass die Person, die die Karte für Dr. Campbell abgegeben, sie und Harper gefilmt und das scheußliche Video von Richard Buck geschickt hatte, sein Mann war. Der Killer.
    Aber wer war er?
    War DeCosta für die Morde damals in Mount Junction verantwortlich? Oder steckte der aktuelle Serienkiller, der gerade zur Hochform auflief, dahinter? DeCosta hatte nie

Weitere Kostenlose Bücher