Verdeckte Fouls
die Tür zu Frankes Zimmer hinter ihm ins Schloss fiel.
Er lief die Treppe hinunter und erblickte den Portier, der inzwischen wieder an seinem Platz war und in einer Zeitung las. Sein Äußeres erinnerte Justus an einen guten alten Bekannten. Es war ein etwas älterer Mann, eher fülliger Statur, ein großer Kopf mit Halbglatze, herunterhängenden Wangen und Augenlidern, einem Cockerspaniel nicht ganz unähnlich. Der könnte glatt als Bruder von Alfred Hitchcock durchgehen, überlegte Justus amüsiert.
Der Besuch des Jaguars
Zurück nahm Justus ebenfalls den Bus. Am Himmel zogen sich dunkle Wolken zusammen und Wind kam auf. Justus beeilte sich, damit er noch vor dem sich ankündigenden Regen nach Hause kam. Als er in die Seitenstraße neben dem Schrottplatz einbog, um durch das rote Tor unbemerkt auf das Gelände zu gelangen, kam ihm der silbergraue Chevrolet mit den zwei Männern entgegen. Schnell duckte sich Justus hinter ein parkendes Auto und wartete, bis der Wagen vorbeigefahren war. Seine Bewacher hatten also den Posten aufgegeben. Trotzdem wählte Justus vorsichtshalber den Geheimweg. Dass es keine übertriebene Maßnahme war, zeigte sich, als Justus die Vorhänge seines Zimmers beiseiteschob und nach draußen blickte: Statt des silbergrauen Chevrolets stand nun ein blauer BMW vor dem Tor, in dem ebenfalls zwei jüngere Männer saßen. Es war also nur Zeit für die Wachablösung gewesen. Justus ging zum Telefon und wählte Peters Nummer. Peter nahm sofort ab.
»Ich bin es, Justus.«
»Hi, Justus. Los, erzähl schon! Warst du bei Franke? Und lässt du nun endlich deine ultrageheime Theorie raus?«
»In der Tat, ich sehe jetzt viel klarer, Peter. Treffen wir uns alle am besten möglichst schnell in unserer Zentrale. Aber beeil dich, gleich setzt ein Platzregen ein.«
»Hier scheint noch die Sonne, ich komme mit dem Fahrrad.«
»Wie du meinst. Ach, und noch etwas: Benutz am besten das rote Tor. Der Schrottplatz wird überwacht.«
»Überwacht?«
»Wahrscheinlich von Futurio . Wegen meines Leserbriefs. Soll uns erst mal nicht stören, solange die nur da unten herumstehen.«
»Na, ich weiß nicht!« Peter klang erschrocken.
Justus ging nicht darauf ein. »Ich werde noch Bob Bescheid sagen. Also bis gleich.«
»Okay. Über Business World habe ich übrigens noch nichts herausbekommen. Ich habe aber Bobs Vater bei der Zeitung angerufen. Er hat einen neuen Kollegen in der Wirtschaftsredaktion und den will er heute mal drauf ansprechen.«
»Gut gemacht, Peter! Die Zeitungsleute wissen vermutlich am meisten. Also dann bis gleich!«
Justus tippte auf den Unterbrechungsknopf und wählte dann Bobs Nummer. Die gestelzte Stimme von Bobs Vater auf dem Anrufbeantworter empfing ihn. Bob war also noch nicht von der Pressekonferenz zurück. Justus sprach seine Botschaft auf Band. Dann ging er noch einmal in sein Zimmer und blätterte einen Stapel alter Tierposter durch. Schließlich fand er, was er gesucht hatte: ein Bild mit einem Jaguar. Zufrieden rollte Justus es zusammen. Eilig verließ er das Haus und lief über den Hof zum Campingwagen. Der Wind hatte noch einmal zugelegt. Die ersten Regentropfen fegten ihm entgegen.
Justus stieg in den Campingwagen und befestigte das Poster des angriffslustigen Jaguars neben einem der Fenster. Als er gerade den Klebefilm in die Schublade zurücklegen wollte, klingelte das Telefon. Es war Mrs Seven, seine Geschichtslehrerin. »Einen guten Tag, Justus. Entschuldige bitte, dass ich dich so überraschend in den Ferien anrufe.«
»Kein Problem, Mrs Seven. Haben die Reifenstecher mal wieder zugeschlagen?« Die drei ??? hatten sich vor nicht allzu langer Zeit vergeblich darum bemüht, einen Mann dingfest zu machen, der Autoreifen aufgestochen hatte.
Mrs Seven lachte. »Nein, darum geht es nicht. Ich habe einen merkwürdigen Anruf erhalten, über den ich dich gerne sofort informieren möchte. Es war ein anonymer Anrufer, vor wenigen Minuten. Er hat behauptet, dass du in der Schule deine Mitschüler erpressen würdest. Sie sollen dir Geld geben, dich bei Arbeiten abschreiben lassen und ähnliche Dinge.«
»Aber Mrs Seven, Sie wissen doch zu gut, dass …«
»… du ein astreiner, ehrlicher Detektiv bist«, vollendete die Lehrerin den begonnenen Satz. »Natürlich. Ich glaube dem Anrufer ja auch kein Wort. Ich wollte dich nur informieren. Irgendjemand will dich anschwärzen.«
Justus kombinierte blitzschnell. »Mrs Seven, ich glaube, ich weiß, was dahintersteckt. Lesen Sie
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