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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Die Autos in verschiedenen Farben und Größen standen in drei Reihen, dem Tor zugewandt. Alle waren sie blank poliert und glänzten wie in einem Showroom. Die restliche Hehlerware hatte Moon in einer Ecke verstaut und dicht zusammengeschoben, als wäre sie damit weniger auffällig. Die landwirtschaftlichen Geräte lagerten am anderen Ende. Hinter den übrigen Autos, genau in der Mitte des Schuppens, stand ein alter Cortina, wie ein Kadaver, halb zerlegt von Geiern, sodass die Innereien sichtbar waren.
    Cafferys Schritte hallten durch den Raum, als er nach hinten zu den rostigen Pflugscharen lief. Er hockte sich hin und spähte in das verbogene Gewirr, um sicher zu sein, dass sich darin nichts verbarg. Dann ging er hinüber zur anderen Seite des Schuppens und inspizierte die Hehlerware. Bei jedem Schritt knirschte der Taubenkot unter seinen Füßen, der kleine, zerbröckelnde Stalagmiten auf dem Boden gebildet hatte. Der Cortina musste einer der letzten sein, die vom Band gelaufen waren. Er besaß ein Vinyldach und Heckleuchten mit Lamellen und stand offensichtlich schon seit Jahren hier. Zwischen der offenen Haube und der Karosserie spannten sich Spinnweben. Weshalb alle anderen Wagen blank poliert waren und dieser nicht, blieb ein Rätsel. Caffery ging zurück in die andere Ecke und schnitt ein Stück Pappe vom Karton des Sony-Fernsehers ab. Der Asservatenverwalter würde einen Anfall kriegen, aber das war immer noch besser als ein versauter Anzug. Er trug den Pappdeckel zum Cortina, warf ihn auf den Boden und legte sich darauf. Mit den Füßen schob er sich ein paar Handbreit unter den Wagen.
    Darum also war der Cortina nicht bewegt worden.
    »Äh …« Er führte das Funkgerät zum Mund und drückte auf die Sendetaste. »Hat jemand die Reparaturgrube unter dem Cortina bemerkt?«
    Eine kurze Pause, anschließend ein Knistern, und dann kam die Stimme des Sergeants: »Ja, haben wir gesehen. Einer von den Jungs ist unten gewesen.«
    Caffery grunzte und klopfte auf seine Hosentasche. An seinem Schlüsselring hing eine winzige LED -Lampe. Sie diente lediglich dazu, nachts das Schloss an der Autotür zu finden, und gab deshalb nicht viel Licht. Als er sie in die Grube hielt, konnte er mit Mühe die Seitenwände erkennen. Sie waren mit Spanplatten verkleidet, die aussahen, als stammten sie aus einem zerlegten Küchenschrank. Er schwenkte das Licht ein paar Sekunden lang hin und her. Da er zu den Leuten gehörte, die niemals an einer offenen Tür vorbeigehen können, ohne einen Blick hineinzuwerfen, rutschte er unter dem Wagen hervor, drehte die Pappe so, dass sie längsseits neben der Grube lag, ließ sich wieder darauf nieder und rollte sich in die Grube. Der Aufprall fuhr ihm durch die Knochen, als er hart auf beiden Füßen landete.
    Sofort war es dunkler. Der rostige Cortina über ihm hielt das bisschen Licht in der Garage ab. Er knipste die kleine Lampe wieder an, leuchtete umher und betrachtete die Platten, die billigen Küchenschrankformteile, die Stellen, wo die Türgriffe gewesen sein mussten. Er untersuchte den Zementboden und trampelte darauf herum, aber darunter war nichts. Er warf seinen Schlüsselbund mit der Lampe auf die Pappe und wollte sich hinaufstemmen, als etwas ihn innehalten ließ.
    Die Spanplatten waren an Latten genagelt, die jemand an die Betonwand gedübelt hatte. Aber es gab keinen vernünftigen Grund, eine Reparaturgrube so auszukleiden. Es sei denn, man wollte etwas verstecken. Er fuhr mit den Fingern am unteren Rand der Platte am Ende der Grube entlang und zog daran, aber die Platte saß fest. Er fummelte die Klinge seines Taschenmessers zwischen Spanplatte und Latte, bog sie zurück und entdeckte das Loch dahinter.
    Er bekam Herzklopfen. Jemand hatte gesagt, in dieser Gegend gebe es viele unterirdische Höhlen und Gänge. Es war der Mann von der Sapperton-Tunnel-Stiftung, der Flea Marleys Team gebrieft hatte. Überall, hatte er erklärt, seien hier miteinander verbundene Tunnel und versteckte Höhlen. Ein Mann von Ted Moons Statur konnte ein vierjähriges Mädchen wie Emily ziemlich weit durch diese Tunnel schleppen. Vielleicht in eine Höhle, die er vorbereitet hatte, eine unterirdische Kammer, in der er ungestört tun konnte, was er wollte.
    Caffery kletterte aus der Grube, ging zum Fenster und regelte unterwegs die Lautstärke an seinem Funkgerät herunter. »Hey.« Er beugte sich aus dem Fenster und zischte: »Als Ihr Mann da in der Grube war, hat er da den versteckten Durchgang

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