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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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beugte sich vor, um ihm die Hand zu geben. »Freut mich.«
    »Sie haben hoffentlich nichts dagegen, dass Sie Cleo mitbringen sollten. Ich dachte nicht, dass es angebracht sein würde, aber ich möchte gern später mit ihr sprechen, wenn das okay ist?« Lollapalooza saß als Babysitter bei Simones zehnjähriger Tochter in einem anderen Zimmer. »Wir warten darauf, dass jemand von CAPIT dazukommt. Die wissen, wie man mit ihr sprechen muss. CAPIT ist die Einheit, die …«
    »Ich kenne CAPIT . Die haben sie befragt, als es passiert war. Child Abuse and Protection … so ähnlich.«
    »Protection Investigation Team. Die Schutz- und Ermittlungsabteilung für Fälle von Kindesmisshandlung. Sie sind unterwegs.« Caffery drehte einen Stuhl herum, setzte sich und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Mr. Turner hat Ihnen beiden gesagt, warum Sie hier sind?«
    Damien nickte. »Es geht um das kleine Mädchen gestern Abend.« Sein Tonfall verriet den Londoner. Aus South London, vermutete Caffery. Vielleicht sogar aus seinem alten Revier im Südosten. »Kam in den Nachrichten.«
    »Martha Bradley«, ergänzte Simone. »Ich nehme an, Sie haben sie nicht gefunden.«
    Caffery nickte kaum merklich. »Noch nicht. Und wir wissen nicht, ob es etwas mit dem zu tun hat, was Ihnen beiden widerfahren ist. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich diese Möglichkeit gern mit Ihnen zusammen ein wenig näher betrachten.« Er schaltete den MP3-Rekorder ein und drehte ihn so, dass das Mikro auf die beiden gerichtet war. »Damien. Möchten Sie anfangen?«
    Damien schob die Ärmel zurück. Er fühlte sich unbehaglich mit dieser Edeltusse an seiner Seite und war entschlossen, sich nichts davon anmerken zu lassen. »Aber klar. Ich meine, das liegt jetzt ein paar Jahre zurück.«
    »Es war 2006.«
    »Ja – Alysha war damals erst sechs.«
    »Hat Turner Ihnen gesagt, dass wir gern mit ihr sprechen würden, wenn es zeitlich passt?«
    »Da wünsche ich Ihnen viel Spaß. Ich hab sie seit zwei Jahren nicht gesehen.«
    Caffery hob die Brauen.
    »Sie ist weg. Zurück ins Homeland, brother . Mit ihrer verdammten Gangsta-Mutter, die nie aufhört zu labern. Sorry.« Er korrigierte sich theatralisch, strich sich das Hemd glatt, legte den Kopf zurück und die Hände an die Jackenaufschläge, die kleinen Finger abgespreizt. »Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte sagen, meine Tochter ist zurzeit außer Landes. Ich nehme an, in Jamaica. Mit ihrer redefreudigen Mutter.«
    »Sie haben sich getrennt?«
    »Das Beste, was ich je getan hab.«
    »Hat Turner –« Caffery sah zur Tür, als stünde Turner dort wie Miss Moneypenny, mit Stenoblock und spitzem Bleistift in der Hand. Er drehte sich wieder um. »Ich werde Turner Bescheid sagen. Wenn Sie uns ihre Nummer geben könnten.«
    »Die weiß ich nicht. Ich hab keine Ahnung, wo sie ist. Oder meine Tochter. Lorna ist dabei« – er malte mit den Zeigefingern Anführungszeichen in die Luft –, » sich selbst zu finden . Mit so ’nem durchgeknallten Typen namens Prince. Hat ’ne Bootsvermietung.« Er legte den Kopf schief und gab wieder den Jamaikaner. Wahrscheinlich, um Simone zu beeindrucken. »Macht Kohle mit Touristen. Zeigt denen die Kroks, Mann – wissen Sie, was ich meine?«
    »Hat sie Familie da?«, fragte Caffery.
    »Nein. Ich kann nur sagen, viel Glück beim Suchen. Und wenn Sie sie finden, sagen Sie ihr, ich will ein Foto von meinem Mädchen.«
    »Okay, okay. Dazu kommen wir noch. Lassen Sie uns jetzt ins Jahr 2006 zurückgehen. Zu dem, was da passiert ist.«
    Damien legte die Finger an die Schläfen und schnippte sie dann nach außen, als hätte das Ereignis seinen Verstand durcheinandergebracht. »Das war ’ne schräge Sache. Eine schräge Zeit, wenn ich ehrlich sein soll. Bei uns war eingebrochen worden, bei mir und Lorna und Alysha, und das hat uns fertiggemacht. Dazu kam, wir verstanden uns nicht mehr, und in der Arbeit lief nicht alles so glatt, verstehen Sie? Jedenfalls war alles ziemlich im Arsch, und plötzlich passiert so was . Wir waren auf dem Parkplatz …«
    »Vor dem Theater.«
    »Ja, vor dem Hippodrome, und wir steigen da aus. Alyshas bescheuerte Mutter ist schon draußen, wie immer, und veranstaltet irgendeinen Schwachsinn mit ihrem Make-up neben dem Wagen. Aber mein kleines Mädchen sitzt noch hinten, ich fummle gerade das Navi raus, und plötzlich kommt von nirgendwoher dieser – dieser Typ , und zwar volle Kanne. Wenn ich jetzt dran denke, glaube ich, es war der Schock, denn es

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