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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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ist sonst nicht meine Art, mir solchen Scheiß gefallen zu lassen. Liegt nicht in meiner Natur, verstehen Sie? Aber diesmal doch. Ich bin einfach erstarrt. Der Typ kommt ran, und ehe ich mich versehe, liege ich auf dem Asphalt. Sehen Sie das?« Er hielt die Hand hoch, damit Simone sie sehen konnte. Dann zeigte er sie Caffery. »Hat mir das verdammte Handgelenk gebrochen, der verdammte Idiot !«
    »Und dann hat er den Wagen genommen?«
    »Vor meiner Nase. Ich halte mich für so clever, nicht wahr? Aber der Kerl ist schnell – ehe ich was kapiere, ist schon alles vorbei, und er fährt mit meinem Wagen rauf in Richtung Clifton. Aber weit kommt er nicht – die Kleine hinten schreit so laut, dass er durchdreht.«
    »In den Akten steht, eine halbe Meile weiter hat er sich abgesetzt.«
    »Ja, oben bei der Universität.«
    »Er hat den Wagen geparkt?«
    »Am Straßenrand. Hat am Bordstein einen Reifen kaputtgefahren, aber was bedeutet schon ein neuer Gürtelreifen unter Freunden? Und dann macht er die Fliege.« Damien wedelte mit einer Hand zum Fenster. »Rennt weg.«
    »Und lässt Alysha zurück?«
    »Ja. Aber ihr fehlt nichts. Ich meine, sie ist ein gescheites Kind, wissen Sie? Clever.« Er tippt sich an die Stirn. »So intelligent. Sie tut, als ob sie so was jeden Tag erlebte. Steigt einfach aus, steht da und guckt die Leute an, die sich sofort versammelt haben, und sagt: ›Was glotzen Sie so? Rufen Sie jetzt die Polizei oder was?‹«
    Simone lächelte leise. »Das hört sich großartig an.«
    Damien nickte und lächelte zurück. »Sie ist echt stark. Wirklich.«
    »Erinnern Sie sich an ein Auto, das Sie gesehen haben?«
    »Was für ein Auto? Ich meine, da gab’s überall Autos. Das war ein Parkplatz.«
    »An einen dunkelblauen Vauxhall.«
    »An einen Vauxhall.« Er drehte sich um und schaute Simone mit fragend hochgezogenen Brauen an. Sie schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. Caffery entging die wortlose Beratung nicht. Selbst wenn er noch nicht zu dem Schluss gelangt war, dass es sich um dieselbe Person handelte, die ihre Autos entführt hatte – sie waren davon überzeugt. Ohne im Einzelnen zu wissen, was mit Rose Bradley geschehen war, hatten sie ihren Carjacker als ein und denselben Mann identifiziert. Wahrscheinlich waren sie davon überzeugt, dass er auch Martha entführt hatte. Aber Caffery musste unvoreingenommen bleiben. Auf den ersten Blick sah es so aus, dass die Überfälle nach den ersten Aussagen Damiens und Simones Gemeinsamkeiten aufwiesen: Die Entführungen gingen sehr schnell und gewaltsam vonstatten, und die Täter hatten ähnliche Kleidung an. Sie trugen eine Skimaske – keine Santa-Claus-Maske – und in beiden Fällen eine schwarze Jacke und eine Hüftjeans mit Gürtelschlaufen und Schnallen. Wahrscheinlich hatte das modische Gründe , hatte Simone zu Protokoll gegeben. Aber es sah aus, als wollte er den Mount Everest besteigen und nicht ein Auto stehlen . In Rose Bradleys Aussage hieß es, er habe eine Jeans mit lauter Taschen und Schlaufen getragen. Aber Caffery kannte noch ein paar andere Umstände, die sich nicht zu einer definitiven Erkenntnis addieren ließen.
    »Damien? Ein dunkelblauer Vauxhall.«
    »Das ist mehr als vier Jahre her. Sorry. Keine Ahnung.«
    »Simone?«
    »Tut mir leid. Da waren überall Autos. Ich kann mich wirklich nicht erinnern.«
    Caffery schob den MP3-Rekorder herum, sodass das Richtmikrofon auf sie wies. »Sie haben sie morgens zur Schule gebracht? In Bruton?«
    Sie nickte und beugte sich vor. Ihr Blick war auf den Rekorder gerichtet. Ein Arm lag quer vor ihrer Brust, und die Hand ruhte leicht auf der Schulter. Der andere Arm hing nach unten. »Ganz recht. Ich weiß nicht, wie viel Sie schon wissen, aber Cleo war damals neun. Inzwischen ist sie zehn. Es hat zwei Stunden gedauert, bis ich hörte, dass sie in Sicherheit war.« Sie lächelte Damien an – ein kleines, mitfühlendes Lächeln. »Die schlimmsten zwei Stunden meines Lebens.«
    Damiens Mund stand halb offen. » Zwei Stunden ? Ich hatte keine Ahnung. Hab nie was davon gehört. Ich hatte wirklich keine Ahnung.«
    »Es stand in der Lokalzeitung, aber viel weiter ist es nicht gedrungen. Ich nehme an, wenn ein Kind wohlbehalten zurückkommt, erfährt man nichts davon. Und es war ja auch ungefähr um dieselbe Zeit, als die Frau dieses Fußballspielers verschwand. Misty Kitson? Da interessierte sich niemand für das, was uns passiert war.«
    »Mrs. Blunt?« Sofort schnitt Caffery ihr das Wort ab. Er

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