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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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kriminaltechnischen Labor in der Zentrale in Portishead, während er mit den Technikern verhandelte, um den Milchzahn möglichst schnell mit Marthas DNA vergleichen zu lassen. Als er im Labor endlich fertig war, hatte er Mitleid mit dem verdammten Hund, hielt an einem Tiernahrungsladen an und kaufte einen ganzen Armvoll Hundefutter. Der Kauknochen war eine ziemlich optimistische Erwerbung, dachte er, doch er legte ihn trotzdem neben Myrtle auf den Rücksitz.
    Es war schon nach zehn, als er am Abend wieder ins MCIU -Gebäude zurückkehrte. Aber dort herrschte immer noch reger Betrieb. Myrtle hinkte an seiner Seite durch den Korridor, während überall Leute den Kopf aus ihrer Tür streckten, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln, ihm Berichte und Nachrichten zu übergeben, aber hauptsächlich, um den Hund zu streicheln oder spöttische Bemerkungen zu machen: Jack, Ihr Hund sieht aus, wie ich mich fühle. Hey, das ist Yoda im Pelzmantel. Brav, mein pelziger Yoda.
    Turner war auch noch da, zerzaust und müde, aber zumindest ohne Ohrring. Er nahm sich ein bisschen Zeit, um Caffery über den Stand der immer noch fruchtlosen Suche nach dem Vauxhall zu informieren und ihm die Kontaktdaten des Superintendent zu geben, der die Überwachung des Pfarrhauses genehmigt hatte. Etwas mehr Zeit nahm er sich, um in die Hocke zu gehen und auf Myrtle einzureden, die zur Antwort ein- oder zweimal müde mit dem Schwanz wedelte. Lollapalooza gesellte sich zu ihnen, immer noch mit komplettem Make-up, jetzt jedoch ein wenig unachtsam: Sie hatte die Highheels ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt, sodass man den Flaum der feinen dunklen Härchen an ihren Unterarmen sehen konnte. Bei den Sexualstraftätern sei sie nicht nennenswert weitergekommen, teilte sie mit. CAPIT habe eine kurze Liste von Leuten erstellt, von denen sie glaubten, sie könnten den Kriterien entsprechen, und sie seien über Nacht überprüft worden. Aber sie konnte Caffery etwas anderes sagen: Chondroitin sei das Mittel der Wahl gegen die Arthritis des Hundes. Das oder Glucosamin. »Ach, und streichen Sie jede Art von Getreide aus dem Speiseplan des armen Tiers.« Und damit meinte sie wirklich jedes Getreide, sämtliche Sorten.
    Als sie gegangen war, öffnete Caffery eine Dose Chum und ließ den Inhalt auf einen der gesprungenen Teller aus der Küche plumpsen. Myrtle fraß langsam, den Kopf zur Seite gedreht; sie schonte die linke Seite ihres Kiefers. Das Hundefutter stank. Als Paul Prody um halb elf den Kopf zur Tür hereinstreckte, hing der Geruch immer noch im Raum. Prody verzog das Gesicht. »Angenehm.«
    Caffery stand auf, ging zum Fenster und öffnete es einen Spalt breit. Kalte Luft wehte herein und brachte den Geruch von Betrunkenen und Take-away-Imbissen mit. In einem der Geschäfte gegenüber brannte Weihnachtsbeleuchtung im Schaufenster. Aber offiziell begann Weihnachten natürlich im November. »Und?« Schwer ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Seine Arme hingen herab, und er fühlte sich halb tot. »Was haben Sie für mich?«
    »Hab gerade vor ein paar Minuten mit der Presseabteilung gesprochen.« Prody trat ein und setzte sich. Myrtle lag auf dem Boden, die Schnauze auf den Pfoten, und verdaute ihr Fressen. Sie hob den Kopf und musterte ihn mit unbestimmtem Interesse. Sogar Prody zeigte Anzeichen der Erschöpfung. Sein Jackett war zerknittert, und seine Krawatte hing locker um den Hals, als hätte er zwei Stunden zu Hause auf dem Sofa vor dem Fernseher verbracht. »Die überregionalen und die Lokalzeitungen sowie sämtliche Fernsehsender haben Bilder vom Haus der Bradleys gebracht. Die Hausnummer an der Tür war deutlich zu erkennen, und die Inschrift ›The Vicarage‹ auch. Der Ausschnittdienst sucht noch, aber bisher haben sie nichts weiter gefunden als ›das Haus der Bradleys in Oakhill‹. Nichts Konkreteres. Keinen Straßennamen. Und kein Wort von dem Zahn. Nirgends.«
    »Dann könnte er es gewesen sein.«
    »Sieht so aus.«
    »Das ist gut.«
    »Gut?« Prody sah ihn fragend an.
    »Ja. Es bedeutet, er kennt die Gegend von Oakhill – kennt die A37. Das ist super.«
    »Ja?«
    Caffery legte die Hände auf den Schreibtisch. »Nein. Es ist immerhin etwas, aber ›super‹ ist es nicht. Wir wussten ja schon, dass er sich in der Gegend auskennt. Und was heißt das? Dass er eine Wohnsiedlung kennt, an der jeder Arsch in der Umgebung auf dem Weg zur Arbeit vorbeifahren muss.«
    Sie schauten hinüber zu der von kleinen Stecknadeln mit bunten Köpfen

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