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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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nie einen gegeben. Und die Graberei im Garten war eins von mehreren Mitteln gewesen, die Polizei dazu zu bringen, im Fall Kitson ihrem eigenen Schwanz nachzujagen. Vielleicht würde er nie ganz begreifen, warum er das für Flea getan hatte. Wenn sie nicht jedes Mal, wenn er sie sah, etwas in ihm erstarren ließe, wenn sie ein Mann wäre, zum Beispiel Prody oder Turner, dann hätte er sie bei dem, was er wusste, wahrscheinlich, ohne mit der Wimper zu zucken, hochgehen lassen. »Das war nicht gerade eine Sternstunde«, sagte er mit fester Stimme. »Wenn ich es noch einmal tun müsste, würde ich vieles anders machen. Aber das kann ich nicht. Der Polizei gehen die Mittel aus, und wir sind in zu vielen Sackgassen gelandet. Wie ich gestern schon sagte, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Energie auf Martha Bradley konzentrieren würden, auf das, was dieses Schwein mit ihr gemacht hat. Also …«, er hob die Hand und senkte freundlich den Kopf, »… das Videomaterial?«
    Diesmal kapierte Prody. Er lächelte grimmig. »Ja. In Ordnung. Ich kümmere mich darum.«
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, ließ Caffery sich in seinem Sessel nach hinten fallen und starrte lange zur Decke. Der Kerl erwies sich als Arschloch. Ein Zeitverschwender. Es war jetzt mehr als siebzig Stunden her, dass Martha entführt wurde. Die magische Vierundzwanzig-Stunden-Frist war längst verstrichen, und wenn er ehrlich war, bestand der nächste Schritt darin, dass er die Metropolitan Police anrief und sie bat, mit ihren speziell ausgebildeten Leichensuchhunden auf der M4 herüberzukommen. Cafferys Aufgabe war es, die Ermittlungen in Grenzen zu halten, aber er konnte Prody nicht entbehren. Es würde zu lange dauern, jemand anderen einzuarbeiten, und außerdem gab es da das winzige Problem, wie Prody die Sache darstellen würde, wenn Caffery ihn auf einen anderen Fall ansetzte. Ohne Zweifel würde der Fall Kitson dann erwähnt werden. Also musste er vorläufig die Zähne zusammenbeißen, Prody im Auge behalten und dafür sorgen, dass er sich auf die Ermittlungen konzentrierte.
    Cafferys Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche. »Flea Marley« stand auf dem Display. Er ging zur Tür und schaute hinaus in den Korridor, um sich zu vergewissern, dass niemand zu ihm wollte. Sie brachte ihn zu solchen Heimlichtuereien. Als er sichergestellt hatte, dass er allein war, kehrte er zurück an seinen Schreibtisch. Myrtles Blick verfolgte ihn, als er sich meldete.
    »Ja«, sagte er in scharfem Ton. »Was gibt’s?«
    Sie antwortete erst nach einer Pause. »Sorry. Ein schlechter Moment?«
    Er atmete aus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Nein. Es ist … ein guter Moment.«
    »Ich bin am Thames and Severn Canal.«
    »Wirklich? Wie schön. Ich hab noch nie davon gehört.«
    »Das denke ich mir. Er ist seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Hören Sie, ich muss mit dem Chef der Spurensicherung sprechen, aber der nimmt um diese Zeit keine Anrufe von einem Sergeant einer Unterstützungseinheit mehr an. Können Sie mit ihm reden?«
    »Wenn Sie mir sagen, worüber.«
    »Ich weiß, womit der Entführer seine Fußspuren unkenntlich gemacht hat. Mit einem Festmachhaken. Von einem Lastkahn. Ich halte gerade einen in der Hand, und wahrscheinlich gibt es hier Hunderte davon. Hier liegen überall tote Kähne. Und es ist nur eine Meile weit von der Stelle entfernt, wo die Reifenspuren des Yaris gefunden wurden.«
    »Wir haben da gestern nicht gesucht?«
    »Nein. Der Kanal verläuft knapp außerhalb der Parameter, die der Fahndungsberater aufgestellt hat. Was meinen Sie? Können Sie ihn dazu bringen, mal einen Blick darauf zu werfen?«
    Caffery trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Er nahm nie gern Ratschläge von Abteilungen außerhalb des Dezernats an. Das brachte die Gedanken leicht durcheinander, und man jagte hinter zu vielen Hasen her. Und Flea führte sich plötzlich auf, als wäre das ein Fall ihrer Einheit. Vielleicht versuchte sie ihren Ruf aufzupolieren. Und den ihrer Einheit.
    Aber ein Festmachhaken? Der mit den Abgüssen übereinstimmte? »Okay«, sagte er. »Überlassen Sie das mir.«
    Er legte das Telefon hin und starrte es an. Der Hund klopfte leise mit dem Schwanz auf den Boden, als wüsste er, wie jegliche Art von Gesprächen mit Flea Marley auf ihn wirkte.
    »Ja«, sagte er schlecht gelaunt und suchte die Nummer des Cheftechnikers auf der Liste. »Ich kann auf diesen Blick verzichten. Vielen Dank.«

22
    I n den frühen

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