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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Wagen in mein Labor kam.«
    »Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen.« Caffery lehnte sich zurück und drehte einen Bleistift zwischen den Fingern. Er benahm sich wie ein Arschloch, das wusste er, er zog eine Show ab, aber er war wütend auf diesen Kerl, und er wollte ihn vorführen. »Damals in London, als ich beim Morddezernat arbeitete, da kannte ich einen von der Spurensicherung. Er war ein ziemlich hohes Tier dort. Ich werde seinen Namen nicht nennen, denn vielleicht haben Sie schon von ihm gehört. So – und irgendein Muppet in Peckham hatte seine Frau umgebracht. Wir wussten nicht, wo sich die Leiche befand, aber es war ziemlich klar, was passiert war: Sie war verschwunden, ihn hatte man dabei erwischt, als er sich an einem Baum auf Peckham Rye aufhängen wollte, und die Wände in ihrer Wohnung waren voller Blut mit ein paar Handabdrücken. Nun hatten Mr. und Mrs. Muppet beide Vorstrafen, wegen Drogen, weshalb ihre Fingerabdrücke registriert waren. Sie sehen schon, worauf ich hinauswill, oder?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich dachte mir, ich kriege Fingerabdrücke von der Wand, weise nach, dass sie von der Frau stammen, und selbst wenn die Leiche nie auftaucht, haben wir einen Fall für den Staatsanwalt. Die Wohnung wird also fotografiert und so weiter, und dann hat mein Kriminaltechniker freie Hand. Er kann tun, was nötig ist, um einen hübschen Abdruck von der Wand sicherzustellen. Manche Abdrücke sind ziemlich weit oben – wir wissen immer noch nicht, wie sie da hingekommen sind und ob der Ehemann sie vielleicht hochgehoben hat oder was. Jedenfalls hat die arme Frau ihre Hände fast zweieinhalb Meter hoch in die Luft gestreckt. Na, wie Sie wissen, haben die Jungs von der Spurensicherung Trittplatten auszulegen, aber in diesem Fall hat mein Freund sie irgendwo vergessen oder aufgebraucht, oder was weiß ich. Jetzt sieht er eine Kiefernholztruhe mit einem Fernseher drauf, einen knappen halben Meter von den Abdrücken entfernt. Er zieht die Truhe aus der Ecke, klettert hoch, sichert die Abdrücke an der Wand und schiebt die Truhe wieder zurück. Und bingo – die Abdrücke sind von Mrs. Muppet. Aber zwei Tage später räumt ein Verwandter die Wohnung aus und bemerkt einen ekligen Geruch, der – Sie haben’s erraten – aus der Truhe kommt. Sie wird geöffnet, und drin liegt die Leiche der Frau, und auf dem Teppich darunter ist Blut, und in dem Blut befindet sich die Schleifspur, die beim Hin- und Herschieben der Truhe entstanden ist. Wir nehmen uns den Techniker vor, und was tut er?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er zuckt die Achseln und sagt: ›Oh, ich dachte schon, die war ein bisschen schwer, als ich sie rüberschob.‹ Ich dachte schon, sie war ein bisschen schwer !«
    »Und was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass es in Ihrem Beruf Leute gibt – und selbstverständlich würde ich Ihnen damit nichts unterstellen wollen –, Leute, die dermaßen tunnelsichtig sind, dass sie nicht mehr erkennen, was vor ihrer verdammten Nase liegt. Sie schieben ein dickes, fettes Schuldbekenntnis zur Seite, um einen verfluchten Blutspritzer an der Wand sicherzustellen.«
    Der Kriminaltechniker spitzte die Lippen und sah ihn ein wenig von oben herab an. »Der Wagen wurde untersucht , Mr. Caffery. Er wurde am Morgen ins Labor gebracht und kam sofort auf Platz eins unserer Liste, weil Sie einen Dringlichkeitsvermerk eingetragen hatten. Wir haben ihn von oben bis unten untersucht. Komplett. Da war nichts unter dem Fahrgestell. Nichts. «
    »Haben Sie diese Untersuchung persönlich beaufsichtigt?«
    »Versuchen Sie nicht, mich festzunageln. Ich beaufsichtige nicht persönlich jeden Auftrag, den wir bekommen.«
    »Sie haben es also nicht selbst gesehen?«
    »Ich sage Ihnen, wir haben gründlich gearbeitet.«
    »Und ich sage Ihnen, das haben Sie nicht. Sie haben ihn nicht untersucht. Haben Sie wenigstens den Anstand, es zuzugeben.«
    »Sie sind nicht mein Vorgesetzter.« Der Mann deutete mit dem Finger auf Caffery. »Ich bin kein Cop, und ich arbeite nicht nach Ihren Regeln. Ich habe keine Ahnung, wie Sie Ihre Dienstbesprechungen hier sonst führen, aber ich muss mir das nicht gefallen lassen. Es wird Ihnen noch leidtun, dass Sie so mit mir umgesprungen sind.«
    »Kann sein. Aber ich bezweifle es.« Er hob die Hand und deutete zur Tür. »Bitte sehr, Sie können gern gehen. Aber passen Sie auf, dass Sie beim Verlassen des Raums nicht die Tür in den Arsch kriegen.«
    »Lustig, der Mann. Wirklich

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