Verderbnis
uns abgeholt, nicht wahr, gestern? Die Spurensicherung hat ihn zum Büro der MCIU gebracht?«
»Ja. Ich habe den Empfang quittiert. Cory wollte, dass Emily so schnell wie möglich wieder in dem Auto fährt, damit sich daraus kein Problem entwickelt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass da ein …«
»Sie haben auf der Fahrt zu Ihrer Mutter nirgendwo haltgemacht?«
»Nein. Wir sind auf dem kürzesten Weg zu ihr gefahren. Und Cory folgte uns mit seinem Wagen.«
»Und bei Ihrer Mutter? Was haben Sie da mit dem Audi gemacht?«
»Ihn in die Garage gestellt. Niemand hatte Gelegenheit, in seine Nähe zu kommen.«
Caffery schüttelte den Kopf. In seinem Blick lag eine Verschlossenheit, die sie nicht verstand. »Hat Emily über das, was passiert ist, gesprochen? Im Detail?«
»Nein. Die Frau von CAPIT sagte, wir sollen sie nicht bedrängen. Es würde schon kommen, wenn Emily so weit wäre. Warum? Glauben Sie, er hat das Ding angebracht, als sie bei ihm war?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
»Aber Ihre Spurensicherer. Wenn er das getan hätte, dann hätten sie es doch …« Plötzlich ging ihr ein Licht auf. Und sie wusste, warum sein Blick so verschlossen war. »O mein Gott. O mein Gott. Sie meinen, Ihre Leute haben den verdammten Wagen nicht ordentlich untersucht.«
»Janice, machen Sie Emily bereit, ja?«
»Ich habe recht. Ich weiß es. Ich sehe es Ihnen am Gesicht an. Sie denken das Gleiche. Er hat das Ding angebracht, als er – ich weiß nicht –, vielleicht, als er den Wagen an die Böschung fuhr, und Ihre Leute haben es nicht gefunden. Sie haben einen verdammten Peilsender nicht entdeckt, der mitten unter dem Wagen hing . Und – was haben sie sonst noch übersehen? Vielleicht auch seine DNA ?«
»Sie haben gründlich gearbeitet. Sehr gründlich sogar.«
»Gründlich? Sehr gründlich? Würden Marthas Eltern auch finden, dass sie ›gründlich gearbeitet‹ haben? Hmmm? Wenn sie hörten, dass Ihre Leute den Wagen untersucht und so etwas übersehen haben, würden sie dann überhaupt noch einen Rest Vertrauen aufbringen?« Sie brach ab und wich einen Schritt zurück. Er hatte sich nicht bewegt, aber etwas in seinem Gesicht zeigte ihr, dass er diese Sache nicht auf die leichte Schulter nahm. Es bekümmerte ihn genauso. »Entschuldigung«, murmelte sie töricht und hob zerknirscht eine Hand. »Es tut mir leid. Das war nicht nötig.«
»Janice, glauben Sie mir, Sie ahnen nicht, wie leid es mir tut. Das alles hier.«
35
C affery brauchte weniger als eine Stunde, um die Schuldigen zusammenzutrommeln. Die Besprechungszimmer der MCIU waren beide besetzt; also benutzte er einen Tisch im Großraumbüro der Computerabteilung, während die Datenerfasserinnen ringsum versuchten, ihre Arbeit fortzusetzen. Den Chef der Kriminaltechnik und den Mann, der die Costellos zu dem Haus in Peasedown gefahren hatte, platzierte er an einen niedrigen Couchtisch am Rand des Raums, wo die Computermädchen ihre Lunch- und Kaffeepausen verbrachten. DC Prody war auch anwesend; er saß an einem benachbarten Tisch und hörte mit halbem Ohr zu, während er in irgendeiner Akte blätterte. Es handelte sich um eine Akte zum Entführungsfall, nicht um eine aus der Revision zum Fall Misty Kitson. Caffery hatte das schon überprüft.
»Würden Marthas Eltern glauben, dass Sie gründlich gearbeitet haben?« Der Erste, den Caffery an die Wand nageln wollte, war der Chef der Spurensicherung, ein hagerer Typ, der eine ausgeprägte Ähnlichkeit mit Barack Obama aufwies. Sein Haar war kurz und adrett geschnitten, was ihn für seinen Beruf viel zu distinguiert aussehen ließ; er wirkte eher wie ein Jurist auf der Führungsebene eines Konzerns oder wie ein Arzt. Er war es, der den Wagen im kriminaltechnischen Labor in Southmeads millimetergenau untersucht und nach DNA -Spuren des Entführers gefahndet hatte. »Würden sie das glauben? Ja? Dass Sie gründlich gearbeitet haben? Würden sie sehen, was Sie mit dem Audi der Costellos gemacht haben, und sagen: ›Das war gute Arbeit. Wir haben großes Vertrauen zu dieser Polizei. Die ziehen dort wirklich alle Register‹?«
Der Kriminaltechniker blickte Caffery mit versteinerter Miene an. »Der Wagen wurde untersucht . Von oben bis unten. Das habe ich bereits erklärt.«
»Dann erklären Sie mir noch etwas. Wo ist ›unten‹ bei einem Auto? Wo ist Ihrer Meinung nach im rechtlichen Sinne ›unten‹? Bei den Türschwellen? Beim Auspuff?«
»Das wurde alles überprüft. Da war kein Peilsender, als der
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