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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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lustig.« Der Kriminaltechniker verschränkte die Arme. »Aber es ist okay, vielen Dank. Ich glaube, ich bleibe noch. Allmählich gefällt es mir hier.«
    »Wie Sie wollen. Sie können ja die Computermädchen ein bisschen unterhalten.« Caffery wandte sich an den Spezialisten, der die Costellos in das erste Safe House gebracht hatte. Er trug Anzug und eine hübsche Krawatte und saß vorgebeugt da, stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie und starrte einen Punkt auf Cafferys Brust an.
    »Und?« Caffery beugte sich ebenfalls vor und drehte den Kopf zur Seite, um dem Fahrer in die Augen zu sehen. »Was ist mit Ihnen?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Haben Sie in Ihrer Ausbildung nicht gelernt, den Wagen zu überprüfen, in den Sie einsteigen? Ich dachte, das ist der Trick bei der Sache: dass Sie niemals in ein Auto steigen, das Sie nicht auf Herz und Nieren gecheckt haben. Ich dachte, das ist eine Gewohnheit bei Ihnen. Ein Instinkt, der Ihnen antrainiert wurde.«
    »Was soll ich sagen? Es tut mir leid.«
    »Das ist alles? Es tut Ihnen leid ?«
    Der Fahrer blies die Backen auf und lehnte sich zurück. Er spreizte die Hände und deutete auf den Kriminaltechniker. »Eben haben Sie zu ihm gesagt, er soll den Anstand haben, es zuzugeben. Ich habe es zugegeben. Ich hab den Wagen nicht gecheckt, ich war nur halb bei der Sache, und jetzt tut es mir leid. Sehr leid.«
    Caffery funkelte ihn an. Darauf gab es keine Antwort. Der Mann hatte recht. Und er, Caffery, war das Arschloch, das hier saß wie Nero in der Gladiatorenarena und seinen bescheuerten Bleistift zwischen den Fingern drehte. Sie mochten Fehler begangen haben, die Truppe mochte ihre Unzulänglichkeiten haben, aber entscheidend war, dass der Entführer sie austrickste. Und das beunruhigte ihn. »Scheiße.« Er warf den Bleistift hin. »Das läuft alles scheiße.«
    »Bei Ihnen vielleicht.« Der Kriminaltechniker stand auf und schaute zur hinteren Tür. »Bei mir nicht.«
    Caffery drehte sich um und sah eine rundliche junge Frau in einem schwarzen Hosenanzug, die zwischen den Tischen hindurch auf sie zukam. Mit ihren glatten blonden Haaren und der orangefarbenen Sonnenbräune wirkte sie wie eine der Daten-Indexerinnen. Aber er kannte sie nicht, und das Zögern in ihrem Blick verriet, dass sie neu war. Sie hielt einen Plastikumschlag in der einen Hand.
    »Danke.« Der Kriminaltechniker nahm ihr den Umschlag ab. »Bleiben Sie kurz hier. Es dauert nicht mehr lange. Wir können dann zusammen zurückfahren.«
    Die junge Frau wartete verlegen neben den niedrigen Sofas, während er sich wieder hinsetzte und den Inhalt des Umschlags auf den Tisch schüttelte. Es war ein Dutzend Fotos. Er schob sie mit den Fingerspitzen hin und her. Alle zeigten ein Auto aus verschiedenen Blickwinkeln: Innenraum, Karosserie, Heckansicht. Es war ein schwarzes Auto mit champagnerfarbener Innenausstattung: der Audi der Costellos.
    »Ich glaube, das ist die Perspektive, die Sie sehen möchten.« Er wählte ein Foto aus und schob es über den Tisch zu Caffery. Es zeigte den Wagen von unten, mit Auspuffanlage und Bodenblech, und es trug den Datumsstempel vom vergangenen Tag, 11.23 Uhr. Caffery starrte das Bild ein, zwei Sekunden lang an. Er wünschte, er hätte ein Paracetamol genommen. Es war nicht mehr nur der Kopf; alle Knochen taten ihm weh, nachdem er letzte Nacht mit dem Walking Man in der Kälte gesessen hatte. Der Wagen auf dem Foto war clean. Absolut clean.
    »Höre ich da eine Entschuldigung?«, fragte der Kriminaltechniker. »Oder ist das zu viel verlangt?«
    Caffery nahm das Foto in die Hand und hielt es so fest, dass sein Daumennagel weiß wurde. »Sie haben ihn hergebracht, oder? Die Costellos haben ihn hier abgeholt.«
    »Sie wollten sich den weiten Weg zum Labor ersparen. Die wohnen in Keynsham, oder? Irgendwo in der Nähe. Da fanden sie es einfacher, ihn hier abzuholen. Ich hab ihn herfahren lassen. Ich dachte, ich tue Ihnen einen Gefallen.«
    »Sie haben die Einlieferungspapiere bei meinem Büroleiter unterschrieben?«
    »Ja.«
    »Und der muss die Abholung quittiert haben …« Caffery studierte das Foto. Irgendwo zwischen dem Büro hier und dem Haus der Costellos wurde dem Wagen ein Peilsender verpasst. Und die einzige Gelegenheit – die Haare auf seinen Unterarmen sträubten sich –, die einzige Gelegenheit dazu war hier gewesen, hier unten auf dem Parkplatz. Auf einem gesicherten Parkplatz, den nicht einmal ein Fußgänger so einfach betreten konnte, wenn er keinen

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