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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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ihr ein Licht auf. Sie wich einen Schritt zurück unter den Schutz des Vordachs. »Das ist ein Witz. Sie meinen, er weiß, wo wir sind? Er hat auch dieses Haus ausfindig gemacht?«
    »Können Sie einfach hineingehen und Emily fertig machen?«
    »Er hat uns gefunden, ja? Er ist da draußen und beobachtet uns in diesem Augenblick. Sie wollen mir sagen, er hat uns gefunden.«
    »Das will ich überhaupt nicht sagen. Sie waren bisher sehr kooperativ; also bleiben Sie jetzt bitte ruhig. Gehen Sie ins Haus, und packen Sie Ihre Sachen. Ich habe ein Zivilfahrzeug angefordert. Das ist in solchen Fällen völlig normal. Wir verlegen die Leute von Zeit zu Zeit. Das ist übliche Praxis.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    Cafferys Funkgerät fing an zu rauschen. Er wandte ihr den Rücken zu, schlug seinen Mantel zur Seite und beugte den Kopf hinunter, um leise hineinzusprechen. Sie hörte nicht, was er sagte, aber sie verstand ein paar Worte seines Gegenübers: den Namen der Straße und »Tieflader«.
    »Sie lassen den Wagen wieder abholen. Warum? Was hat er damit gemacht?«
    »Gehen Sie einfach ins Haus, und machen Sie Ihre Tochter fertig. Bitte.«
    »Nein. Sie sagen mir jetzt, was los ist.« Nun war sie wütend, so wütend, dass es ihr egal war, ob der Entführer da draußen lauerte und mit einem Gewehr auf sie zielte. Sie trat hinunter in die Einfahrt und spähte die Straße entlang. Niemand zu sehen. Sie ging in die Hocke, um das Heck des Audi zu inspizieren, prüfte es eingehend und fragte sich, was ihr hier entging. Sie lief seitlich herum, ohne den Wagen zu berühren, beugte sich jedoch weit hinunter, damit sie auch die kleinste Auffälligkeit erkennen konnte. Es war nicht leicht gewesen, so kurz nach der Entführung in dieses Auto zu steigen. Gestern, als sie es von der Polizei zurückerhielt, hatte sie den Innenraum mit anderen Augen gesehen. Hatte versucht, auf Türgriffen und Kopfstützen einen Schatten des Mannes zu entdecken, der Emily geraubt hatte. Aber physisch war alles unverändert gewesen. Jetzt ging sie an der Beifahrertür vorbei nach vorn, vorbei an der Delle im rechten Kotflügel und wieder zurück zur Fahrertür. Caffery stand mit verschränkten Armen da. Sie blieb bei ihm stehen. »Könnten Sie einen Schritt zurücktreten? Ich möchte mir dieses Stück ansehen.«
    »Ich glaube nicht, dass das nötig ist.«
    »Aber ich.«
    »Nein. Nötig ist, dass Sie hineingehen und Ihre Tochter darauf vorbereiten, von hier wegzufahren.«
    »Es hilft nicht weiter, dass Sie mich beschützen wollen. Was immer Sie tun, es bringt mir nichts, wenn Sie mir Dinge verheimlichen. Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten? Sie mögen Polizist sein, aber dieser Wagen ist immer noch mein Eigentum.«
    Zwei Sekunden lang blieb Caffery regungslos stehen. Dann machte er einen Schritt zur Seite, ohne dass seine Miene sich veränderte. Er stand jetzt dem Haus zugewandt, als interessierte er sich plötzlich dafür und nicht für den Audi. Langsam und mit wachsamen Blicken studierte sie den Teil, den er verdeckt hatte. Da war nichts – nichts Merkwürdiges oder Ungewöhnliches. Kein Kratzer, keine Beule. Niemand hatte versucht, die Tür aufzubrechen. Als sie absolut sicher war, dass sie nichts finden würde, trat sie einen Schritt zurück; sie blieb einfach in der Einfahrt stehen, ohne zu sprechen oder sich zu bewegen, und bemühte sich schweigend, dieses Rätsel zu lösen. Sie brauchte ein paar Augenblicke, aber schließlich klickte etwas in ihrem Kopf. Sie ging in die Hocke, stützte sich mit einer Hand auf dem regennassen Boden ab und spähte unter den Wagen. Wie eine Schnecke klebte dort ein dunkler, eckiger Kasten, vielleicht so groß wie ein kleiner Schuhkarton.
    Sie sprang auf.
    »Schon okay«, sagte Caffery. »Das ist keine Bombe.«
    »Keine Bombe? Was, zum Teufel, ist es dann?«
    »Ein Peilsender.« Wie er es sagte, klang es, als fände man so etwas praktisch jeden Tag unter dem Fahrgestell eines Familienautos. »Er ist jetzt abgeschaltet. Keine Sorge – der Dienstwagen wird jeden Moment hier sein. Wir müssen dann sofort losfahren. Ich schlage vor, Sie bringen Ihre Familie zur …«
    »O mein Gott.« Sie rannte ins Haus und durch die Diele, bis sie Emily im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Fernseher hocken sah. Caffery folgte ihr. Janice schloss die Zimmertür und drehte sich zu ihm um.
    »Wie um alles in der Welt macht er das?«, flüsterte sie. »Ein Peilsender . Wann hat er den anbringen können?«
    »Sie haben ihn bei

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