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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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nämlich dass du in Zukunft keine Agentin mehr brauchst.«
    »Zumindest vorläufig nicht, sorry, Norma. Es tut mir Leid, du hattest es nicht immer leicht mit mir. Aber ich gönne mir wieder eine schöpferische Pause. Vermutlich wird sie diesmal etwas länger dauern. Ich werde in das Haus am Gardasee ziehen und über mein weiteres Leben nachdenken. Mein Atelier in London behalte ich. Und wahrscheinlich werde ich auch wieder fotografieren. Keine Auftragsarbeit mehr, sondern irgendwelche Projekte, vielleicht für ein Fotobuch oder eine Ausstellung. Und da brauche ich dann sicherlich wieder deine Hilfe.«
    »Ich würde mich freuen, Mark. Du warst zwar immer mein schwierigster Patient, aber ich weiß, was du drauf hast. Du könntest einer der ganz Großen werden.«
    Mark lachte. »Warum dieser ganze Stress? Ich mag nicht prominent werden. Ich möchte meine Ruhe, tun und lassen, was ich will. Und dank Grandma Ottilia kann ich das jetzt ohne Gewissensbisse.« Mark zögerte kurz. »Sieht man einmal davon ab, dass ich nicht verstehe, warum mein Halbbruder Rudolf im Testament fast leer ausgegangen ist. Da habe ich wirklich ein schlechtes Gewissen. Das erscheint mir nicht fair.«
    »Aber so viel ich weiß, ist er sowieso sehr wohlhabend.«
    »Ja, das ist er, Gott sei Dank. Im andern Fall würde ich bei allem Respekt vor dem letzten Willen meiner Großmutter eine kleine Korrektur vornehmen und ihm seinen Anteil übertragen.«
    »Sei doch nicht verrückt. Deine Großmutter wird schon ihre Gründe für ihre Entscheidung gehabt haben.«
    Mark drehte den schlanken Stiel des Champagnerglases nachdenklich zwischen den Fingern. »Sie wird sich wohl etwas dabei gedacht haben, richtig! Aber was? Das würde ich gerne wissen.«

15
    E r saß am Tisch, vornübergebeugt, die Ellbogen aufgelegt und den Kopf zwischen die Hände gestützt. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die drei Würfel aus Elfenbein. Die eingelassenen Diamanten blinkten ihn herausfordernd an. Er hatte eine Entscheidung zu treffen, für die er ihren Rat benötigte. Eine Entscheidung von womöglich großer, fast schicksalhafter Tragweite. Das Glück hatte bei ihm einiges gutzumachen. In den letzten Wochen und Monaten hatte er sich auf einen verheerenden Kampf mit dem Roulette eingelassen. Obwohl er nie daran zweifelte, dass er die Fähigkeit und den Instinkt hatte, die Schlacht letztlich mit Bravour für sich zu entscheiden, hatte das Roulette bislang obsiegt. Ein paar Mal war er nur knapp davor gestanden, das Blatt auf dramatische Weise zu wenden. Und furchtlos hatte er in diesen Momenten der Wahrheit massive Summen investiert. Selbst für seine Verhältnisse waren das oft aberwitzige Spieleinsätze gewesen. Nun musste er sich eingestehen, dass er im Eifer des Gefechts den Überblick verloren hatte. Jedenfalls steckte er in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Alle bisherigen Maßnahmen, dieses Problem zu lösen, waren ungeachtet seines Engagements und seines Einfallsreichtums kläglich gescheitert. Freilich war die Situation nicht gänzlich neu für ihn. Schon einige Male hatte er sich ganz dicht am Abgrund befunden. Und noch immer war es ihm gelungen, den Sturz ins Bodenlose abzuwenden. Dabei bedurfte es zuweilen ziemlich radikaler Maßnahmen, das musste er zugeben. Diese waren ihm auch nicht besonders sympathisch. Nein, keineswegs. Aber sie mussten sein. C’est la vie! Es gab Gewinner und Verlierer. Und er zählte nun mal zu den Gewinnern, spätestens dann, wenn abgerechnet wurde. Das Leben war ein Spiel.
    Was blieben ihm für Optionen? Er konnte sich das Leben nehmen. Ein völlig abwegiger Gedanke natürlich, aber durchaus angemessen, diese Option in sein bevorstehendes Würfelspiel aufzunehmen. Als zusätzlichen Thrill sozusagen. Allzu groß sollte die Chance freilich nicht sein. Bei dreimaligem Würfeln und einer addierten Augenzahl von unter achtzehn würde er sich das Leben nehmen. Und zwar noch heute! Eine Art russisches Roulette. In Ordnung, damit hatte er den Würfeln auch diese Chance eingeräumt. Aber er war sich sicher, dass es dazu nicht kommen würde.
    Was gab es sonst für Möglichkeiten? Er könnte einige Spieler überfallen und ausrauben, von denen er wusste, dass sie spätabends vor den wirklich großen Events immer viel Bargeld bei sich führten. Das sollte nicht allzu schwierig sein. Er konnte die Überfälle auf verschiedene Orte verteilen. Der Verdacht würde sicher nicht auf ihn fallen, gab es doch unter Spielern einen gewissen

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