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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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hatten ihn dazu ermutigt. Und jetzt? Jetzt lag eine Zukunft vor ihm, in der er sich alles leisten, in der nichts mehr passieren konnte. Er war der Meister des Universums.
    Seine Spielsucht würde er besser denn je in den Griff bekommen, da war er sich ganz sicher. Was machte es für einen Sinn, beim Roulette große Summen zu setzen, wenn Geld keine Rolle spielte? Wo blieb da der Thrill? Nein, das konnte ihn nicht mehr reizen. Gewiss, ab und zu würde er noch spielen, zum Zeitvertreib und im Angedenken an früher. Aber es gab andere Freuden, die es sich zu kultivieren lohnte. Und die Würfel? Sie würden ihn weiter begleiten und ihm den Weg weisen.
    Er nahm die Würfel einzeln und nacheinander in die Hand, küsste sie und legte sie in eine kleine silberne Schatulle, die innen mit Samt ausgeschlagen war und außen ein seltsames byzantinisches Muster aufwies.

27
    C ommissario Sanabotti spielte nervös mit dem Bleistift. Sein deutscher Kollege, Hauptkommissar Wächter, schien dagegen die Ruhe selbst. Wächter saß neben Sanabotti hinter einem großen Schreibtisch. Ihnen gegenüber wartete Mark auf die nächste Frage. Er war zu diesem Gespräch in die Questura von Verona gebeten worden, weil man sich von seiner erneuten Befragung irgendeinen Hinweis erhoffte, der die Polizei auf die Spur seiner Entführer bringen würde.
    »Nun«, setzte Sanabotti das Gespräch fort, dabei energisch mit dem Bleistift auf seine Schreibunterlage klopfend. »Sie sind sich sicher, dass keine Namen gefallen sind, auch keine Vornamen?« Sanabotti betrachtete verblüfft die abgebrochene Mine seines Bleistifts, um dann mit der flachen Hand die Spuren von seinem Tisch zu wischen.
    Mark schüttelte den Kopf. »Das hatten wir doch schon. Ich bin mir sicher, ja, das heißt, nein, es wurden keine Namen genannt.«
    »Zu schade«, konstatierte Sanabotti. Er brachte aus einer Schublade einen Spitzer zum Vorschein. »Ich kann einfach nicht glauben, dass es überhaupt keine Anhaltspunkte gibt. Irgendetwas muss Ihnen doch aufgefallen sein.«
    »Sie können mir glauben, ich habe mir das Hirn zermartert. Aber mir fällt einfach nichts ein, außer dem, was ich Ihnen schon erzählt habe.«
    Hauptkommissar Wächter kniff die Augen zusammen. »Sie haben von einer Chemietoilette in Ihrem Kellerverlies erzählt, richtig?«
    »Stimmt, ja. Die war, wie es schien, ganz neu. Haben die wohl extra für mich gekauft.«
    Sanabotti drehte versonnen den Bleistift im Spitzer.
    »Können Sie sich an die Marke erinnern? Hatte dieses Klo einen Namen?« Wächter sah Mark erwartungsvoll an.
    »Könnte sein, ja. Moment mal.« Mark hielt sich kurz die Augen zu. »Ja, ich hab’s. Buonodore hieß das Ding.«
    Sanabotti lachte laut auf. »Das ist mal ein schöner Name für ein Chemieklo. Wohlgeruch! Nicht zu glauben, was die sich alles einfallen lassen.«
    »Ist das eine bekannte Firma oder Marke?«, wollte Wächter von Sanabotti wissen.
    »Nun, Campingtoiletten sind nicht gerade mein Spezialgebiet«, stellte Sanabotti fest. »Aber ich glaube nicht, hab jedenfalls noch nie davon gehört.«
    »Das wäre doch die Mühe wert«, sagte Wächter.
    »Das wäre es, sì, assolutamente.« Sanabotti prüfte mit dem Zeigefinger die Qualität der Bleistiftspitze.
    »Ich meine …«, wollte ihm Wächter auf die Sprünge helfen.
    »Allora, ich habe schon verstanden, Collega. Ich werde eine Fahndung nach diesen hübschen Klos ausschreiben.«
    »Eine Fahndung?« Wächter grinste.
    »Natürlich, eine Großfahndung sozusagen. Wir werden sofort recherchieren, wo es diese Toiletten gibt. Hoffen wir, dass sie selten sind, dann haben wir eine Chance. Vielleicht kann sich jemand an einen Käufer aus der Zeit kurz vor der Entführung erinnern.« Sanabotti legte den Bleistift zufrieden auf seinen unbeschriebenen Notizblock und griff zum Telefonhörer.
    »Allzu viel haben wir ja wirklich nicht«, sagte Mark resignierend zu Wächter, während Sanabotti seine Anweisungen gab.
    »Wie man’s nimmt. Dank Ihrer Beschreibung wissen wir ungefähr, wo ihr Verlies zu suchen ist. Und einer Ihrer Entführer war besonders groß gewachsen. Zugegeben, das reicht nicht aus. Vielleicht kommen wir über die Geldscheine weiter, wir haben ja die Nummern, aber bislang sind sie nicht aufgetaucht.«
    »Oder meine Entführer wissen, wie sie das Geld reinwaschen können. So was soll ja auch möglich sein.«
    »Ist es, leider, ja. Aber wir und unsere italienischen Kollegen, wir gehen jeder Spur nach, und sei sie noch so

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